"Lonero" – so soll der Windpark heißen, den die Gemeinden Lohr, Neustadt und Rothenfels auf ihrem Gebiet errichten wollen. Am Dienstagabend haben Bürgermeister, Energieversorgung Lohr-Karlstadt und das beauftragte Ingenieurbüro Plan PSW das Projekt in der Neustadter Turnhalle erstmals öffentlich präsentiert und Fragen der etwa 400 Besucher beantwortet. Rund die Hälfte der Besucher kam aus Neustadt. Das Interesse war groß.
Viele Fragen aus dem Publikum
Über eine digitale Plattform konnten die Bürger ihre Fragen stellen und gewichten. Das wurde gut genutzt – über 100 Eingaben zählte die Plattform zum Ende der Veranstaltung, einige davon mit über 20 Likes. Im Vordergrund standen Fragen zur Erschließung des Windparks, der Sicherheit der Trinkwasserversorgung sowie der Beteiligung der Bürger.
Für den Windpark Lonero werde ein Mindestabstand von 1200 Metern zu nächstgelegenen Wohngebieten eingehalten, erläuterte Mariella Schubert vom Ingenieurbüro Plan PSW. Das sei ein größerer Abstand als in den meisten anderen Vorranggebieten. Margarethenhof und Aurora hingegen gelten als Einzelgehöft, von dem nur 600 Meter Abstand eingehalten werden müssten. Sie würden aber bei der Berechnung von Schall und Schattenwurf berücksichtigt.
Trinkwasser geschützt
"Wir nutzen die Infrastruktur im Wald," betonte Schubert mit Blick auf die Zufahrtswege zu den Windrädern. Noch könne man nichts dazu sagen, weil die genauen Standorte nicht feststehen. Dann folge eine Streckenstudie, um zu prüfen, welcher Weg am wenigsten aufwendig sei. Zur Illustration zeigte sie ein Bild von einem Transporter mit einem Windradflügel an einer anderen Baustelle im Wald. Windradflügel würden geneigt transportiert, um auch enge Kurven im Wald passieren zu können.
Gleich mehrere Fragesteller sorgten sich um die Sicherheit der Neustadter Trinkwasserversorgung, insbesondere mit Blick auf mögliche Öl-Leckagen der Windräder. Bürgermeister Stephan Morgenroth betonte, das aktuell ausgewiesene Wasserschutzgebiet sei komplett aus dem Vorranggebiet ausgeschlossen, obwohl das nicht verpflichtend sei. Ingenieurin Schubert ergänzte, aktuelle Windkraftanlagen seien sehr viel seltener von Öl-Leckagen betroffen und mit Sensoren und einer Auffangwanne ausgestattet.
Die Kosten für den Rückbau seien fest geregelt, erläuterte Schubert auf eine dementsprechende Frage. "Wir werden die Windräder zurückbauen, weil sie irgendwann nicht mehr betrieben werden können", erklärte sie. "Das ist ein dynamisches Bauwerk, die Standsicherheit ist irgendwann durch." Bei der Genehmigung müssten Rückbaukosten geschätzt werden, dann eine Bürgschaft zugunsten der Genehmigungsbehörde hinterlegt werden. Die Kosten lägen bei 350.000 bis 450.000 pro Windrad.
Abschaltzeiten zum Schutz
"Natürlich müssen wir Ausgleichsmaßnahmen umsetzen", betonte Schubert. Bevor klar sei, welche, müssten erst Standorte festgelegt werden. Dann überlege man mit Kommunen und Förstern, was wo sinnvoll sei. Zum Schutz von Fledermäusen gebe es Abschaltzeiten. Außerdem werde in den ersten zwei Jahren gezählt, wie viele und welche Fledermäuse im Gebiet aktiv sind.
Einige Besucher äußerten den Eindruck, nicht mitgenommen worden zu sein. "Hier wurden einfach Fakten gesetzt", lautete eine Meinung. Der Lohrer Bürgermeister und promovierte Politikwissenschaftler Mario Paul erinnerte daran, dass das Kriterium hier das Votum der Stadt- und Gemeinderäte sei. "Das ist das Gremium, das über den Fortgang entscheidet", sagte er.
Michael Gram und Stephan Morgenroth rekapitulierten die verschiedenen Gemeinderatsentscheidungen zur Unterstützung eines Windparks auf ihrer Gemarkung. "Wir versuchen, Sie von Anfang an mitzunehmen und haben nie etwas im stillen Kämmerlein gemacht", betonte Gram. Die gremialen Beschlüsse seien in öffentlicher Sitzung beschlossen worden, ergänzte Morgenroth. "Öffentliche Sitzung heißt: Alle Bürgerinnen und Bürger sind willkommen." Der Zuspruch sei aber meist begrenzt. "Wir teilen die Bedenken, es ist ein Eingriff in die Natur. Wir versuchen, ihn so gering wie möglich zu halten und die Chance daraus zu nutzen", warb er um Unterstützung. Das Publikum reagierte mit Applaus.
Mario Paul ergänzte, in Lohr sei die Entwicklung etwas anders. Das Vorranggebiet habe sich erst im zweiten Halbjahr 2024 so konkretisiert, "dass wir mit aufspringen konnten". Das sei ein Glücksfall.
Im Anschluss an die Veranstaltung wurde die Projekt-Internetseite www.wp-lonero.de freigeschaltet. Dort wird auch das Protokoll der Veranstaltung mit Antworten auf weitere Fragen verfügbar sein.