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BURGSINN
Großeltern-Generation 2016: Aktiv und ganz nah dran
Großeltern-Generation 2016 Schon immer kümmerten sich Oma und Opa mit um die Enkel. Ging es früher mehr um die Versorgung, steht heute die Beschäftigung im Vordergrund. Zwei Großväter berichten aus ihrem bewegten Enkel-Leben.
Opa Heinz Herget aus Burgsinn beim Schmusen im Vorgarten mit seinen Enkelkindern (von links) Emilia, Maja, Opa Heinz und Patrick Herget.
Foto: Inken Kleibömer | Opa Heinz Herget aus Burgsinn beim Schmusen im Vorgarten mit seinen Enkelkindern (von links) Emilia, Maja, Opa Heinz und Patrick Herget.
Inken Kleibömer
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:02 Uhr

Kuscheln mit Opa? Oder ein Windel wechselnder Großvater? Vor 50 Jahren war das noch undenkbar. Mittlerweile aber hat sich das komplett geändert. Die Großeltern von heute stehen nicht nur gleichberechtigt am Wickeltisch und füttern den Nachwuchs mit Kürbisbrei, sondern hocken auch stundenlang mit ihnen auf dem Spielteppich, um die Holzeisenbahn aufzubauen, Puzzle zu legen oder Malbücher auszufüllen. Sie nehmen sie mit auf Ausflüge, machen Reisen und erklären ihnen die Welt. Wie bewegt so ein Opaleben im Jahr 2016 aussehen kann, erzählen zwei Großväter aus der Region.

Der 61-Jährige Heinz Herget ist als Hausmeister der Sinngrundschule und Sinngrundhalle in Burgsinn eigentlich vollbeschäftigt. Nach Dienstschluss ist für ihn aber noch lange nicht Feierabend: Acht Schafe und etliche Hühner wollen gefüttert werden und die drei in unmittelbarer Nachbarschaft wohnenden Enkel Emilia (14), Patrick (13) und Maja (10) kommen selbstverständlich und ohne große Ankündigung täglich zu ihm. Heinz Herget ist glücklich, den Enkeln mehr Zeit als damals den eigenen Kindern widmen zu können. Damals war er Bademeister im Burgsinner Freibad. Natürlich lernten seine Kinder und später auch die Enkel Schwimmen bei ihm. Aber mittlerweile hat Opa auch Zeit, wenn es um die Schulaufgaben geht.

Dafür „helfen“ die Kinder seit früher Kindheit beim Füttern der Tiere. Maja hat eines von den Tieren „gezähmt“, es kommt auf Zuruf und lässt sich streicheln. Früh sagt er ihnen, dass die Tiere irgendwann geschlachtet werden, und dass das „natürlich“ sei. Da gibt es keine Tränen, denn Opa erklärt behutsam und kindgerecht. Und Opa Herget ist ein „leidenschaftlicher“ und vorzüglicher Koch, bei dem jeden Sonntag mindestens zehn Leute am Tisch von seiner Frau Ulli und ihm sitzen.

Und „mit Opa ist es immer lustig“ versichern Emilia, Patrick und Maja, die noch immer richtig gern mit Opa schmusen. Gerne spielen alle zusammen Canasta, da kann es richtig spät werden und Opa macht zwischendurch noch eine zünftige Brotzeit. Dann wird eben bei Oma und Opa geschlafen, sie sind für alle Fälle gewappnet. Für die Enkel gilt: Der Opa ist immer und zu jeder Zeit für sie da und sie lieben ihn aus vollem Herzen.

An seine eigenen Großväter kann sich Heinz Herget nur wenig erinnern. Er ging noch nicht einmal zur Schule, als der letzte starb. Wenn der Opa zu Besuch kam, setzten sich die beiden auf eine Bank unter dem Birnbaum, um den Tauben zu zusehen. Viel gesprochen wurde dabei nicht. Dann und wann wurde dem Bub eine Birne geschält, aber so richtig unterhalten konnten sie sich nicht.

„Dazu hatte man vor älteren Menschen einfach zuviel Respekt“, sagt Heinz Herget. Man mochte sich, wie es sich gehörte. Ähnlich war es mit dem schwer arbeitenden Vater, der den Kleinen allerdings schon einmal fütterte. Nicht, dass er etwas bewusst vermisst hätte. Es war einfach so.

Auch für Opa Matthias Muthig aus Burgsinn begann mit der Nähe zu dem Sohn seiner Tochter, seinem Enkel Jonas, „die tollste Lebenserfahrung, auf die er bislang zurückblicken kann“. Seine eigene Jugendzeit verbrachte er ohne Opas. Sie lebten alle nicht mehr. Der Vater hatte durch seinen Beruf als Werkmeister wenig Zeit. Zwar ging Matthias Vater Alfred mit den drei Söhnen nach dem wöchentlichen Kirchgang spazieren. Aber die Familie ging zum Beispiel nie gemeinsam ins Freibad. Dafür wurde ein Zelt im Garten aufgeschlagen und Fahrradfahren großgeschrieben.

Es gab nie Schläge, aber es wurde auch nie geschmust. Natürlich hat Alfred Muthig seine Kinder nie gewindelt. Da die Familie mit zwei Großmüttern und einer Tante unter einem Dach lebte, war stets eine Person in der Nähe, wenn das Ehepaar mal etwas vorhatte.

Ganz anders sieht es heute aus: Zweimal in der Woche ist für ihn und seine Frau Anita „Enkeltag“, damit die Mama einem Job nachgehen kann. Der Knirps wird früh am Morgen abgeholt und dann wird erst einmal ausgiebig gefrühstückt, bevor es kategorisch heißt: „Opa mit“! Das bedeutet für den in der „Ruhephase“ lebenden Elektrotechniker, dass im Wohnzimmer oder in der Werkstatt „gearbeitet“ wird. Mit großer Geduld gehen beide zu Werke, wenn sich auch für den Opa durch die „Hilfe“ der Bau des Gartenzaunes erheblich verlängerte.

Muthig genießt diese Zeit mit Jonas mit allen Sinnen. Er ist fasziniert von seinen täglichen Fortschritten, die er aus nächster Nähe miterleben kann. Opa Matthias erläutert kindgemäß und hat selbst viel Spaß daran. Wenn die Oma nicht da ist, füttert und wickelt er den Kleinen. Ein Kinderbett, ein Kindersitz, Hochstuhl und viele Spielsachen sind bei den Burgsinner Großeltern auf dem „Mäusberg“ zu finden.

Ein besonderes Glücksgefühl überkommt den Großvater, wenn der Knirps kommt und ihn voller Freude drückt und umarmt – noch umklammert er dabei nach Kräften dessen Beine. Manchmal muss Opa aber auch energisch und konsequent „nein“ sagen: Genascht wird zum Beispiel nur mit ausdrücklicher Genehmigung. Beim Sprechen kommt es manchmal zu witzigen Ausdrücken: So guckt Jonas am liebsten kleine Filme auf dem „Deptop“ (Laptop). Im Herbst kommt Jonas in der Kindergarten, bis dahin genießen Groß und Klein die täglichen Erlebnisse, das Dazulernen und die liebevolle Zuwendung ohne Zeitdruck, wie sie nur ein Traumgroßvater anbieten kann.

 
Opa Muthig aus Burgsinn hat den neuen Sandkasten hervorragend bestückt. Nun kann der Frühling kommen, damit Enkel Jonas darin arbeiten kann.
Foto: Inken Kleibömer | Opa Muthig aus Burgsinn hat den neuen Sandkasten hervorragend bestückt. Nun kann der Frühling kommen, damit Enkel Jonas darin arbeiten kann.
 
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