
Der Herbst war bisher mild, aber die Grippe- und Erkältungswelle bleibt deswegen in diesem Jahr nicht aus. Das beobachtet Apotheker Dennis Blackenstein von der Easy Apotheke: „Die Tage waren noch warm, aber die Nächte dann überraschend kalt.“ So mancher habe da wohl die warme Jacke nicht schnell genug gefunden oder „einfach trotzdem gegrillt.“ In seiner Apotheke ist daher zur Zeit schon viel los, ebenso wie in der Spessart-Apotheke, „das ist aber jedes Jahr so um diese Zeit“, heißt es dort.
In der Hubertus-Apotheke von Eric Martin sieht es ähnlich aus. Zu ihm kommen die Menschen schon, bevor sie überhaupt krank sind: „Viele wünschen sich ein Wundermittel, das eine Grippe ganz verhindert – oder zumindest zügig heilt.“ Das gebe es aber beides nicht. „Ein Grippe dauert immer gleich lange, egal, ob man sie behandelt oder nicht“, so der Apotheker. Typischerweise beginne ein Grippe mit Halsschmerzen und Schnupfen, dann kämen Kopf- und Gliederschmerzen hinzu. Nach drei bis vier Tagen setze dann der Husten ein, nach weiteren ein bis zwei Tage werde daraus „produktiver Husten“ mit Schleim. „Insgesamt dauert ein grippaler Infekt meistens zwischen sieben und zehn Tagen“, so Martin.
Zur Vorbeugung: Frische Luft und Bewegung

Ein Wundermittel, damit es gar nicht erst zu einer Grippe oder einem grippalen Infekt kommt, hat auch Günter Meyer von der Laurentius-Apotheke nicht. Eine gesunde Ernährung sei hilfreich, sagt er, Obst, Gemüse und Salat geben dem Körper Vitamine, um die Abwehrkräfte zu stärken, Trinksäfte aus Aroniabeeren und Zink könnten das Ganze unterstützen. Und noch einfacher: „Frische Luft und Bewegung“, sagt Meyer, „sind einfach wichtig.“ Und bei dem derzeit angenehmen Herbst mache das auch einfach Freude.
Martin plädiert für ein lokale Behandlung der Symptome dann, wenn sie wirklich auftreten. Das heißt, lieber nur ein Nasenspray in der frühen Grippephase, als ein Kombi-Präparat, das auch schon Wirkstoffe gegen Husten enthält. „Wenn sich das Beschwerdebild ändert, muss man dann die Behandlung anpassen,“ so Martin. Dennis Blackstein betont außerdem: „Wichtig ist, wer behandelt wird: Ein Kind, ein Erwachsener, ein Senior, eine Schwangere? Das eine Grippe-Mittel gibt es nicht.“
Auf den eigenen Körper hören
„Das eine Grippemittel“ aus der Natur wünschen sich manche Kunden auch von Claudia Freisinger, die in Erlenbach den Kräuterladen „Ringelblümchen“ betreibt. „,Die nächste Grippe kommt bestimmt, doch nicht zu dem der Thymian nimmt' heißt zum Beispiel ein Spruch in der Naturheilkunde“, erklärt sie lachend. Dabei stimmt sie den Apothekern zu, es müsse jede Phase eines grippalen Infekts nacheinander und jeder Mensch individuell behandelt werden. „Wer krank ist, sollte sich auch fragen ,Warum bin ich gerade so anfällig?'“, so Freisinger. Sie rät, auf das eigene Bauchgefühl zu hören und dem Körper die Zeit zu geben, die er braucht.
Gegen die Symptome könnten dann auch natürliche Mittel helfen: Bei einer Halsentzündung empfiehlt Freisinger beispielsweise Salbei, bei Kopf- und Gliederschmerzen Mädesüß und zum Schleimlösen bei Husten tatsächlich Thymian – „den haben viele ja eh schon im Garten.“ Den könne man pflücken, mit einem Mörser etwas zerdrücken, um die Wirkstoffe freuzusetzen, und dann mit heißem Wasser als Tee aufgießen.
Schleimlösende Tees waren schon vor einhundert Jahren gefragt, weiß Eric Martin, der auch das Museum in der Obertor-Apotheke betreibt. „Damals wurden aber auch schon die ersten fiebersenkenden Mittel wie Aspirin eingesetzt“, sagt er. „Außerdem haben Kranke sich wirklich geschont – das machen sie heute viel zu selten.“