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Gräfendorf
Gräfendorfer Gemeinderat würde 70 Hektar Wald zur Kernzone eines Biosphärenreservates beisteuern
Matthias Wallrapp (hinten Mitte mit Plan in der Hand) und Bürgermeister Johannes Wagenpfahl (links daneben) erläuterte den Gräfendorfer Gemeinderäten den Waldumbauplan.
Foto: Wolfgang Schelbert | Matthias Wallrapp (hinten Mitte mit Plan in der Hand) und Bürgermeister Johannes Wagenpfahl (links daneben) erläuterte den Gräfendorfer Gemeinderäten den Waldumbauplan.
Wolfgang Schelbert
 |  aktualisiert: 25.05.2024 02:41 Uhr

Der Gräfendorfer Gemeinderat unternahm in seiner jüngsten Sitzung eine Exkursion nach Weickersgrüben zum Winterberg und Tannenberg unterhalb des Sodenberges. Bürgermeister Johannes Wagenpfahl zeigt sich offen für die Einrichtung eines Biosphärenreservates im Spessart und könnte für die Gemeinde eine Fläche von bis zu 70 Hektar Wald als Kernzone anbieten. Um den Gemeinderäten und der Bevölkerung die Überlegungen und Vorteile darzulegen, lud er das Gremium zu einer Exkursion in das mögliche Kernzonengebiet ein. Beratend dabei waren Forstbetriebsleiter Matthias Wallrapp, Dr. Thomas Keller von der Regierung von Unterfranken, Landrätin Sabine Sitter, Sebastian Kühl vom Landratsamt Main-Spessart, zwei Jagdpächter und einige Ortsbewohner aus Weickersgrüben.

Kernzone könnte touristisch attraktiv sein

An zwei Haltepunkten im Waldgebiet und auf einer Rundfahrt durch das Areal am westlichen Basaltbruch Sodenberg zeigte Wallrapp den Waldzustand. Viele Buchen sind im Giebelbereich sehr licht an Blattbestand oder bereits abgestorben. Aufgrund des Klimawandels haben die Buchen teilweise keine Zukunft mehr, so Wallrapp. Hier könnte die Natur sich selbst überlassen werden und in etwa fünf Jahren keine Waldbewirtschaftung mehr erfolgen. Dann würden nur noch Pflegemaßnahmen entlang der Wanderwege erlaubt sein, aber kein Holzeinschlag mehr.

"Die Jagd wäre davon nicht betroffen und die Jagdpacht würde weiterbestehen", so die Aussage von Thomas Keller. In der Kernzone werde dann ein Jagdkonzept erstellt werden, das die Möglichkeit gibt, Hochsitze zu versetzen und Jagdschneisen zu schlagen. Im Fachjargon der Behörden heißt die Jagd in Zukunft "Wildtiermanagement". Durch die Ausweisung von 70 Hektar Wald an einem Stück würde eine komplexe Fläche entstehen, die auch touristisch attraktiv wäre. "Das wäre eine Kernzone, die man mit Stolz vorzeigen könnte und die im Interesse der Wanderregion Sodenberg wäre", sagte Keller anerkennend.

Einige Gemeinderäte sehen die Planung jedoch skeptisch, fürchten Einschränkungen in der Privatsphäre oder zu Bittstellern bei der Jagdausübung zu werden. Dem widersprachen Thomas Keller und Sabine Sitter. Die einzige gravierende Einschränkung wäre die Nutzung von Holzrechten, da etwa die Hälfte des Gemeindewaldes in Weickersgrüben aus der Nutzung genommen werden würde.

Holzlose aus Nachbargemeinden

"Das Problem könnte aber durch Zuweisung von Holzlosen in den Nachbargemeinden geregelt werden", entkräftete Bürgermeister Wagenpfahl die Sorgen der Holzwerber. Zudem ist kein Privatwald, sondern nur Gemeindewald und Wald des Juliusspitals Würzburg betroffen. Für die Stilllegung des Waldes in der Kernzone werden 50 Cent je Quadratmeter und Jahr an Prämien vom Staat bereitgestellt. Dazu gibt es für die eingesetzte Fläche der Kernzone sogenannte Ökopunkte, die wieder bei anderen Baumaßnahmen in der Gemeinde angerechnet und als Ausgleich mit eingesetzt werden könnten.

Bürgermeister Wagenpfahl drängte auf eine Abstimmung vor Ort. Das Gremium stimmte nach kurzen Diskussionen mit 9 zu 2 Stimmen für die Ausweisung des Gebietes als Kernzone eines möglichen Biosphärenreservates, ohne nochmals zu einer Beratung ins Rathaus zusammenzukommen.

Der Gräfendorfer Gemeinderat sprach sich in seiner jüngsten Versammlung für die Ausweisung von 70 Hektar Gemeindewald für die Kernzone einer Biosphärenregion aus.
Foto: Wolfgang Schelbert | Der Gräfendorfer Gemeinderat sprach sich in seiner jüngsten Versammlung für die Ausweisung von 70 Hektar Gemeindewald für die Kernzone einer Biosphärenregion aus.
 
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