
Verkehrsschilder und die Stadt Karlstadt sind eine Romanze, die ihresgleichen sucht. Manche behaupten sogar, die Karlstadter seien unangefochtene Weltmeister im Schilder aufstellen. "Wir haben Menschen in der Verwaltung, die stellen sehr gerne Schilder auf", ist ein Satz, der in verlässlicher Regelmäßigkeit in Ausschuss- und Stadtratssitzungen zu hören ist. Spitzenreiter in dieser Kategorie dürften Einbahnstraßen, freizuhaltende Rettungswege und Haltverbotsschilder sein.
Unvergessen ist und bleibt in diesem Zusammenhang beispielsweise der Schilderwald rund um den Wiesenfelder Tennisclub im August 2023, als gleich der gesamte Ortsteil zum Haltverbot erklärt wurde und Anwohner Gerüchten zufolge bei ihren Bekannten in Rohrbach parken und den Fußbus nach Hause nehmen mussten.
Schilder hätten verhindert, dass Unbefugte Bagger fahren
Apropos Wiesenfeld: Fraglich ist, warum keine Sonderanfertigungen neben den im Bereich der Ortsumgehung genutzten Baufahrzeugen platziert wurden, um zu verhindern, dass gefühlt einmal die Woche irgendwelche Schwerenöter illegal auf Baggern und Walzen rumturnen. Hinweise wie "Bagger nach Nutzung wieder hier abstellen" oder "Walzen nicht im Straßengraben parken" hätten Schlimmeres verhindern können. Lukrativ wäre das Ganze sogar noch geworden, hätte man früh genug eine Bagger- und Walzenkasse eingeführt, in die Spielkinder jedes Mal vor Nutzung ein paar Euro hätten einwerfen müssen. Dem Haushalt hätte das gutgetan.
In der Kreisstadt stehen beizeiten auch Schilder hoch im Kurs, die eine Umleitung kennzeichnen. Bei besagter Ortsumgehung Wiesenfeld sind sie seit längerem gar nicht mehr wegzudenken. Die Kreisstadt scheint sie nun aber ein bisschen zu lieb gewonnen zu haben. Eine Pressemitteilung verrät, dass die Umleitungsschilder noch bis ins neue Jahr stehen bleiben sollen – und das, obwohl die Ortsumgehung nach anderthalb Jahren Bauzeit schon Ende November feierlich für den Verkehr freigegeben wurde und inzwischen sogar in Google Maps zu finden ist!
Grund für die Verzögerung seien aber keine kommunalen Verlustängste. Die neue wegweisende Beschilderung – ursprünglich als Weihnachtsgeschenk für die Stadt geplant – kann noch nicht geliefert werden, heißt es in der Mitteilung. Wiesenfelder, die zum Fest nach Hause fahren wollten, müssen somit ohne Wegweiser zurechtkommen. Der ortsunkundige Verkehr könne aber nicht sicher über die neue Umgehungsstraße geleitet werden und soll bis Januar weiterhin die überörtliche Umleitung nutzen.
Wie aber weiß ich, ob ich ortskundig genug bin, um zu passieren? Keine Sorge, es wurde an alles gedacht. Hierfür werden am Straßenrand auf Höhe der Umleitungsschilder ganztägig Passierscheine von Mitarbeitenden der Stadt ausgestellt. Nur wer den legendären Passierschein A38 im Auto mit sich führt, darf sich Wiesenfeld aus der Nähe anschauen. Allen anderen bleibt weiterhin nur der "walk of shame" über die B26.