Der Nikolaus-Fey-Straße in Karlstadt ihren Namen abzuerkennen, ging überraschend einfach. Nach einer Viertelstunde hatte der Stadtrat einstimmig beschlossen, dass das Sträßlein am längsten so geheißen hat. Das nur als Wink für den Lohrer Stadtrat, der wohl irgendwann über den Nikolaus-Fey-Weg abstimmen wird, ebenso der Steinfelder Gemeinderat – in welcher Wahlperiode auch immer – über die Nikolaus-Fey-Straße in Hausen.
Zugleich seien diese Gremien gewarnt: Schwierig wird's erst, wenn es um den neuen Namen geht. In anderen Fällen läuft so etwas oft äußerst unspektakulär ab. Da bekommt die Straße einfach einen Flurnamen wie "An der Groben", woraus in Karlstadt später die "Grobenstaße" wurde, "Am Tiefen Weg", der schnell zum "Tiefenweg" mutierte, oder "Hinter der Hofscheune", was Pizzafahrer noch lange ärgern wird.
Nun wälzen sich Anwohner, Stadträte und Bürgermeister nachts schlaflos hin und her. Wie wird das Sträßlein heißen? In Karscht wird gemunkelt, es wäre mal an der Zeit, den Namen einer Frau zu nehmen. Angela Merkel? Annalena Baerbock? So weit kommt's noch. Brigitte Bardot oder Beate Uhse? Na na na. Tina Turner oder Marilyn Monroe? Vielleicht, wir sind ja schließlich Kreisstadt, was Kosmopolitisches würde da gut passen.
Ein Vierteljahrhundert der Zeit voraus
Fast exakt 25 Jahre vor dem denkwürdigen Stadtratsbeschluss hat am 10. Januar 1997 die Klasse 4a der Karlstadter Grundschule vorsorglich für einen solchen Fall, wie er jetzt eingetreten ist, Namen gesammelt, darunter Maria Ward, Hildegard von Bingen, Elisabeth von Thüringen, Anne Frank, Rosa Luxemburg, Sophie Scholl, Gabriele Münter, Lise Meitner und Hannah Arendt.
Dabei waren auch Edith Stein (daraus wird dann die Steinstraße, die schließlich verwechselt wird mit "Am Steinlein" und der Arnsteiner Straße), Annette von Droste-Hülshoff (da sinkt schlagartig der Mietpreis, wer will schon in einer Straße mit so langem Namen wohnen?), Bettina von Arnim (wenn da mal nicht schnell die Arminstraße draus wird), Liesl Karlstadt (die Karlstadtstraße in Karlstadt, das macht stutzig) und die Komponistin Clara Schuhmann (war Schuhmann nicht ein Lebensmittelladen in der Siedlung?).
Fey ist fei nicht verkehrt
Wer sagt übrigens, dass es reale Namen sein müssen? Im Dadaismus wurden ganze Theaterstücke mit erfundenen Wörtern aufgeführt. Denkbar wäre beispielsweise eine Fikolaus-Ney-Straße. Die Post käme sicher auch an, ohne dass die Anwohner überall ihren neuen Straßennamen angeben müssten. Oder noch einfacher: Nikolausstraße. Das ist unverfänglich wie Bienen- und Blümchenstraße oder Vögelweg. Ein Kompromiss zwischen dem Wunsch der Anwohner (die meisten wollen den Namen beibehalten) und dem Stadtratsbeschluss wäre die Feistraße. Des wär fei echt nit schlecht.
Das lässt sich aber rechtschreibtechnisch noch toppen: Hatten wir's nicht vorhin von der Liesl Karlstadt? Da fällt einem unweigerlich ihr Bühnenpartner ein, der Karl Valentin. Das war a Lustiger. Der hieß allerdings in Wirklichkeit Fey, Valentin Ludwig Fey. Der wäre bestimmt einverstanden, einfach seine Vornamen wegzulassen.
