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Main-Spessart
Glosse: Vom Neandertaler zum Maintaler
Es gibt Wissenschaft, und es gibt Facebook. Wer das eine geschickt mit dem anderen verquickt, kann zu erstaunlichen Ergebnissen kommen, zum Beispiel über Main-Spessart.
Dieser freundliche Herr ist ausgestorben. Vielleicht, weil er keine Maske trug. (Nachbildung im Neanderthal-Museum in Mettmann).
Foto: Federico Gambarini,DPA | Dieser freundliche Herr ist ausgestorben. Vielleicht, weil er keine Maske trug. (Nachbildung im Neanderthal-Museum in Mettmann).
Michael Fillies
Michael Fillies
 |  aktualisiert: 11.02.2024 06:17 Uhr

Um Erkenntnisgewinn ist die Redaktion stets bemüht. Deswegen sei an dieser Stelle der geneigten Leserschaft die Serie "Aus der Geschichte Main-Spessarts" ans Herz gelegt. Auch gestern wieder verbarg sich Hochspannendes hinter dem Titel der nunmehr sechsten Folge: "Als aus Jägern Bauern wurden". Unser Streifzug durch die Jahrtausende wird dereinst sicher schlüssig begründen, wie dieses eigenartige zentrumlose Gebilde namens Main-Spessart so ganz ohne Not und scheinbar sinnfrei entstehen konnte.

Weil es diese Rubrik erlaubt, sich augenzwinkernd mit Fakten zu befassen – genau wie facebook also – lassen sich erstaunliche Parallelen zwischen Einst und Jetzt fabulieren. So war in der vierten Folge gleich in der Überschrift zu lesen: "Funde von Faustkeilen beweisen, dass der Neandertaler die Region immer wieder besuchte. Dann starb er aus." Natürlich nicht wegen der Besuche. Vielmehr ist daraus zu schließen, dass MSP schon damals eine besuchenswerte touristische Region war. Indes: Ist der Neandertaler wirklich ausgestorben? Sehen wir uns doch nur einmal um! Mutmaßlich kennt jeder von uns solche Urmenschen. Vor allem im Straßenverkehr sind sie häufig anzutreffen, Gaspedal statt Faustkeil. Und der Gemündener Andreas Kümmert erst! Benimmt sich beim Einkaufen wie der letzte Mensch, droht einer armen Kassiererin mit Spucke statt Speer. 

Verdrängt oder vermischt

Die Wissenschaft geht davon aus, dass der Moderne Mensch (Homo Sapiens), also wir, aus Afrika und dem Nahen Osten kommend, vor etwa 40 000 Jahren den Neandertaler verdrängt oder dominierend sich mit ihm vermischt hat. Dass genau das wieder passieren könnte, befürchten bestimmte Nachfahren des Homo Sapiens auch heute und machen damit ordentlich Stimmung. Man könnte natürlich à la facebook daneben die Theorie aufstellen, dass der Neandertaler ausgestorben ist, weil er keine Schutzmaske aufsetzen wollte. Er soll im Gebiet des heutigen Main-Spessarts in kleinen Gruppen von 15 bis 25 Personen umhergezogen sein, also ähnlich wie die heutigen Corona-Demonstranten.   

Es gibt so viele Gemeinsamkeiten zwischen den Urmenschen und uns, dass man sich fragt, warum wir statt vom Neandertaler nicht gleich vom Maintaler sprechen. Die Entwicklung ist schließlich noch lange nicht abgeschlossen. Wie beim Urmenschen gibt es auch beim Maintaler Haupt- und Nebenlinien, Zu- und Abwanderungen, Abspaltungen, Vermischungen und Sackgassen. Man denke nur an die erst vor knapp 50 Jahren entstandene Spezies der MSU-Menschen – heute ausgestorben! Dabei war die Main-Spessart-Union im Lohrer Raum einmal recht populär.

Vor Kurzem entstanden sind im Marktheidenfelder Raum ganz neu die UGM- und die proMAR-Menschen. In Main-Spessart will offenbar nicht zusammenwachsen, was zusammengehört. Ob ihnen einmal ein ähnliches Schicksal beschieden sein wird wie dem Cro-Magnon-Menschen oder dem Homo Heidelbergensis? 

 
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