
Was für ein Eiertanz. Teststrecken, Masken, geschlossene Kinos und Kneipen, Homeschooling – all das und noch viel mehr könnten wir uns in MSP sparen, wenn wir uns mal für zwei Wochen in unsere Schneckenhäuser zurückziehen würden – und mit uns die restlichen 740 Millionen Europäer oder am besten gleich die 7,7 Milliarden Menschen auf dem gesamten Globus. Sabine, sprich doch mal ein Machtwort, wenn es Angela und Markus schon nicht schaffen!
Es wäre so einfach, verglichen mit dem, was sich andere Menschen antun. Nehmen wir mal Boris Herrmann. Der 39-Jährige hat sich 80 Tage lang in Quarantäne auf seine Rennyacht begeben und in der Zeit bei der Regatta Vendée Globe einmal die Erde umrundet. Maximal eine Stunde Schlaf am Stück soll er in dieser Zeit gehabt haben. Ein Klo gibt es bekanntlich nicht an Bord seiner 18,3 Meter langen "Seaexplorer". Dieses Detail wissen wir spätestens seit Gretas Atlantiküberquerung mit genau demselben Schiff und Herrmann am Steuer. Bei wem die Mahlzeiten oben wieder herauskommen, der braucht eh keines. Auch Dusche und Whirlpool brauchte der Skipper bei seinem jetzigen Aufenthalt in dieser Nusschale nicht. Stattdessen ließ er sich 80 Tage lang in Schräglage von den Wellen durchschütteln.

Oder richten wir unseren Blick mal auf den russischen Kosmonauten Valeri Polyakov. Vom 8. Januar 1994 bis zum 22. März 1995 hatte er sich auf der Mir Raumstation gemütlich gemacht – 438 Tage am Stück. Das Ding war zwar 33 Meter lang und 31 Meter breit, doch sind das die Maße mit den Sonnenflügeln. Wirklich Platz war da drinnen ungefähr so viel wie in einer Einzimmerwohnung. Da war nix mit Gassigehen.
Von den beiden hat keiner gejammert, dass er sich vor Weihnachten nicht durch alle Glühweinstände von Karscht, Gemünden, Lohr und Hädefeld durchtrinken konnte oder gerade kein Urlaub auf den Malediven möglich war. Im Gegenteil: Auf Fotos lachen Segler und Kosmonauten immer. Die Beispiele für glückliche, eingesperrte Menschen ließen sich hier nahezu grenzenlos fortsetzen. Natürlich bräuchte so ein Rückzug eine gewisse Vorlaufzeit, sagen wir mal drei Wochen, damit sich alle vorher mit Nudeln und Klopapier eindecken können. Das haben die vor dem Raketenstart auch gemacht.
Was hätten uns solche zwei Wochen alles ersparen können, wenn wir sie uns schon vor Monaten verordnet hätten. Zum Beispiel hätten wir nie mit dem Begriff "Click & Collect" begegnen müssen. Wer weiß, was da noch kommt. Aber noch ist ja nicht aller Tage Abend. Gönnen wir uns mal die zwei Wochen. Wem bei dem Gedanken mulmig wird, der möge sich zum Trost den Film "Das Boot" ansehen. In den eigenen vier Wänden kann er sich sicher sein, dass er von dort wieder auftauchen kann. Es wird nicht einmal zu einer Kollision mit einem Fischertrawler kommen.