
Wer neu in einem hohen Amt ist, hat's nicht leicht. Locker-flockig-nahbar soll so eine Person auftreten, gleichzeitig Kompetenz und rhetorische Gewandtheit ausstrahlen. Ungefähr so wie Ralf Rangnick als neuer Trainer von Manchester United.
Der 63-Jährige aus Backnang war hierzulande als Fußballprofessor eher geschätzt als geliebt, aber seine in flottem Englisch vorgetragenen, ersten Pressekonferenzen in Großbritannien waren tatsächlich unerwartet sympathisch. Da fühlten sich auch Deutsche, die Rangnick bisher eher kritisch gesehen hatten, gut im Ausland repräsentiert. Und das ist den Deutschen – das können wir ruhig zugeben – wichtig. Beweis: Nichts sagt Thomas Gottschalk lieber als "unser Mann in Hollywood". Mit diesen Worten angepriesen hat er schon Jürgen Prochnow, Til Schweiger, Ralf Möller, Matthias Schweighöfer, den Österreicher Christoph Waltz und, wenn wir ihn richtig verstanden haben, sogar Helene Fischer.
Und wenn Rangnick, der von Alter und Herkunft nicht sonderlich weit von Anglistik-Ikone Günther Oettinger entfernt ist, mit gutem Englisch auftrumpft, dann sollte das für eine über 20 Jahre jüngere Frau, die gerne darauf hinweist, dass sie in Großbritannien studiert hat, ebenfalls eine leichte Übung sein. Es war dann aber eher ernüchternd, was die neue deutsche Außenministerin bei ihren ersten internationalen Auftritten sprachlich abgeliefert hat. Naja, sponge over, sagt der Kosmopolit. Schwamm drüber.

Ist ja auch nicht einfach als Promi. Gescheit daherreden ist das eine. Vielleicht noch wichtiger ist es, auf Fotos nie never niemals unvorteilhaft auszusehen. Das Problem dabei: Diese Fähigkeit besitzen weltweit nur wenige, Cristiano Ronaldo vermutlich, Helene Fischer womöglich.
Deswegen hat ein Bürgermeister in Main-Spessart eine komplett neue, auf den ersten Blick kontra-intuitiv wirkende Taktik entwickelt: Marktheidenfelds Stadtoberhaupt Thomas Stamm empfängt jede Bildmöglichkeit mit offenen Armen und einer Portion Humor.

Und siehe da: Ob mit Hula-Hoop-Reifen um die Hüfte, alberner Faschingsmütze auf dem Kopf oder mit Teststäbchen tief in der Nase – Stamm kommt gut rüber. Davon inspiriert hat sich Karlstadts Bürgermeister Michael Hombach mit einem Lächeln auf die neuen Fitnessgeräte im Stadtteil Laudenbach geschwungen.

Und was sollen wir sagen: Wir wissen nicht, ob Stamm das Wonnemar retten oder Hombach die Kreisstadt zur Weltmetropole entwickeln wird, aber grundsätzlich sind Selbstironie und im Zaum gehaltene Eitelkeit Eigenschaften, die ihnen gut stehen. Über sich selbst schmunzeln können, mal den Etiketten-Fünfer gerade sein lassen, dem Leben und seinen Aufgaben mit Humor begegnen, das ist so wichtig in dieser Zeit mit "Kackorona", um mal den dreijährigen Kindermund zu zitieren. Schönen Advent und bleibt gesund.