Die fünfte Jahreszeit ist vorbei, jetzt geht's mit der ersten wieder von vorne los. Die Kinder haben bei den Faschingszügen alle wieder so viel Süßigkeiten zusammengelesen, dass die Eltern ihnen guten Gewissens sagen können, dass jetzt in der Fastenzeit keine neuen Naschsachen gekauft werden. Aber Coronavirus, der Streit um den CDU-Vorsitz und irre Amokläufer, die sich zu viel AfD-Seiten und Verschwörungstheorien reinpfeifen, lassen manchen ehemaligen Narr bang in die nahe Zukunft blicken und machen auch den Karli nachdenklich.
Aber die Polizei ist wachsam, wie ein Vorfall nach dem Gemünnemer Züchle zeigt. Ein 19-Jähriger, der sich von der guten Stimmung hat anstecken lassen und ein bisschen zu viel getrunken hat (1,8 Promille – womöglich war es Corona-Bier?), hat nach dem Züchle in der Obertorstraße mit einer Schusswaffe rumgefuchtelt. Die Polizei kam gleich mit mehreren Streifenwagen angerückt, sicherte die Einsatzstelle und nahm sich den vermeintlichen Gefährder zur Brust.
Die Waffe stellte sich als täuschend echt aussehende Softair-Pistole – im Polizeijargon "Anscheinswaffe" – heraus. Es ist natürlich traurig, dass die Polizei dieser Tage wegen einer Spielzeugpistole, die mit Druckluft putzige Plastikkügelchen verschießt, so einen Aufwand treiben muss, aber es gibt halt einfach zu viele Spinner, die nicht nur mit Plastikkügelchen schießen. Der Karli hatte früher im Fasching auch Anscheinswaffen, z.B. einen Plastik-Colt mit Schießplättlich – den hätte der Cowboy in Gemünne vermutlich behalten dürfen, weil der nie und nimmer echt ausgesehen hat.
Was wäre der Sinngrundbörger ohne einen gescheiten Weck?
Der Karli hat sich vorgenommen, jetzt unbedingt mal einen Sinngrundbörger zu probieren, der jetzt in aller Munde ist. Den gibt es klassischerweise mit Fleisch, aber auch in einer fleischlosen Variante. Manchen scheint aber weder die eine noch die andere zu schmecken. Jetzt in der Fastenzeit ist natürlich der vegetarische oder der mit Sinngrund-Biber vorzuziehen. Wichtig ist jedenfalls, dass ein gescheiter Weck dabei ist, nicht so ein Ding, das man in eine Streichholzschachtel knören kann.
Aber dass in Gemünne nicht mehr jeder weiß, was ein Weck ist, hat der Karli neulich feststellen müssen. Da hat er einem jungen Mann aus der Dreiflüssestadt, der an einer Supermarktkasse saß und dessen Name nicht auf größere Migrationsbewegungen seiner Vorfahren schließen lässt, gesagt, es wäre noch ein Weck zu bezahlen. Der Gemünnemer hat auch nach Wiederholung des Anliegens verständnislos geschaut wie ein Auto. Nein, "Weck" sage man in Gemünne nicht, wurde der Karli belehrt.
Was lernen wir daraus? Weck ist Dialekt, aber der Dialekt ist weg – jetzt reden alle nur noch von Brötchen. Weck-Gläser gibt's ja auch kaum noch. Und wer von den Jüngeren kennt noch Peter Weck (nein, nicht Wackel)? An Weckrufen hingegen herrscht kein Mangel. Mögen sie erhört werden.