
Die Kunstszene hat Wolfgang Beltracchi, die Luftfahrt hat Frank Abagnale, der Spiegel hat Claas Relotius und jetzt hat auch Marktheidenfeld endlich einen eigenen Meisterfälscher. 23 Jahre alt soll er sein, Student und aus dem Großraum Marktheidenfeld. Das Objekt der Fälschung: eine Mitgliedskarte für das Sportzentrum der Universität Würzburg. Die skurrile Geschichte, die dahinter steckt, hat der Fritz nun erfahren. Und Achtung: Jetzt wird's kompliziert.
Ausschnitt einer Pressemitteilung der Polizeiinspektion Marktheidenfeld vor ein paar Tagen: "Am Sonntagabend brachte ein ehrlicher Finder die Geldbörse eines 23-jährigen Studenten aus dem Landkreis, die er zuvor im Stadtgebiet gefunden hatte, zur Polizei Marktheidenfeld. Darin befand sich unter anderem eine Mitgliedskarte für das Sportzentrum der Universität Würzburg. Nach genauerer Betrachtung durch die Polizeibeamten stellte sich heraus, dass die Karte offensichtlich gefälscht wurde.
Weiteren Recherchen zufolge hatte der Student im August diesen Jahres in Uettingen selbst einen Geldbeutel gefunden und diesen damals ebenfalls bei der hiesigen Dienststelle abgegeben. Bei der Aushändigung an den Eigentümer bemerkte dieser das Fehlen seiner Zugangskarte, die sich im Portemonnaie befand. Die Karte hatte der 23-Jährige vermutlich vor der Abgabe der Geldbörse an sich genommen und im Nachhinein mit falschen Daten versehen."
Wie der Vorfall wirklich war
Das Problem war nur, dass dem zuständigen Beamten bei der Recherche ein kleiner Dreher unterlaufen ist. Nicht der Student hat im August den Geldbeutel gefunden, sondern er hat ihn beim Tanken auf sein Autodach gelegt, ist weggefahren und hat ihn selbst auf der B8 verloren. Nicht er selbst, sondern ein 60-jähriger Mann fand den verlorenen Geldbeutel daraufhin. Als die Polizei den jungen Mann also vor ein paar Tagen anruft und ihm vorwirft, dass er praktisch seine eigene Zugangskarte aus der gefundenen Geldbörse entwendet und diese auf seine Daten geändert habe, fällt der natürlich aus allen Wolken.
Nun ist es nicht so, als wäre eine Zugangskarte für ein Sportzentrum mit einem Personalausweis zu vergleichen. Es ist ein labbriges Stück Papier mit einem aufgeklebten Bild, hat der Vater des Studenten dem Fritz berichtet. Beim Durchsehen nach dem ersten Verlust habe der Sohn wahrscheinlich die Karte übersehen und aus Versehen als verloren gemeldet. Es dauert aber, bis auch die Polizei das glaubt. Die Anzeige wegen Unterschlagung und Urkundenfälschung wird erst fallen gelassen, als der Student bei einem zweiten Termin die Fundanzeige vom August vorweisen kann. "Man stelle sich vor er hätte die Fundanzeige vom August nicht mehr,"erzählt der Vater.
Ob jetzt bald in Hädefeld die Kamerateams einfallen, um Dokumentationen oder Hollywoodblockbuster mit Leonardo DiCaprio und Tom Hanks zu drehen, das bezweifelt der Fritz. Aber ins Hädefelder Kino kommen doch immer mal wieder ein paar gute Regisseure, vielleicht nimmt sich einer ja mal dieses Stoffs an.
Das allein sollte schon Verdacht erregen...