
Wer in der üblichen naiven Unbedarftheit am Donnerstag zum Karschter Marktplatz tappt, um sich kurz vor 12 Uhr vor dem Fischstand aufzureihen, ehe die Beschäftigten des Landratsamts auf die Jagd nach einem Bismarckbrötchen gehen, wird alsbald jäh aus seinem Trott gerissen: Das Schwedenmännle, der Ikea-Urahn sozusagen, hebt an und bläst zum Halali: "Vom Barette schwankt die Feder..." schmettert es über den bis dahin so friedlichen Marktplatz.
Als Kind verstand ich immer "von Barette" und hielt diesen für einen Adligen, der sich eben "von" schreibt. Und was machte der? Er "schwang" die Feder. Dieses Bild von einem feschen Typ, der statt des Schwerts eine leichte Feder zückt und damit ungefähr so bedrohlich wirkt wie einer, der gleich mit einem Wattebäuschchen haut, hatte sich lange festgesetzt. Auch kam in dem Lied noch der "Wanst" vor, der sich später jedoch als "Wams" entpuppte.
Vergebliche Sehnsucht nach Taubheit
Schon ist er da und will nicht mehr gehen, der Ohrwurm: Jeder Karschter hat die Melodie schon als Fötus aufgesogen, als seine schwangere Mama zum Kupsch oder Duttlinger einkaufen ging. Wohl denen, die hinterm Saupurzel oder meinetwegen auch in Gemünden, Lohr oder Marktheidenfeld zu Hause sind. Sie müssen nicht täglich dieses Getröte erleiden. Wäre man doch mit Taubheit geschlagen. Und selbst das würde nichts nützen. Zu sehr hat sich das Tätärä eingegraben ins Hirn. Wenn uns einst die Demenz die eigenen Kinder nicht mehr erkennen lässt, "Vom Barette..." bleibt.
Liebes Schwedenmännle, wie wäre es mal mit etwas Abwechslung. Weil wir's gerade vom Fischstand hatten: "Marie, da liecht e toter Fisch" oder "Caprifischer"? In trockenen Sommern dann "Ich fahr mit meiner Klara in die Sahara", in nassen "Wann wird's mal wieder richtig Sommer". In der Adventszeit könnte "Kling, Glöckchen, klingelingeling" vom Rathaus tönen, im Frühjahr "Alle Vöglein sind schon da". Oder auch mal was Modernes: "Ein Bett im Kornfeld", "Live ist Live" und für alle Fußballfans "Er steht im Tor".
Beim Blick auf diese Setlist allerdings dämmert's: Bleib doch lieber beim "Herrn von Barette", alter Schwede.
Aber unnötig wie ein Kropf!