
Warum ein Regenschirm beim Besuch eines Faschingszugs gar keine so schlechte Idee ist? Na ja, wer schon einmal so eine richtige Bonbon-Dusche abbekommen hat, der weiß, wovon ich spreche. Alles Gute kommt eben doch von oben – das trifft vor allem auf Faschingszüge zu.
Die schönen bunten Bonbons, die dann wieder überall im Landkreis vom Gaudiwurm in die Menge geschleudert werden, heißen ja nicht umsonst Hartkaramellen, Kaubonbons oder Dauerlutscher. Ihren Härtegrad entfalten sie gleich zweimal: Einmal beim Aufprall und einmal im Mund, wenn 32 Zähne versuchen, Kleinzeug aus ihnen zu machen.
Erstaunlicherweise stört es die wenigsten, sich beim Besuch eines Faschingszuges von Süßwaren abwerfen zu lassen. Aber auch hier sieht man unterschiedliche Herangehensweisen: Die Sportlichen, die den Werfenden unerschrocken ins Auge sehen und versuchen möglichst viele Tüten, Päckchen und Drops noch während ihrer Flugphase abzugreifen. Oder die Taktischen, die gleich in gebückter Schutzhaltung auf dem Boden bleiben und rechts und links von ihnen Liegengebliebenes in die Tüte stecken.
Die Softies unter dem Wurfmaterial: Popcorn, Flips und Chips
Wer Glück hat, bekommt nur die Wattebausch-Variante unter dem Wurfmaterial ab: Mit Popcorn, Chips, Flips oder auch mit Taschentüchern, Schwämmen oder kleinen Plastikbällen beworfen zu werden, kann man ja schon fast genießen.
Übrigens, nachdem es auch immer wieder Fälle gab und gibt, bei denen Menschen durch Wurfmaterial tatsächlich Verletzungen erlitten: Nicht immer besteht ein Anspruch auf Schmerzensgeld. Es gilt das allgemeine Lebensrisiko.
Main-Spessart bietet jede Menge Alternativen
Aber mal was ganz anderes: Warum muss es eigentlich immer dieser Süßkram sein? Haben wir im schönen Main-Spessart nicht auch jede Menge Potenzial für alternatives Wurfmaterial? Es muss ja nicht gleich verhängnisvolles Sägemehl sein wie seinerzeit in Karlstadt. Wie wärs zum Beispiel mit saftigem Spessart-Moos statt Schwämmchen? Süße Weintrauben von sonnenverwöhnten Weinbergen anstatt Bonbons? Schachblumen-Samen aus dem Sinngrund für den Balkonkasten anstatt in Plastik gepackte, angewelkte Blumen-Sträußchen? Oder ein Tütchen Magerrasen für den heimischen Garten? Oder ein Fläschchen Mainwasser als heimische Bade-Essenz für ein gemütliches Vollbad daheim?
Ok, ich geb's zu, die Ideen kommen nicht von ungefähr. Geboren und aufgewachsen im Rheinland, bin ich seit jeher mit dem Reitverein im Karnevalszug mitgelaufen. Als Wurfmaterial hatten wir damals immer sorgfältig in Tütchen abgepackte Pferdeäpfel mit der Aufschrift "Rosendünger" dabei. Geworfen haben wir die Tüten aber nicht, nur per Hand übergeben – auch wenn sie schön weich gelandet wären.