
Der US-amerikanische Jazz-Posaunist, Bandleader, Komponist und Arrangeur Glenn Miller (1904-1944) ist seit mehr als 70 Jahren tot. Seine Musik aber lebt.
Einem, dem dies zu verdanken ist, ist der Niederländer Wil Salden (66). Als Fan der Swing-Musik der 1940er Jahre, der an der Musikhochschule Maastricht Klavier studiert hat, tourt er bereits seit über 30 Jahren mit dem von ihm aufgebauten Glenn Miller Orchestra durch Europa.
Vielseitiger Wil Salden
Auf mehr als 4500 Konzerte mit insgesamt über fünf Millionen Besuchern kann Salden mittlerweile zurückblicken. Am Donnerstagabend begeisterte er mit seinem Glenn Miller Orchestra und der Show „It's Glenn Miller Time“ weitere rund 700 Besucher in der fast voll besetzten Lohrer Stadthalle.
Neben Salden selbst, der den Abend moderierte, das Klavier spielte und gelegentlich als Sänger auftrat, sorgten fünf Saxofonisten (die ab und zu auch mal die Klarinette bedienten), vier Posaunisten, vier Trompeter, ein Bassist und ein Schlagzeuger für einen hinreißenden Bigband-Sound. Sängerin Ellen Bliek setzte mit ihrer ungekünstelten, warmen Stimme zusätzliche sehr angenehme Akzente.
Schön und romantisch
Moonlight Serenade, People like you and me, I won't dance, In the mood, On the sunny side of the street, When you are smiling, Rhapsody in blue: Es war eine freundliche, schöne, romantische Welt, in die das 17-köpfige Orchester seine Zuhörerinnen und Zuhörer mit weichem, harmonischem und dennoch akzentuiertem Sound entführte.
Immer wieder traten einzelne Musiker nach vorne – alleine, im Duett oder Quintett – und ließen ihre Instrumente solistisch erklingen oder in der Kleingruppe miteinander kommunizieren. Zuweilen wurde Sängerin Bliek von verschiedenen männlichen Ensemblemitgliedern gesanglich unterstützt; auch hierbei war die Harmonie perfekt.
Hin und wieder gab es kleinere Showeinlagen, beispielsweise wenn sich die Posaunisten fotogen um Wil Salden am Piano gruppierten. Oder wenn sich die Saxofonisten synchron nach links drehten, die Trompeter nach rechts und dabei kurz aufstanden, während sich die Posaunisten ihre hutförmigen Klangdämpfer zum Spaß auf den Kopf setzten.
Das Glenn Miller Orchestra zeichnete sich in der Lohrer Stadthalle nicht nur durch großes Können, sondern auch durch sichtbare Spielfreude aus. Das Publikum bedachte die Akteure auf der Bühne nach dem zweieinhalbstündigen Konzert (einschließlich Pause) mit lange anhaltendem und herzlichem Applaus, was von den Musikern mit drei Zugaben belohnt wurde.