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Glaube und Wissenschaft im Dialog
Karl Anderlohr
 |  aktualisiert: 22.03.2017 03:44 Uhr

„Astronomie und Glaube sind zwei sich ergänzende Zugangsweisen zu der einen Wirklichkeit.“ Das war einer der Kernsätze in einem Vortrag, den am Donnerstag im Pfarrheim St. Michael der Benediktinerpater Christoph Gerhard aus Münsterschwarzach hielt. Der Mönch ist Cellerar der Abtei, das heißt, er ist für deren Wirtschaft zuständig, vergleichbar mit einem Kämmerer. Er ist aber auch Astronom und hat auf dem Klostergelände eine Sternwarte aufgebaut.

Seine Begeisterung für die Sterne steckte auch seine Zuhörer an. Dafür sorgten vor allem die fantastisch schönen Aufnahmen, mit denen er sie über unser Sonnensystem und die Milchstraße hinaus bis in ferne Galaxien entführte, Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt. Ein Lichtjahr ist die Strecke, die das Licht in einem Jahr zurücklegt. Auf 13 Milliarden Lichtjahre schätzt man den überschaubaren Bereich des Kosmos – eine Strecke, die zwar mathematisch darstellbar ist, aber jede Vorstellungskraft übersteigt.

Uralte Begeisterung

Die Begeisterung für die Sterne ist uralt. Überall, wo der Mensch im modernen Sinne für die Forschung greifbar wird, erscheint er als religiöser Mensch. Das lässt sich zum Beispiel an Bestattungsbräuchen ablesen. Die älteste Abbildung eines Menschen, der die Hände zum Gebet erhoben hat, ist rund 40 000 Jahre alt. In Grabanlagen und Steinkreisen sind Bezüge zu den Sternen ablesbar. Die älteste eindeutige Darstellung von Sternen in Deutschland, die Himmelsscheibe von Nebra, ist rund 4000 Jahre alt.

In Mesopotamien wurden Ordnungssysteme entwickelt und ganze Datenbanken für Planetenkonstellationen in Keilschrift angelegt. Die Sternbeobachung der Ägypter war die Grundlage für den Kalender, der im Prinzip bis heute gilt.

Im Kontrast zur Astronomie und Astrologie der Antike stand schon das Buch Genesis der Bibel. Es sieht in den Sternen keine Götter, sondern das Werk Gottes und die frühen Kirchenväter nannten die Schöpfung „das erste Buch, das Gott geschrieben hat“. Eine neue Sicht brachten Nikolaus Kopernikus, Johannes Kepler und Galileo Galilei. Sie stellten statt der Erde die Sonne in den Mittelpunkt des Sonnensystems. Damit geriet vor allem Galilei in Konflikt mit der Kirche.

Irrweg Fundamentalismus

Daraus zog Pater Christoph den Schluss: „Wenn Aussagen der Heiligen Schrift den Erkenntnissen der Wissenschaft widersprechen, dann muss die Schrift neu und anders gedeutet werden!“ Fundamentalismus sei ein Irrweg, ob man nun wie Stephen Hawking behauptet, die Astrophysik könne alles erklären oder ob man, wie die Kreationisten dasselbe von einer wörtlich genommenen heiligen Schrift glaubt. Es brauche den Dialog zwischen Glaube und Wissenschaft. „Die Astronomie erzählt vom Schöpfungshandeln Gottes, der Glaube vom Sinn der Schöpfung.“

 
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