
"Was kann mir schon gescheh'n? Glaub' mir, ich liebe das Leben." Dies ist für Harald Milner Lieblingslied und Lebensmotto zugleich. Nun blickt der "Wahl-Lohrer" in der Steinmühlgasse auf 80 erfüllte Lebensjahre zurück. Milners Lebensleistung und persönliche Geschichte basieren neben der Familie auf dem Lehrerberuf, der Kommunalpolitik, auf Naturschutz und Ehrenamt sowie seiner Sammelleidenschaft. "Der größte Erfolg in meinem Leben war der Kampf um die Landschaft im Hafenlohrtal", sagt Milner.
Tatkräftig, mit einer gesunden Portion Humor und Lebensfreude, hat er manches umgesetzt und bewegt. Dies galt beruflich ebenso wie für sein aktives Wirken im öffentlichen Leben. Beim Blick durch die Wohnung wird bald deutlich, dass man einem weit gereisten Weltbürger mit Sammler-Gen für Kunst gegenüber sitzt. Zu bewundern sind Gemälde, Porzellan, Plastiken, Asiatika und Literatur. Gefragt nach dem Lieblingsstück, deutet er auf ein Foto der in Würzburg lebenden Tochter Eva. "Alles andere ist nur Dekoration." Und fügt hinzu: "Ohne Eva wäre ich aufgeschmissen".
Als einziger Sohn eines evangelischen Pfarrers kommt Milner 1944 in Reichenberg (heute Liberec) im Sudetenland zur Welt. Seine Vorfahren waren Schlossherren von Schloss Luck bei Karlsbad (heute Karlovy Vary). Im "Hungerwinter" 1946/47 erreichte die vertriebene Familie Bayern. Was sein Leben mitprägte, war die Erkrankung an Kinderlähmung 1952. Er absolvierte die Waldorfschule Nürnberg, studierte Religionspädagogik in Neuendettelsau und trat 1970 seine erste Dienststelle in Deggendorf an.
1977 zog er mit seiner Familie in den Spessart, womit sich sein Wunsch erfüllte. Denn er sagt: "Ich wollte immer nach Lohr." Trotz der Spätfolgen seiner Erkrankung (Post-Polio-Syndrom) bleibt der Jubilar optimistisch und ist überzeugt: "Das Leben ist schön". Das beinhaltet allemal die vierbeinige Mitbewohnerin "Molli", denn Milner gesteht: "Ohne Katze könnt' ich nicht leben." Der Jubilar hat drei Kinder, die ihn zum Großvater von drei Enkelkindern machten. Besonders stolz ist Milner auf Tochter Eva und Sohn Philipp, die mit Schlagzeuger Florian Wienczny die international erfolgreiche Elektropop-Band "Hundreds" bilden.
Den Großteil seines Berufslebens verbrachte der Diplom-Religionspädagoge am Friedrich-List-Gymnasium Gemünden und an der Lohrer Realschule. Dort unterrichtete der Kirchenbeamte 23 Jahre bis zum Eintritt in den Ruhestand am 1. August 2000 evangelische Religionslehre. Über ein Jahrzehnt lehrte er über sein Stundenmaß hinaus im Schloss Rothenbuch.
15 Jahre lang wirkte er als ehrenamtlicher Richter
Nicht nur als Pädagoge zeigte sich Milner verdienstvoll: Mit Herzblut sitzt er seit 1984 im Vorstand der Aktionsgemeinschaft Hafenlohrtal e.V. (AGH) und ist überaus dankbar für das Erreichte: "Wir haben 40 Jahre durchgehalten und das Großprojekt "Stausee im Hafenlohrtal" verhindert". Respekt verdient Milners ausgeprägte soziale Ader: 15 Jahre lang wirkte er als ehrenamtlicher Richter am Sozialgericht Würzburg. Als stellvertretender Bezirksvorsitzender, MSP-Kreisvorsitzender und Lohrer Ortsvorsitzender des VdK-Sozialverbandes vertrat er sozial Schwache.
In den 1990er Jahren war er als SPD-Stadtrat die Stimme des Volkes. Über acht Jahre unterstützte er als ehrenamtlicher Helfer das Sozialkaufhaus. Bekannt und beliebt als "Kuchen-Harald" übernahm er den Backwaren-Transport von Gemünden nach Lohr und hatte stets ein offenes Ohr für die Mitarbeiter.