Der eigenwirtschaftliche Glasfaserausbau bis ins Haus in Kreuzwertheim und Ortsteilen durch die Telekom verzögert sich auf unbestimmte Zeit. Das Unternehmen nennt wirtschaftliche Gründen als Ursache. Damit trifft es die Marktgemeinde genauso wie Nachbar Hasloch (wir berichteten).
Lediglich in Schollbrunn erfolgt der eigenwirtschaftliche Ausbau. Über die Nachricht zeigten sich die Kreuzwertheimer Gemeinderäte und Bürgermeister Klaus Thoma in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats im Rathaus sehr verärgert. Dies machten sie gegenüber den Vertretern des Unternehmens, Sandra Thierfeldt (kommunale Ansprechperson der Telekom) und Lena Grewe (Telekomtechnik), deutlich.
Thoma erinnerte daran, dass es 2021 von verschiedenen Anbietern Angebote für den eigenwirtschaftlichen Glasfaserausbau ohne Nutzung von Förderprogrammen gegeben habe. Der Gemeinderat hatte beschlossen, eine gemeinsame Erklärung dazu mit der Telekom abzuschließen. Dieser ergebe für beiden Seiten aber keine konkrete rechtliche Bindung.
Im Juni 2024 hatte die Telekom dann bei einem Gespräch mit den Bürgermeistern mitgeteilt, dass der Ausbau auf unbestimmte Zeit verschoben wird. "Die Räte waren der Meinung, auf die Telekom könnte man sich verlassen", sagte er verärgert. Man sei nun maßlos enttäuscht.
Die Unternehmensvertreterinnen betonten, man würde gerne ausbauen, müsse aber etwas auf die Bremse treten. Von der Zentrale in Bonn gebe es klare Vorgaben, wann ein Ausbau wirtschaftlich ist. Dieser bemesse sich an den Herstellungskosten pro Hausanschluss.
Von Preissteigerungen betroffen
Der Ausbau in Kreuzwertheim sollte 2024 beginnen, und man habe Baufirmen dazu gesucht. "Wir wurden von den Preissteigerungen getroffen." Aufgrund dieser finde man kein Unternehmen, die den Ausbau aktuell zu wirtschaftlichen Preisen durchführen könne. Man habe Kostensteigerungen von 1,4 Millionen Euro für Kreuzwertheim berechnet. "Der Ausbau ist nicht abgesagt, aber verschoben", betonte Thierfeldt. Man prüfe alle sechs Monate erneut.
Auf die Frage, warum man in Schollbrunn ausbaue, hieß es, dort bleibe man unter der Wirtschaftlichkeitsgrenze von etwa 1800 Euro pro Anschluss. In Kreuzwertheim läge man bei über 3100 Euro. Die Telekomvertreter betonten, man halte man Ziel der Bundesregierung für den flächendeckenden Ausbau bis 2030 fest. In Kreuzwertheim werde es 2025 nichts mehr, frühestens 2026, aber auch das könne man nicht garantieren.
Auf Nachfrage hieß es, Anschluss von Gewerbebetrieben und neuen Industriegebiete betrachte man unabhängig. Einstimmig beschloss der Gemeinderat, man bekunde großen Unmut zur Entscheidung der Telekom. Der Netzbetreiber wird aufgefordert, die zugesagte Leistung zeitnah zu erbringen.
Auftrag an die Verwaltung
Weiterhin wurde die Verwaltung parallel damit beauftragt, eine Besprechung mit dem Büro IK-T aus Regensburg zum möglichen Durchlaufen eines weiteren Breitbandförderprogramms abzuhalten und den Gemeinderat über die Ergebnisse zu informieren.
Außerdem beschloss das Gremium mit einer Gegenstimme, die Stellungnahme zum Bauantrag auf Nutzungsänderung eines Teilbereichs der ehemaligen Metzgerei Eichelbrönner im Altort zu einem Automatenladen nicht abschließend zu entscheiden. Der Antragsteller plant, in den Automaten rund um die Uhr Snacks, E-Zigaretten, alkoholfreie und alkoholische Getränke und bei Legalisierung Cannabis anzubieten, heißt es im Antrag. Die Räte sorgten sich um nächtliche Lärmbelästigung der Anwohner und Parkplatzprobleme im Altort.
Man entschied, die Erfahrung mit den Läden in anderen Kommunen abzufragen, das Thema Parksituation zu prüfen und prüfen zu lassen, ob man die Öffnungszeiten beschränken kann.