Die Deutsche Telekom wird in Kreuzwertheim und seinen Ortsteilen in einem eigenwirtschaftlichen Ausbau flächendeckend Glasfaseranschlüsse bis in die Wohnung anbieten. Auf die ursprünglich dafür verlangte Mindestquote für Vertragsabschlüsse verzichtet das Unternehmen.
Im Gemeinderat stellte Thomas Weigand von der Deutschen Telekom Technik die konkreten Pläne vor. Er betonte, dass der Gemeinde durch den Ausbau keine Kosten entstünden. Aktuell seien über DSL via Kupferkabel Geschwindigkeiten bis zu 250 mbit/s möglich. Schnellere Anbindungen seien nur bei Glasfaser direkt in die Wohnung verfügbar. Die Anbindung der Häuser erfolge über Glasfasern in Leerrohren von den Verteilern zum Haus. Dafür werde die Aufstellung von 50 bis 60 neuen Verteilerkästen nötig. Deren Standorte würden mit der Marktgemeinde abgestimmt.
Wichtig für die Kunden sei, bei Glasfaseranschlüssen wirke sich die Entfernung zum Verteilerkasten nicht mehr auf die Geschwindigkeit aus. Im Gebiet von Kreuzwertheim gebe es 1284 Ausbauadressen mit 2164 Haushalten. Der Ausbau solle im Jahr 2024 erfolgen, so Weigand.
Verkabelung bis in die Wohnung kostenlos
Bei Mietwohnungen übernehme die Telekom die Kontaktaufnahme und Abstimmung mit dem Vermieter, wenn der Mieter Glasfaser beauftragt. Generell gelte, bis drei Meter in die Wohnung hinein erfolgt die Verkabelung für Mieter und Vermieter kostenlos. Weitere Längen seien unter bestimmten Voraussetzungen ebenso kostenfrei möglich. Für Einfamilienhäuser gelte das gleich. Man biete den Kunden mit Glasfaseranschluss Tarife zwischen 50mbit/s und 1Gbit/s. Weiterhin betonte er, dass das Netz der Telekom für zahlreiche weitere Telekomunikationsanbieter offensei, sodass der Glasfaseranschluss auch mit Tarifen anderer Anbieter genutzt werden könne.
Etwas Sorge machten sich die Gemeinderäte mit Blick auf die Berichte über die Probleme beim Glasfaserausbau in Lohr. Weigand stellte fest, letztlich hänge es vom Bautrupp vor Ort ab. Das in Lohr eingesetzten Unternehmen habe an anderen Orten fehlerfreie Arbeit geleistet. Er räumte aber aus Erfahrung ein, Reibereien ließen sich zu Beginn einer Baumaßnahme nicht vermeiden. Er bat darum, auftretende Probleme direkt anzusprechen. Weiter betonte er: "Die Gewährleistung für Schäden durch die Baumaßnahmen übernimmt die Deutsche Telekom als Auftraggeber." Man räume eine Gewährleistungszeit von drei Jahren ein.
Gebäude werden nicht von der Gemeinde selber genutzt
Weiteres zentrales Thema der Sitzung waren Photovoltaikanlagen für kommunale Gebäude. Gemeinsam mit den Stadtwerken Wertheim wurde ein Modell entwickelt, mit dem die Gemeinde durch Photovoltaik (PV) auf deren Dächer zum Ziel der Energiewende beitragen und zugleich wirtschaftlich profitieren könne. Nach Prüfung legte man fest, dass die Dächer des Rathauses in Kreuzwertheim, des Kreuzwertheimer Wasserwerkes, der beiden Kindergärten in Kreuzwertheim sowie des Kindergartens in Röttbach mit PV-Modulen versehe werden sollen.
Das Besondere ist, dass alle Gebäude nicht selbst von der Marktgemeinde selbst genutzt werden. Nutzer des Rathauses ist vor allem die Verwaltungsgemeinschaft, Träger der Kindergärten die Kirche und beim Wasserhäuschen die Stadtwerke als Betriebsführung.
Stadtwerke-Prokurist Axel Diehm erklärte, Ziel sei es, so viel PV wie möglich auf kommunale Dächer zu bringen ohne große Investition der Gemeinde. Eine Vermietung der Dächer für PV sei heute wegen der gesunkenen Einspeisevergütung nicht mehr interessant. Daher habe man folgendes Modell entwickelt. Die Stadtwerke investieren und lassen die PV-Anlagen errichten.
Bonus kann auf bis zu 50 Prozent steigen
Der durch sie erzeugte Strom wird den Nutzern der Gebäude durch die Stadtwerke verkauft. Für jede Kilowattstunde, die die Anlage erzeugt und die gleichzeitig im selben Gebäude verbraucht wird, zahlen die Stadtwerke der Marktgemeinde einen Bonus von 20 Prozent des aktuellen Strompreises. Die komplette Betreuung und Verwaltung der Anlagen übernehmen die Stadtwerke. Der Vertrag läuft 20 Jahre. Nach dieser Zeit seien die Anlagen abgeschrieben und der Bonus könne auf 50 Prozent steigen, so Diehm.
Rat Jan Klüpfel fragte, ob es nicht besser wäre, wenn die Marktgemeinde die Anlage selbst errichten lässt und betreibt. Thoma erklärte, dazu wären hohe Investitionskosten und laufende Kosten nötig. Die Gemeinde müsste den Strom an die Nutzer der Gebäude selbst verkaufen. Geschäftsstellenleiter Andreas Drescher ergänzte, die Gemeinde gelte für die PV als Betreiber gewerblicher Art mit Umsatzsteuerpflicht. Er verwies auf den damit verbundenen Verwaltungsaufwand.
Der Gemeinderat sprach sich einstimmig dafür aus, die genannten Objekte mit PV-Anlagen auszustatten.