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Lohr
Glasfaserausbau in Lohr: Löcher und Frust ohne Ende
Glasfaserkabel liegen auf einer Baustelle in Lohr zum Verlegen bereit.
Foto: Johannes Ungemach | Glasfaserkabel liegen auf einer Baustelle in Lohr zum Verlegen bereit.
Johannes Ungemach
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:47 Uhr

Der Ärger über die Zustände auf den Glasfaser-Baustellen in Lohr reißt nicht ab. Einmal mehr kam das Thema nun im Stadtrat zur Sprache. Einmal mehr offenbarte sich dabei der ganze Frust, der sich im Rathaus über die Arbeitsweise der Baufirmen und das gesamte System des eigenwirtschaftlichen Glasfaserausbaus durch Unternehmen aufgestaut hat. Einmal mehr war am Ende Tenor, dass die Stadt kaum eine Handhabe habe. Man könne nur darauf hoffen, dass der Glasfaserbau in Lohr möglichst bald abgeschlossen ist.

Begonnen hatte er im Frühjahr 2022. Vertreter der Telekom kündigten damals im Lohrer Rathaus an, dass man rund 20 Millionen Euro in die Hand nehmen werde, um für rund 6000 Gebäude und bis zu 9000 Haushalte einen kostenfreien Glasfaseranschluss zu ermöglichen. Tatsächlich läuft der Lohrer Glasfaserausbau nun jedoch in Regie von GlasfaserPlus, einem Gemeinschaftsunternehmen der Telekom und eines australischen Rentenfonds. Für Lohr hat GlasfaserPlus die Baufirma Circet mit den Arbeiten beauftragt, die wiederum mit etlichen Subunternehmern arbeitet.

Kritik seit fast eineinhalb Jahren

Schon bald nach dem Start gab es voriges Jahr immer massiver werdende Beschwerden über mangelnde Bauqualität auf den Lohrer Glasfaserbaustellen. Nicht zuletzt von Privatpersonen wurde auf Verstöße gegen technische Vorgaben beispielsweise bei der Verlegetiefe der Kabel oder auch beim Verfüllen von Gräben hingewiesen. Immer wieder waren auch Pfusch bei Pflasterarbeiten und zweifelhafte Arbeitsbedingungen Thema.

Auf einen Baustopp Ende 2022 folgte eine Phase der Nachbesserung, nach der Wiederaufnahme der Arbeiten nach dem Winter gab es bald einen erneuten Baustopp in Teilbereichen. Doch auch danach rissen die Beschwerden nicht ab. Erst vor wenigen Wochen war die Vielzahl der im Stadtgebiet vorhandenen und nicht komplett verschlossenen Gräben Thema im Stadtrat.

Am Mittwoch redete sich Michael Kleinfeller (CSU) in der Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses in Rage. Er sprach von untragbaren Zuständen, "die die Kabelleute in der Stadt hinterlassen". Als Beispiele nannte er eine Vielzahl an nicht ordnungsgemäß abgesicherten Baustellen, "Löcher ohne Ende" und daraus resultierende Gefahren für Fußgänger und andere Verkehrsteilnehmer.

Kleinfeller sprach von nicht nachvollziehbaren Arbeitsabläufen und unmöglichen Zuständen. Diese resultierten nicht aus Fahrlässigkeit, sondern aus "bewusstem und gewolltem" Handeln mancher Baukolonnen. Man müsse daher "mit dem Bauleiter hart ins Gericht gehen" und "notfalls mal die Keule auspacken", forderte Kleinfeller auch Bußgelder.

Viele Anrufe im Bauamt

Bauamtsleiter Ingo Schmitt konnte die Kritik nachvollziehen. Auch er erhalte "den ganzen Tag Anrufe" von Bürgern, die sich beschwerten. Erst am Montag habe er den ganzen Vormittag damit zugebracht, "Leute zu beruhigen".

Die Stadt sei jedoch weder die Bauherrin, noch habe sie nennenswerten Einfluss auf den Ablauf der Arbeiten, da es beim eigenwirtschaftlichen Glasfaserausbau keinen Vertrag zwischen der Kommune und der Firma GlasfaserPlus gebe. "Unsere Einflussmöglichkeiten sind begrenzt", so Schmitt.

Man könne nur appellieren und das eine oder andere Mal auch ein Ordnungswidrigkeitenverfahren einleiten. "Ich bin heilfroh, wenn die durch sind", ließ Schmitt seinen Frustpegel erkennen. Jüngst habe Circet angekündigt, dass vier zusätzliche Subunternehmer anrückten, um die offenen Gräben zu asphaltieren. Doch die Ankündigung sei Stand Montag noch nicht Realität geworden, da noch zwei Firmen fehlten. Bei manchen Löchern sei das Verfüllen tatsächlich vergessen worden, gab Schmitt Einblicke in die Erklärungen der Baufirma. Bei anderen habe man noch warten müssen, weil zunächst bei den Arbeiten entstandene Schäden beispielsweise an Leitungen repariert werden müssten.

"Es ist nicht zu kapieren", sagte Bürgermeister Mario Paul über Vorgänge und Strukturen. Es werde auf die beinahe täglich an die Firmen gegebenen Hinweise von diesen alles zugesichert, und dann müsse man dennoch immer wieder ermahnen. "Das ist unmöglich", so Paul. Man habe im Rathaus überlegt, ob man einen erneuten Baustopp fordern solle. Doch das sei kaum ein Druckmittel, wenn man erreichen wolle, dass noch offene Gräben vor dem Winter geschlossen werden. Man könne die Anwohner nur um Verständnis bitten, so Paul.

Zeitplan für Innenstadt

Noch gar nicht an der Reihe war entgegen dem angekündigten Zeitplan bislang die Innenstadt. Sven Gottschalk (SPD) wünschte sich dazu, dass die Arbeiten hier im Winterhalbjahr über die Bühne gehen und abgeschlossen sind, bevor im Frühjahr wieder mehr Touristen kommen.

Dazu sagte Bauamtsvertreter Michael Wolf, dass man im Winter das Pflaster nicht verlegen könne, weil dieses in Beton gebettet werden müsse. Ziel sei es, dass die Firmen den Glasfaserausbau in der Innenstadt im Frühjahr abschließen. Da das Verlegen des historischen Altstadtpflasters anspruchsvoll sei, sei man im Rathaus bestrebt, dass damit regionale, fachkundige Firmen beauftragt werden, so Wolf.

 
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Kommentare
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  • Dirk Hofbauer
    Ihr wollt also allen ernstes sagen das ihr nichts Unternehmen könnt das diese unterirdische Firma die ganze Stadt "zerstört" und man nichts machen kann. Und dann schreibt ihr noch das in der Fussgängerzone sowas nicht passieren darf, der Rest der Stadt ist dann wohl egal. Wenn es um andere Dinge geht könnt ihr soviel Sachen ändern oder einführen ob es den Bürgern passt oder nicht. Und ganz am Schluß werden die Reparaturen bestimmt auch noch von unseren Steuern mit finanziert. Hört sich an wie bei unserer Ampelregierung .......... Blabla
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