Zwei Fotografen, zwei Blickwinkel, ein Team mit gemeinsamer Leidenschaft: Sebastian André Kruthoffer (18) aus Lohr und der 22-jährige Jannik Hanne aus Partenstein präsentierten am Wochenende mit „Glas“ ihre erste öffentliche Ausstellung im ehemaligen Jeans-Gewölbekeller am Ottenhof – und ernteten prompt enormen Besucherzuspruch.
Beide arbeiten seit vier Jahren miteinander; seit gut einem Jahr ist jeder selbstständig im Kleingewerbe tätig und macht Werbeaufträge für Firmen, Aufnahmen bei Hochzeiten oder Mode-Events sowie Porträts.
Mit dem Fotografieren begonnen haben sie bereits als Jugendliche. „Das ist Leidenschaft geblieben“, sagen sie. Der Mediengestalter Jannik Hanne ist im Hauptberuf Metallbauer in seiner Heimatgemeinde Partenstein. Sebastian André Kruthoffer geht auf die FOS in Würzburg und belegt dort die Fachrichtung Gestaltung. Über ihre Ausstellung sagen sie: „Wir wollten abseits unserer Werbeaufträge ein eigenes Thema behandeln und uns kreativ darin ausleben.“ Auch hätten sie andere junge Künstler ermutigen wollen, ihr Schaffen öffentlich zu zeigen.
Mit „Glas“ verbinden die beiden Fotografen nicht das Material selbst, sondern seine sinnbildliche Bedeutung. In ihren je zehn großformatigen Arbeiten in Schwarz-Weiß setzen sie ihre persönliche Sicht um. Die analogen Fotografien leben von starken Kontrasten. Keines der auf brauner Pappe fixierten Bilder trägt einen Titel. „Die Interpretation wollen wir dem Betrachter überlassen“, sagen sie.
Hanne interpretiert Glas als Barriere. „Trotz seiner Durchsichtigkeit birgt das Material Hindernisse in sich.“ Neben Aufnahmen in düster wirkender Natur hat er sie in Porträts festgehalten: Ein weibliches Gesicht hinter einem Schleier aus Cellophanfolie verborgen, eine junge Frau, deren Linke sich am entblößten Rücken eines Mannes festhält. Auch ihr Gesicht macht eine Folie unerkennbar.
Sebastian André Kruthoffer hat mit dem Thema Glas hauptsächlich die Beziehung zwischen Menschen aufgegriffen. Psychische Zerbrechlichkeit durch Stress, Mobbing oder Druck durch die Gesellschaft setzt er ebenso ins Bild wie die Zerbrechlichkeit des menschlichen Körpers. Eine schwarze Hand greift nach einem geschundenen weißen Rücken, der von Striemen überzogen ist. Daneben die nackte Rückseite einer Frau, deren Körper hinter einem Gitter gefangen ist. Ein Bauchnabel, ein weit aufgerissenes Frauenauge; Angst steht in ihm.
Kruthoffer und Hanne beschäftigen sich seit anderthalb Jahren mit analoger Fotografie. „Im digitalen Zeitalter ist sie so gut wie ausgestorben, doch uns begeistert sie“, sagt Hanne. Sie erfordere eine starke Konzentration auf das Objekt. Der Ausschuss jedoch sei gering, das Entwickeln in der Dunkelkammer in Kruthoffers Elternhaus im Schafhofweg nehme wenig Zeit in Anspruch. „Vor allem aber lassen sich analog starke Kontraste herausarbeiten und tiefsinnige Kompositionen schaffen, die melancholisch anmuteten“, erläutert Kruthoffer.
Er arbeitet mit einer Sinar F 2-Kamera, sein Teampartner Hanne hauptsächlich mit der Hasselblad 500 CM.