Ein begeistertes Strahlen hat das Ensemble Continuo am Sonntagnachmittag mit vielstimmiger Gitarrenmusik auf die Gesichter gezaubert. Und zwar auf die des Publikums genauso wie auf die der Musikerinnen und Musiker. Lächelnd, wippend und wiegend erfreuten sich die zehn Gitarristinnen und Gitarristen sichtlich genauso an ihren Tönen wie ihre Gäste. Gut gelaunt nahmen sie im Lohrer Ulmersaal rund 80 Zuhörerinnen und Zuhörer mit auf eine klangvolle Reise um die Welt.
Für das Ensemble Continuo war das der zweite gemeinsame Auftritt. Doch die jungen Musikerinnen und Musiker musizieren schon sehr viel länger miteinander. Sie hätten lange im Jugendorchester Baden-Württemberg mitgespielt, erklärte die gebürtige Lohrerin Xenia Trendel, die die Gruppe für ein Benefizkonzert zugunsten des Glockenstuhls nach Lohr geholt hat.
Einflüsse aus Südamerika
Inzwischen seien sie allerdings "schon länger Jugendliche", weshalb sie sich entschlossen hätten, ein eigenes Ensemble zu gründen. Die gemeinsamen Konzertreisen in Südamerika haben im Musikprogramm des Nachmittags deutliche Spuren hinterlassen. Auch einige Eigenkompositionen Trendels, die gespielt wurden, sind davon inspiriert.
Egal ob gemeinsam, als Solo-Auftritt oder im Duo: Die zehn Gitarristinnen und Gitarristen beherrschen ihre Instrumente, vom ersten Bund bis zum letzten, samt Klopfen auf dem Korpus und Rupfen und Tremolieren der Saiten. Mal fröhlich, mal romantisch verträumt zeigten sie die Möglichkeiten der Gitarre, auch ganz ungewohnte Klänge zu erzeugen. Sehr passend: Im Stück "Cuban landscape with rain" von Leo Brouwer prasselten die Gitarrentöne mit dem Regenschauer vor den weit geöffneten Saaltüren um die Wette.
Instrumentenwechsel inklusive
Immer wieder rückten ein oder zwei Musiker ihre Stühle nach vorne, um mit Solo-Beiträgen eine eigene Note ins Ensemble-Programm zu bringen, Instrumentenwechsel inklusive. So griff Julian Nickerl für "March and the Messenger" von Clive Carol zur Westerngitarre. Duo-Stücke präsentierten außerdem Ronja Schubert und Jolanda Stiehle sowie Carola Gehrung und Xenia Trendel.
Immer wieder zeigten die Musikerinnen und Musiker, wie gut sie aufeinander eingespielt sind. Da ihr Dirigent für das Konzert nicht verfügbar war, traten sie kurzerhand ohne auf. Mit kurzen Blicken und einem Nicken zu den Mitspielerinnen und Mitspieler halfen sie einander, in den teils komplexen Arrangements die richtigen Einsätze zu finden. So beispielsweise im Abschlussstück "perpetuum.mobile?" ebenfalls von Xenia Trendel, bei dem sich die zehn Musikerinnen und Musiker auf acht Simmen verteilten. Nach begeistertem Applaus folgte als Zugabe das mexikanisches Volkslied "Son de la Negra".
Xenia Trendel freute sich im Anschluss, dass das Konzert so großen Zuspruch gefunden hatte. Erspielt wurden 600 Euro für die Sanierung des Glockenstuhls.