„In tiefes Blau lass dich fallen, warte nicht auf den magischen Moment“ – Johanna Holembowski hüllte am Freitagabend 40 Zuhörer in ein Meer von Poesie und Musik. „Tiefblau“ nennt die junge Künstlerin ihr Programm, das den Mehling-Theaterkeller in ein meditatives Klangfeld verzauberte.
„Die Tiefe ist gefährlich, dunkel, unberechenbar“, beschwört Holembowski im Gewölbekeller eine geheimnisvolle Stimmung herauf. Doch die Tiefe berge auch einen Schatz, den zu heben es sich lohne.
„Vater, Mutter, ewig ringt ihr in mir“, zitiert die junge Künstlerin Terrence Malicks zerrissenen Jungen im Film „The Tree Of Life“ (Der Baum des Lebens). Auch ihr Thema sei das Ringen von Müttern und Vätern, Frauen und Männern, von Kampf und Krieg auf verschiedenen Ebenen wie Politik oder Familie.
Sie sei in die Tiefe gegangen und habe sich gefragt: „Wo liegt die Wurzel dessen?“ Antworten gibt „Tiefblau“: „Es rauscht. Das Meer rauscht. Ich lausche.“ Der gehauchte Ton ins Mikrofon entflammt den Geschlechterkampf zwischen Krieger, Vater und Blauer Königin.
Der Krieger als Hauptfigur liebt sie beide: Die mystische blaue Königin aus den Meerestiefen. Eine blaue Blume hat sie ihm einst geschenkt. Nun aber verdächtigt er sie als Mörderin seines Vaters und seiner Träume. Und die Vorbildfigur „Vater“, den Karrieremann, der ihm Sicherheit vermittelte und ihm ein Ziel vor Augen hielt. Was folgt, ist der Kampf „Vertrauen gegen Vernunft“.
Ein Kampf, dem sich auch die Gesellschaft stellt. Die Autorin macht die Hindernisse deutlich und wagt die Balance zwischen vernunftlosem und kontrolliertem Handeln. „Wer bin ich?
„Tiefblau“ ist ein Bekenntnis zu großen Lebensfragen und Menschen, die Teil davon sind. „Gib mir deine Hand und öffne dein Herz“, heißt es gegen Ende versöhnlich. „Lass es uns einfach mal riskieren. Wir können nur die Angst vor der Liebe verlieren.“
Das Schauspiel auf der Theater- und Lebensbühne öffnet Herz und Seele des Zuhörers – lebendig, präsent und authentisch. In Mimik und Gestik gelingt der Akteurin vortrefflich die Auseinandersetzung mit der eigenen Gefühlswelt und die des Zuhörers.
Den poetischen Texten gibt ihre ausdrucksstarke Stimme Emotionalität. Auf dem Piano begleitet sie sich mal dezent und verspielt, mal kraftvoll und dynamisch. Die „Blaue Stimmung“ aus Klangfarben und imaginären Bildern über 80 Minuten erntet große Zustimmung und ebensolchen Beifall. Beides hochverdient für eine tief bewegende Reise ins Innere, die man nicht alle Tage erlebt.
Dann greift Johanna Holembowski zur Gitarre und kündigt eine Premiere an. Das Liebeslied „Wie du mich berührst“ hat sie für ihren Freund Marcel komponiert. Mit zwei kreativen „Schmankerln“ verabschiedet sie sich von ihrem Lohrer Publikum. Als nächstes Projekt ist ein Musikkabarett in Planung. Man darf gespannt sein!
Holembowski ist 1987 in Lohr geboren, in Hafenlohr aufgewachsen und hat in Marktheidenfeld das Fachabitur absolviert. Vor zwei Jahren stand sie mit ihrem Programm „Hat jemand Adam gesehen?“ auf der gleichen Bühne. Mit „Tiefblau“ stellt sie ihre erste Hörspiel-CD aus eigenen Texten und Liedern vor. 2010 beendete die 26-Jährige ihr Schauspielstudium in Bern als „Bachelor of Arts of Theatre“. Dort entwickelte sie eigene Projekte, die Theater mit ihrer Musik verbanden. Seit 2011 tritt sie als freischaffende Schauspielerin und Liedermacherin auf.