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Lohr
Gewerbe-Entwicklung: Lohrer "Filetstück" noch immer unangetastet
Im Lohrer Industriegebiet Süd ist dieses rund 18.000 Quadratmeter große Grundstück seit vielen Jahren ungenutzt. Vor gut zwei Jahren hat die Stadt das Gelände an den Glasofenbauer Sorg verkauft. Doch die von der Stadt erhoffte und von der Firma damals angekündigte Bebauung des Areals lässt bis heute auf sich warten.
Foto: Johannes Ungemach | Im Lohrer Industriegebiet Süd ist dieses rund 18.000 Quadratmeter große Grundstück seit vielen Jahren ungenutzt. Vor gut zwei Jahren hat die Stadt das Gelände an den Glasofenbauer Sorg verkauft.
Bearbeitet von Johannes Ungemach
 |  aktualisiert: 13.02.2024 09:32 Uhr

Was wird aus der letzten großen freien Gewerbefläche im Lohrer Industriegebiet Süd? Mitte 2019 hatte der Stadtrat am Ende eines Bewerberverfahrens entschieden, das rund 18.000 Quadratmeter große Areal an den Lohrer Glasofenbauer Sorg zu verkaufen. Die klar formulierte Hoffnung war, dass das Unternehmen das Grundstück an der Bürgermeister-Dr.-Nebel-Straße zeitnah bebaut und Arbeitsplätze schafft. Doch bis heute ist eine Entwicklung in diese Richtung nicht erkennbar.

Das in Lohr und Gemünden rund 350 Mitarbeiter beschäftigende Familienunternehmen Sorg lässt auf Anfragen wissen, sich zu seinen Plänen für das Grundstück nicht äußern zu wollen. In der Stadt machen unterdessen mit Verweis auf Bekundungen aus dem engeren Unternehmensumfeld Aussagen die Runde, wonach aufgrund unterschiedlicher Positionen in der Führungsriege ein zeitnahes Bebauen des Grundstücks nicht in Sicht sei.

Wiederholt sich Geschichte?

Angesichts dessen geht die Sorge um, dass sich beim "Filetstück" der Lohrer Gewerbeflächen Geschichte wiederholen könnte. Denn schon einmal hatte die Stadt mit dem Verkauf des Areals große Hoffnungen verbunden – die sich nicht erfüllten.

Vor vielen Jahren hatte die Stadt die Fläche per Vorkaufsrecht erstanden, um sie an die Bosch Rexroth AG weiterzureichen. Grund dafür war die Absichtserklärung des größten Arbeitgebers der Region, auf dem Gelände einen großen Bürokomplex für mehrere Hundert Beschäftigte zu errichten. Doch die Jahre gingen ins Land, ohne dass je Bagger dort gesichtet wurden.

Die Stadt aber gab die Hoffnung lange nicht auf. Sie ließ mehrere Optionen auf einen Rückkauf verstreichen. Nachdem Rexroth schließlich aber doch erklärte, keine Verwendung für das Gelände zu haben, zog die Stadt 2018 die Rückkaufoption.

Sorg wollte nach Lohr verlagern

Bei der Neuvergabe der Fläche entschied sich der Stadtrat unter mehreren Bewerbern mit großer Mehrheit für die Firma Sorg. Ausschlaggebend sei eine Bewertungsmatrix gewesen, hieß es damals. Ein Kriterium waren dabei Zahl und Qualifikation neuer Arbeitsplätze. Sorg hatte signalisiert, seine in Gemünden angesiedelten und rund 50 Mitarbeiter zählenden Bereiche Werkstatt, Lager, Versand und Service nach Lohr verlegen zu wollen.

Gegenüber der Presse erklärte der Glasofenbauer damals, auf dem Gelände ein zusätzliches Fundament für den Unternehmenserfolg legen und einen Beitrag zur Entwicklung Lohrs leisten zu wollen. Die Rede war von Expansion, auch davon, dass man im Industriegebiet Süd ein Logistikzentrum, ein Schulungszentrum für Kunden sowie eine Stätte für Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter schaffen könnte.

Doch die konkrete Umsetzung lässt bis heute auf sich warten. Das Lohrer Rathaus indes ist guter Dinge, dass Sorg für das Gelände eine Verwendung hat. "Die Firma Sorg hat die Absicht, das Grundstück zu bebauen", so die Pressestelle der Stadt auf die Frage, welchen Kenntnisstand man im Rathaus von den Plänen des Unternehmens hat. Man habe von Sorg entsprechende Rückmeldungen. Erst jüngst habe man deswegen wieder Kontakt gehabt, teilt das Rathaus mit.

Baugebot mit Frist

Allerdings hatte der Stadtrat 2019 beschlossen, den Verkauf an Sorg mit einem zeitlich befristeten Baugebot zu verknüpfen. Entsprechende Informationen der Redaktion bestätigt das Rathaus. Keine Angaben macht es jedoch dazu, wie lang die Frist läuft. Man dürfe über Details zu privatrechtlichen Verträgen mit Dritten keine Auskunft geben, so die Begründung.

Im Umfeld der damaligen Verkaufsentscheidung war von einer Frist von drei Jahren die Rede. Es könnte also sein, dass diese in absehbarer Zeit abläuft. Dann müsste Sorg wohl entweder konkrete Bauabsichten nachweisen, womöglich in Form eines Bauantrags, oder aber eine Fristverlängerung beantragen.

In diesem Fall hätte der Stadtrat zu entscheiden, ob er sich erneut der Hoffnung hingibt, dass Absichtserklärungen irgendwann auch Taten folgen. Oder ob er stattdessen die Rückkaufoption ziehen und einen erneuten Versuch unternehmen sollte, das Lohrer Filetstück einem anderen Interessenten zum baldigen Gebrauch zu servieren.

Bewerber hätten noch Interesse

Neben der Firma Sorg waren Mitte 2019 noch zwei weitere Lohrer Unternehmen im Rennen um die letzte große Freifläche im Industriegebiet Süd: das Autohaus Grampp und die Gebr. Mayer GbR. Grampp hätte gerne einen Teil des Areals als Logistikfläche genutzt. Die Firma Mayer plante, das gesamte Gelände in Kooperation mit dem Lohrer Glashersteller Gerresheimer zu nutzen, unter anderem für den Bau einer Logistikhalle. Daneben hätte die Mayer-Seubert Umweltservice GmbH dort für Gerresheimer die Nachsortierung von Produkten erledigt und nach eigenen Angaben rund 40 neue Arbeitsplätze geschaffen.
Wie beide Unternehmen nun erklären, hätten sie für den Fall, dass der Glasofenbauer Sorg doch keine Verwendung hat, noch immer Interesse an der rund 18.000 Quadratmeter großen Fläche an der Bürgermeister-Dr.-Nebel-Straße. Zwar sagt Stefan Mayer-Kastner, einer der Geschäftsführer der Mayer-Seubert Umweltservice GmbH, dass die ehemaligen Pläne einer Kooperation mit Gerresheimer nicht mehr aktuell seien. Jedoch habe man noch immer dringenden Geländebedarf beispielsweise für den Umschlag von Materialien.
Flächenbedarf meldet weiterhin auch Autohaus-Inhaber Peter Grampp. Er habe nach der damaligen Absage durch die Stadt verschiedene Flächen für das Abstellen von Autos angemietet, unter anderem auf dem von Sorg gekauften Areal. Die verschiedenen Mietflächen seien jedoch nur eine unbefriedigende und kostspielige Lösung, sagt Grampp.
Quelle: joun
 
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