Was ist ein gutes Bild? Ralph Piepenburg sitzt auf der Couch in seinem Atelier in Karlstadt und überlegt, bevor er eine Antwort gibt. Es gebe kein Patentrezept. Dann holt er ein Bild von der Wand, was dort großformatig hängt und auf das er sehr stolz ist. Es zeigt eine schöne, junge Frau im Pool. Sie schaut geheimnisvoll in die Kamera. Das Make-up ihrer ausdrucksstarken Augen passt zum Bikini und zum Armreif. Die Farbe ihrer Haut hebt sich harmonisch vom Wasser im Hintergrund ab. „Das ist ein gutes Bild“, sagt Piepenburg – „zum Beispiel“.
Ein gutes Bild sei selten ein Zufall, meint der 41-jährige Modefotograf. Es müsse eine Geschichte, eine Emotion vermitteln. Sicher würde es auch Schnappschüsse geben, die sehr gelungen sind. Er aber pflegt, seine Bilder zu planen, sich Gedanken zu machen, wie er seine Kunden in Szene setzt. Dazu ist ein Vorgespräch nötig, um deren Persönlichkeit kennenzulernen. Erst dann könne er die passende „Location“ finden, wie es in der Branche heißt.
Piepenburg ist erst seit drei Jahren selbstständiger Mode- und Porträtfotograf. Zuvor hatte er fest angestellt in einer Steuerkanzlei in Würzburg gearbeitet, dann aber den risikoreichen Schritt in die Selbstständigkeit gewagt. „Ich will mit glücklichen Menschen arbeiten“, begründet er dies. Schon als Jugendlicher habe er gerne fotografiert, sich kontinuierlich fortgebildet und eine immer größere Begeisterung für das Fotografieren entwickelt. So wurde seine Leidenschaft zu seinem Beruf. Spezialisiert hat er sich auf die Porträtfotografie und sich dazu auch ein Atelier in der Beethovenstraße in Karlstadt eingerichtet. Dort hat er alles, was er für ein gutes Studiobild braucht – einschließlich zweier Katzen. Diese laufen durch sein Atelier – beziehungsweise Kater Jerry schleppt sich mehr, als dass er läuft. „Er hat zehn Kilo“, sagt Piepenburg und fügt schmunzelnd hinzu, im Moment sei er auf Diät.
Ein Bild im Studio sei aber nicht die Regel. Mit seinen Kunden – zu 90 Prozent sind es Frauen – bespricht er die Wünsche. Zum Beispiel sei mal eine Pferde-Liebhaberin zu ihm gekommen. Mit ihr hat er dann Fotos auf einer Koppel gemacht. Es seien dabei tolle Bilder entstanden. Er ließ die Frau lange, weiße Kleider tragen und diese bildeten einen Kontrast zu der Kraft des Pferdes.
Kontraste schaffen – das sei bei seiner Arbeit ganz wichtig. Dieses Prinzip werde auch bei der Heidi-Klum-Show „Germany's Next Topmodel“ verfolgt, sagt Piepenburg und fügt hinzu, dass er die Sendung eigentlich nicht mag. Im Mittelpunkt stünde vor allem der „Zickenkrieg“ – aber es ginge natürlich auch um Kontraste, wenn hübsche Mädchen mit einer Schlange um den Hals oder mit einer Vogelspinne fotografiert werden – und trotzdem dabei lächeln. Für ihn sind das aber „Ekelshootings“, die er ablehnt. Seine Models sollen sich wohl fühlen, nur dann könne ein gutes Bild entstehen.
Ein weiteres Beispiel für Kontraste ist ein Shooting auf dem Frankfurter Flughafen, dass er mal mit einem Model gemacht hat. Diese Location hat er gewählt, weil dort die nüchterne Schalterhalle mit Stahl und Glas einen hervorragenden Gegensatz zu den weiblichen Formen seines Models bildete, das nur mit einem Kleid aus Luftballons bekleidet war. Nicht selten hat er eine Visagistin dabei, die seine Models der Idee des Bildes folgend schminkt.
Seine Kunden kommen aus ganz Deutschland, um sich von ihm fotografieren zu lassen – es sind auch Hochzeitspaare dabei. Gefunden wird er über das Internet. „Als Hochzeitsfotograf geht es nicht ohne Vorgespräch“, sagt er. „Da muss die Chemie stimmen.“ Denn das Brautpaar überlege sich sehr genau, mit wem es den schönsten Tag im Leben teilt.
Bislang hat er den Schritt in die Selbstständigkeit nicht bereut. „Ich habe meinen Lebenstraum verwirklicht.“ Sollte es mal nicht so gut laufen – was immer sein kann, denn die Fotografie ist ein Saisongeschäft – dann bleibt ihm ein weiteres Standbein: die Gitarre, die er ebenfalls leidenschaftlich spielt. Mit der Hardcore-Band „Blackeyed Blonde“ aus Saarbrücken geht er als zweiter Gitarrist demnächst auf Tournee, zudem ist er Leadgitarrist bei „Pay or we Play“ aus Bad Kissingen.
ONLINE-TIPP
Mehr Informationen über den Karlstadter Fotografen unter www.ralphpiepenburg.de