Es ist kein Filmteam aus Hollywood oder vom Bayerischen Fernsehen vor Ort und die Hauptdarsteller heißen nicht Leonardo DiCaprio oder Fritz Wepper. In Wernfeld spielen sich in diesen Tagen andere Szenen mit einheimischen Darstellern ab. Schauplatz ist der Hof von Reinhold Müller, der sich als einer der letzten Wernfelder auf die in diesem Dorf traditionsreiche Kunst des Besenschnitzens versteht.
Wie bedeutend dieses Handwerk war, belegen die gekreuzten Besen im Dorfwappen und die Tatsache, dass die Wernfelder seit Menschengedenken die „Würfelder Baseschnitzer“ genannt werden. Während man im Rest Deutschlands Reisigbesen bindet, werden sie in Wernfeld „geschnitzt“. Auch das kann als Zeichen des gesunden Selbstbewusstseins gewertet werden.
Angeregt durch eine Abiturarbeit und zwei Zeitungsartikel in der Main-Post, die sich diesem aussterbenden Handwerk widmeten, fassten Peter Hofmann und Eugen Feser den Entschluss, diese Handwerkskunst filmisch zu dokumentieren. Der richtige Ansprechpartner war der Film-Photo-Ton Museumsverein, dessen Mitglieder die nötige Erfahrung in solchen heimatbezogenen Dokumentationen haben und über die dazu notwendigen technischen Voraussetzungen verfügen.
Die erste Klappe fiel am 26. Januar im Seifriedsburger Wald, wo sich Kameramann Adolf Spreng zusammen mit seinem Assistenten Peter Hofmann mit dem Hauptdarsteller Reinhold Müller traf, um die Beschaffung des Grundmaterials, feines Birkenreisig, zu filmen. Vor einigen Tagen stand der nächste Drehtag in der spartanisch eingerichteten Werkstatt an. Noch bevor das Kamerastativ und die Beleuchtung neben dem Hackstock und dem Reisighaufen platziert waren, wurde noch die fränkische Ortsfahne mit den Besen und dem Tonkrug für den Hintergrund aufgehängt. Nach der Aufforderung Hofmanns: „Mir fange mal mit den Werkzeugen an“, kommt Bewegung in die Szene. Müller setzt sich auf seinen Stuhl und präsentiert der Reihe nach seine scharfen Spezialmesser und erklärt dazu im Dialog mit Hofmann die Funktion und Bedeutung der Geräte, mit denen er anschließend locker und gekonnt das Rohmaterial bearbeitet.
Die Dreharbeiten für den vertonten Film werden noch einige Zeit in Anspruch nehmen. „Gut die Hälfte ist aber schon im Kasten“, meint Spreng, der von einer Stunde Rohmaterial ausgeht, die für die etwa fünfzehn- bis zwanzigminütige Dokumentation benötigt werden. Die DVD wird nebenbei noch weitere Elemente der Heimatgeschichte aufweisen. Zuviel wollen die Macher allerdings noch nicht verraten. Fest steht dagegen, dass das Ergebnis nach der letzten Klappe und der Aufbereitung gebührend präsentiert wird.