Wegen der Coronoapandemie musste auch der Zellinger Kulturverein "Kul-Ture" sein Ausstellungsprogramm im Torturm drastisch einschränken. Nach der Würzburger Künstlerin Renate Jung im August stellt nun als Jahresabschluss Antje Vega aus Kreuzwertheim ausdrucksstarke Bilder von Landschaften in Gesichtern und in der Natur aus.
"Die Werke von Antje Vega sind nicht einfach zu lesen – sie mögen sich im ersten Moment sperren", sagte die Würzburger Kunsthistorikerin Susanne Dreier bei der Vernissage im Torturm. Doch zu Recht, fährt sie fort, Betrachter müssten sich auf die Werke einlassen, um die Geschichten dahinter zu ergründen. Und genau diese Geschichte könne für jeden eine ganz andere sein, meint die Malerin später im Gespräch dazu. In der Tat haben sie Gesichter schon in ganz jungen Jahren fasziniert; zuerst während ihrer Schulzeit in Berlin, später bei den Studienabschnitten in Basel und in Nürnberg.
Bei der Ausstellung in Zellingen zeigt sie fast ausschließlich Frauengesichter, Männer finden so gut wie nicht statt. Vielleicht lässt sich das aber auch aus den Frauengesichtern erahnen. Zentrale optische Fixpunkte sind hier stets die Augen: dunkel umrandete große Augenhöhlen, die womöglich auch Erstaunen, Sorge oder gar Angst ausdrücken können. Der Mund kann ganz besonders im Zusammenhang mit Tieren oder Kindern Zuwendung, Fürsorge, Liebe vermitteln. Das drückt sich dann auch in der Lichtgebung aus.
Eindrucksvoll ist das Bild einer Frau mit roten Haaren, die violette Schatten auf das Gesicht werfen. Die Laudatorin Dreier sieht hier auch die Möglichkeit einer Gesichtsmaske. "Versteckt sich also die Person unter den Haaren in dem Schatten oder hinter einer Maskerade aus Spitzen", mutmaßt sie, entsprechend dem Ausstellungstitel "Maskerade". Auch in einer Vielzahl anderer Werke wiederholt sich dieses Motiv.
Raue Schönheiten
Zweiter Schwerpunkt der Arbeiten von Antje Vega sind die Landschaften. Auch hier erkennt die Kunsthistorikerin die persönlichen Erfahrungen und Eindrücke der Künstlerin. Es eröffnen sich weite Dimensionen – oft in verschiedenen Brauntönen dargestellt, manchmal schroff als raue Schönheiten, aber auch mit der südlichen Farbigkeit der norditalienischen Seen. Bei Landschaftsbildern aus Franken werden bunte Vegetation und Wasser und das fruchtbare Ocker dargestellt.
Die musikalische Umrahmung der Eröffnungsveranstaltung übernahm mit hervorragendem Gitarrenspiel der schottische Musiker Hugh Cairns.
Ingrid Sperber, die Vorsitzende des Kulturvereins, freute sich bei der Vernissage, dass es trotz der Coronaauflagen gelungen sei, in diesem Jahr zwei Ausstellungen in den Torturm zu holen.
Die Ausstellung kann bis zum 21. November samstags von 15 bis 17.30 Uhr und sonntags von 14 bis 17 Uhr oder nach Vereinbarung besucht werden.