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MARKTHEIDENFELD
Geschichte einer Obsession
Spannende Studie: In Franois Ozons Streifen „In ihrem Haus“, den das vhs-Filmforum zeigt, geht Französisch-Lehrer Germain eine unheimliche Mesalliance ein mit seinem literarisch begabten Schüler Claude (Ernst Umhauer/Mitte).
Foto: Concorde | Spannende Studie: In Franois Ozons Streifen „In ihrem Haus“, den das vhs-Filmforum zeigt, geht Französisch-Lehrer Germain eine unheimliche Mesalliance ein mit seinem literarisch begabten Schüler Claude ...
mk
 |  aktualisiert: 23.12.2015 11:57 Uhr

Das Filmforum der Volkshochschule zeigt am Donnerstag, 24. Januar, um 20.30 Uhr und am Montag, 28. Januar, um 19 Uhr in den Movie-Lichtspielen „In ihrem Haus“.

Kaum ein Autorenfilmer der Gegenwart bewegt sich so geschmeidig durch unterschiedlichste Genres, Stile und Tonlagen wie die Regie-Ikone François Ozon. Nach der Komödie „Das Schmuckstück“ konfrontiert Ozon in einer amüsanten wie bewegenden Adaption eines Theaterstücks von Juan Mayorgas den Zuschauer mit einer facettenreichen Geschichte um einen frustrierten Pädagogen.

Der Französischlehrer Monsieur Germain ist frustriert, denn die jämmerlichen Aufsätze seiner literarisch überwiegend desinteressierten Schüler bringen ihn jedes Mal auf die Palme. Da fällt ihm eines Tages die Hausarbeit eines unauffälligen Jungen namens Claude in die Hände, der intensiv beschreibt, wie er sich das Vertrauen eines Mitschülers und seiner Eltern erschleicht und sich im Haus und im Leben der Familie breit macht. Angestachelt durch die Schlussfloskel „Fortsetzung folgt“ ermuntert Germain den talentierten Sechzehnjährigen zum Weiterschreiben, bemerkt aber nicht, dass er selbst ein nicht unwesentlicher Teil der Versuchsanordnung ist, die der durchtriebene Claude aus Erfundenem und Erlebtem aufgebaut hat. In einem Gemisch aus Neugier, Voyeurismus und Abscheu verschlingt der Pädagoge mit seiner Frau jeden der nun folgenden Aufsätze, bis ihm die Kontrolle über das Geschehen entgleitet.

Ozons jüngster Film ist sowohl die Geschichte einer Obsession als auch eine spannende Studie über das Verhältnis von Autor und Publikum sowie eine Hommage an die erzählerische Vielfalt des Kinos. Exzellent besetzt ist die Darstellerriege mit Fabrice Luchini und Kristin Scott Thomas sowie mit Ernst Umhauer in der zwischen sanftem Engel und teuflischem Intriganten changierenden Rolle des Claude. Fazit: Der neue Ozon ist ein Kabinettstückchen an brillanter Bösartigkeit – spannend, rätselhaft und faszinierend.

Nächste Woche läuft im vhs-Filmforum „Anleitung zum Unglücklichsein“.

 
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