Geschichte erfassen wir nicht so sehr durch Jahreszahlen, Fakten und sachliche Informationen. Geschichte kommt uns vor allem durch Geschichten nahe, die uns berühren. Geschichten, die uns Menschen aus ihrer Vergangenheit erzählen; Lebensgeschichten, denen wir anhand von Briefen, Fotos, Zeichnungen und Alltagsgegenständen nachspüren können; Geschichten, die in unserer Vorstellung durch Bauwerke und Orte lebendig werden.
Ein Ort, der auf ganz besondere Weise von den finsteren Zeiten des nationalsozialistischen Deutschlands spricht, ist die KZ-Gedenkstätte in Flossenbürg. Unter unvorstellbar grausamen Bedingungen wurden Menschen zur Arbeit gezwungen, misshandelt, zu namenlosen Nummern abgestempelt, zu Tode gequält. Heutige Besucherinnen und Besucher der Gedenkstätte können ihr unermessliches Leid nur erahnen. Und doch ist es wichtig, diesen Menschen von damals in die Augen zu schauen, ihre Geschichten in Erfahrung zu bringen, ihnen in unserem Leben einen Platz zu geben.
Dieser Aufgabe stellten sich 24 Schülerinnen und Schüler, die im Rahmen eines Projektes des Katholischen Schulwerks aus ganz Bayern zusammengekommen waren, darunter fünf Schülerinnen aus der Theodosius-Florentini-Schule. Fünf Tage verbrachte die Gruppe in Flossenbürg, um verschiedene Ortsteile wirken zu lassen. Intensiv beschäftigten sie sich mit Bildern und Zeichnungen, die Gefangene unter Lebensgefahr angefertigt und den nachfolgenden Generationen hinterlassen haben. Sie bauen eine Brücke zwischen Menschen verschiedener Zeiten, eine Brücke zwischen Lebenswelten, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Denn die Gefühle und Emotionen, die diese Bilder vermitteln, sind zeitlos und schaffen eine Verbindung für jeden und jede, die sich darauf einlassen kann.
Worte für das, was bewegte, waren schwer zu finden. Doch unter Anleitung des Tänzers und Choreographen Alan Brooks fanden die Schülerinnen und Schüler andere Wege, um sich auszudrücken. In szenischer Darstellung und im Tanz machten sie sichtbar, was sie in der Begegnung mit menschlichen Schicksalen erlebt und erfahren hatten.
Sachor – erinnere dich: Die Würde des Menschen ist unantastbar.
Von: Ulrike Foldenauer (Pfarrerin, Würzburg)