Ein Bericht in dieser Zeitung in der vergangenen Woche hat in Wiesenfeld für Unruhe gesorgt. Der Dorfladen in Eußenheim hat acht Monate nach der Eröffnung bereits wieder geschlossen. Die Umsätze waren zu gering. Was bedeutet das für den geplanten Dorfladen in Wiesenfeld? Könnte auch er scheitern? Wir sprachen mit Raimund Eirich, einem der drei Geschäftsführer der Unternehmensgesellschaft, die den künftigen Dorfladen betreibt.
Raimund Eirich: Man kann in Eußenheim nur indirekt von einem Dorfladen sprechen. Der Name ist auf einem Dorf nachvollziehbar. Man muss aber sagen, dass es sich hier um eine Zweigstelle eines Lebensmitteleinzelhändlers gehandelt hat. Das Konzept bei uns in Wiesenfeld ist ein komplett anderes und somit ist die Chance einer langjährigen Existenz eine viel größere.
Eirich: Wir haben die komplette Wiesenfelder Bevölkerung mit im Boot. Sehr viele Bürger aus Wiesenfeld haben sich mit einem Geldbetrag am Dorfladen beteiligt. Wir haben ehrenamtliche Geschäftsführer und sehr viele freiwillige Helfer eingebunden. Der Eußenheimer Laden war ein ganz normaler Lebensmitteleinzelhandel, der als Zweigstelle geführt wurde. Bei einem Projekt, das die Bevölkerung mitträgt, ist die Euphorie und somit die Identifikation mit dem Laden eine ganz andere.
Eirich: Die Euphorie ist alleine schon daran zu erkennen, dass die Bevölkerung bis zum heutigen Tag schon über 800 freiwillige Stunden geleistet hat. Bei den Versammlungen zur Gründung des Dorfladens hatten wir im Pfarrheim jedes Mal ein volles Haus. Bei der Gründung des Arbeitskreises waren von Anfang an 20 Personen bereit, mitzuwirken. Auch als Gründungsmitglieder sind drei Vereine aus Wiesenfeld dabei. Es wurde nun auch schon ein Beirat gegründet. Auch hier waren die Mitglieder innerhalb der Versammlung sofort bereit, mitzuwirken.
Eirich: Aufgrund der großen Bereitschaft der Wiesenfelder Bevölkerung mit den umliegenden Ortschaften haben wir uns ein sportliches Ziel von 60 000 Euro an Einlagen gesetzt und dies um 15 000 Euro übertroffen. Wir hatten auch den glücklichen Umstand, die Einrichtung eines Ladens, der geschlossen hat, günstig zu erwerben. Wir haben eine solide Finanzierung auf die Beine gestellt. Ich kann hier sagen, ich bin stolz auf meine Wiesenfelder.
Eirich: Natürlich haben wir einen Wirtschaftsplan erstellt. Dieser beinhaltet, dass zum Jahresende, also nach fünf Monaten, die erste Bilanz gezogen wird. Wir drei Geschäftsführer sind ja der Bevölkerung gegenüber verpflichtet, Bericht zu erstatten.
Eirich: Am Beginn der Planung hätte ich niemals geglaubt, dass daraus so ein großes Projekt wird. Ich bin nun aber sicher, dass der Platz der richtige ist und man sieht ja auch am Baufortschritt, dass alle dahinterstehen. Wir haben am Jahresanfang mal den 1. August als Termin ins Auge gefasst und ich kann heute sagen, dass dieser Termin auch eingehalten wird, wenn alle Beteiligten so zuverlässig weiterarbeiten.
Eirich: Nein, es gab keine großen Überraschungen. Es gab immer wieder Baustellentermine, bei denen Änderungen besprochen wurden. Aber im Großen und Ganzen wurde das Konzept bisher komplett so verwirklicht. Ein großer Gewinn für uns ist ja auch, dass wir die Raiffeisenbank mit in unser Projekt einbinden konnten. Der komplette Gutshof wird ja so auch zum optischen und zum dörflichen Mittelpunkt von Wiesenfeld.
Eirich: Wir haben in mehreren abendlichen Treffen und Sitzungen über unseren zukünftigen Partner abgewogen. Wir hatten drei Partner im Rennen und haben uns letztendlich für die LHG (Lebensmittelhandels-GmbH mit Sitz in Eibelstadt, Anm. d. Red.) entschieden. Wir werden ein selbstständiges Unternehmen sein, das ein Marktteam mit Marktleiter beschäftigt und unser Partner wird uns beliefern. Wir haben auch unsere örtlichen Geschäfte wie Bäckerei Schaub und Hofladen Peter für unsere Belieferung gewinnen können. Außerdem legen wir viel Wert darauf, weitere regionale Anbieter im Laden zu führen. Mit diesen sind wir noch in Verhandlungen.
Eirich: Ich gebe Ihnen recht. Der Dorfladen kann nur funktionieren, wenn die Bevölkerung einen großen Teil ihres täglichen Bedarfs bei uns deckt. Wir können nicht überleben, wenn nur die Ware bei uns gekauft wird, die im großen Markt vergessen wurde. Wir sehen unseren Dorfladen aber auch als einen Treffpunkt für Wiesenfelder Bürger. Mit unserem integrierten Café und der Freisitzfläche haben wir die besten Voraussetzungen dafür geschaffen. Es wird hier immer wieder Treffs und Veranstaltungen geben. Außerdem haben wir auch einen Hol- und Bringservice mit unserem eigenen Auto installiert. Ich sehe auf Grund der großen Euphorie und der guten Voraussetzungen keinen Grund, dass uns ein Schicksal wie in Eußenheim ereilt. Noch mal: ein großer Appell an alle Wiesenfelder und umliegenden Ortschaften. Freut Euch auf den Dorfladen und kauft bei uns ein!
Ich werde jeden Monat zu euch kommen und bei euch einkaufen. Denn ich bin immer noch-auch nach 27 Jahren in Karlstadt- ein "Wiesafalder Heckegatzer".
Liebe Grüße und viel Erfolg Birgit Werthmann
Zudem kommt es u. a. auch immer auf das Personal an, ob ein Laden läuft oder nicht. Viel lieber kaufe ich bei einer freundlichen Verkäuferin ein, als bei einer miesepetrigen.
Und wenn die Wiesenfelder noch ein Cafe dabei haben, scheint mir die Sache so, dass sie bestimmt läuft. Denn dann können die Menschen dort einkaufen und die, die viel Zeit haben, sich ausserdem noch ein Pläuschchen bei einer Tasse Kaffee gönnen. Da wird dann das Neueste ausgetauscht nach dem Einkauf. Ist doch schön, oder?