
Eine "repräsentative Sache für Gerresheimer" und eine "Wachstumsperspektive" für die Stadt Lohr – mit diesen Worten wurde das vom Gerresheimer-Konzern an der Rodenbacher Straße geplante neue Technologiezentrum in der jüngsten Sitzung des Lohrer Stadtrats beschrieben. Das Gremium begrüßte den inklusive Tiefgarage viergeschossigen Bau auf dem Gelände des ehemaligen Schlachthauses und beschloss die nötige Änderung des Bebauungsplans einstimmig.
In der Sitzung präsentierte Dirk Wypchol, der Geschäftsführer des Lohrer Werkes des Glasherstellers, den Räten das mögliche Aussehen des Gebäudes. Demnach sind über einem zum Main hin offenen Park-Untergeschoss vorerst drei Stockwerke vorgesehen. Es gebe die Option auf Aufstockung um ein weiteres Stockwerk. Die Fassade werde natürlich von Glas geprägt sein, so Wypchol, der ankündigte, dass sich der Neubau an die Glashütte angleichen und "kein schlechtes Bild" abgeben werde.
700 Quadratmeter Grundfläche
In dem Gebäude sollen laut Wypchol Ausstellungs- und Besprechungsräume, Büros und Versuchsflächen unterkommen. Der Bau sei nicht nur für den Standort Lohr bestimmt, sondern für die Nutzung durch die gesamte Glassparte des Konzerns. "Wir erwarten internationale Gäste", sagte Wypchol.
Mit dem Neubau sind seinen Worten zufolge rund 30 neue Arbeitsplätze verbunden, wobei es sich um hoch qualifiziertes Personal handle, das noch zu suchen sei.
Das Gebäude selbst soll eine Grundfläche von rund 700 Quadratmetern haben. Das Grundstück ist den Angaben von Wypchol zufolge rund 3300 Quadratmeter groß. Mit dem derzeitigen Eigentümer habe man einen notariellen Vorverkaufsvertrag geschlossen. Das Gelände gehört seit gut zehn Jahren der Partensteiner Firma Joa, die dort nachwachsende Rohstoffe lagern und verarbeiten wollte.
Das neue Technologiezentrum werde sich im Wesentlichen auf den Bereich beschränken, auf dem derzeit die Gebäude des ehemaligen Schlachthauses stehen, sagte Wypchol. Man wolle "dem Main nichts wegnehmen", weswegen auch die Tiefgarage so gestaltet werde, dass sie bei Hochwasser überflutet werden könnte. Die oberen Stockwerke seien jedoch so konzipiert, dass ein hundertjähriges Hochwasser keinen Schaden anrichten könne.
Paul: Sehr begrüßenswert
Aus den Reihen der Räte gab es vor allem wohlwollende Stimmen. Bürgermeister Mario Paul sprach von einem "sehr begrüßenswerten Vorhaben". Gerresheimer biete so "als starker Player vor Ort eine Wachstumsperspektive" für den Wirtschaftsstandort Lohr. Bei Vorabgesprächen mit den Behörden sei die Genehmigungsfähigkeit signalisiert worden. Deswegen komme baurechtlich ein beschleunigtes Verfahren ohne Umweltverträglichkeitsprüfung zur Anwendung, so Paul.
Anregungen hatten die Räte lediglich zu Details. Sie reichten von einer Begrünung der Dachfläche über mit Photovoltaikanlagen überdachten Stellplätzen bis hin zu einem Bodenbelag in der Tiefgarage, der es erlaubt, dass das Wasser dort versickert. Wypchol erklärte, dass es bereits Konzepte für eine Dachbegrünung gebe. Auch sei auf dem Dach eine PV-Anlage geplant.
Angaben dazu, wann das Bauvorhaben beginnen soll und wie viel Geld Gerresheimer in das Technologiezentrum investieren wird, machte Wypchol nicht. Auch am Tag nach der Sitzung waren von der Pressestelle des Konzerns keine Angaben zu erfahren. Es dürfte sich jedoch um einen Betrag in Höhe von mehreren Millionen Euro handeln.
Bereits in den vergangenen Monaten hatte Gerresheimer mehrere Millionen in sein rund 380 Mitarbeiter zählendes Lohrer Werk investiert, unter anderem in die Erneuerung der Schmelzwanne für Braunglas und eine neue Abluftanlage.