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Lohr
Geplante Fällung der Linden am Lohrer Marktplatz bewegt die Gemüter
Noch ist offen, ob alle vier Linden am Lohrer Marktplatz weichen müssen.
Foto: Monika Büdel | Noch ist offen, ob alle vier Linden am Lohrer Marktplatz weichen müssen.
Johannes Ungemach
 |  aktualisiert: 23.02.2022 02:25 Uhr

Der Fall beziehungsweise das geplante Fällen der vier Linden am Lohrer Marktplatz erregt weiter die Gemüter. Dass dabei die Emotionen teilweise hochkochen, zeigt sich im sozialen Netzwerk Facebook. Unter dem vor wenigen Tagen erschienenen und dort eingestellten Artikel zu dem Thema äußern Kommentatoren überwiegend Unverständnis oder Bedauern darüber, dass die vier Bäume für die Außengastronomie der geplanten Markthalle weichen sollen.

Die Investoren der Markthalle erklären unterdessen, dass zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht klar sei, ob alle Bäume gefällt werden. Die Stadt, auf deren Grund die Linden stehen, betont, dass die Bäume erst dann umgesägt werden, wenn ein langfristiger Mietvertrag für die Markthalle unterschrieben ist.

Vorgeschichte: Das Unternehmen Mylocalfarm aus Reichenberg will in den Räumen des ehemaligen Kupsch-Marktes eine Markthalle einrichten. In ihr sollen regionale landwirtschaftliche Erzeugnisse angeboten werden. Daneben ist auch eine Vinothek mit Außengastronomie geplant. Das, so erklärten die Investoren jüngst in der Sitzung des Stadtentwicklungs- und Umweltausschusses des Stadtrats, sei unverzichtbar für den wirtschaftlichen Betrieb der Markthalle.

Der Markise im Weg

In der Sitzung präsentierte Skizzen veranschaulichten, dass eine große Markise die Außengastronomie überspannen soll. Die Bäume stehen dabei im Weg. Überdies, so die Investoren, seien gerade Linden in diesem Zusammenhang problematisch, da auf ihnen Blattläuse leben, die im Sommer für mehrere Wochen klebrigen Honigtau absondern.

Der Stadtentwicklungsausschuss hatte nach langer Diskussion schließlich beschlossen, dass alle vier Linden gefällt werden können. Wie zu erwarten war, sorgte diese Entscheidung umgehend für Diskussionen. So ist in den Kommentaren im Internet von "Raubbau an der Natur" die Rede, auch von fehlendem Gewissen der Räte.

Detailplanung läuft noch

Es werden aber auch die Ansicht und der Wunsch geäußert, dass man die Linden doch gut in eine Außengastronomie integrieren könne. Nader Tarabeh, einer der drei Geschäftsführer von Mylocalfarm, erklärte dazu gegenüber dieser Redaktion, dass die Detailplanung noch laufe. Es sei noch nichts abschließend festgelegt. Man wisse, dass das Fällen der Linden ein "sensibles Thema" sei, so Tarabeh. In einigen Wochen werde man Klarheit über das Konzept und die Zukunft der Linden haben. Bei der Planung stimme man sich eng mit der Stadt ab.

Das Rathaus wiederum betont in einer Stellungnahme, dass man sich "die Entscheidung nicht leicht gemacht" habe. Die Stadt sei vom Nutzen einer regionalen Markthalle "für die Gesamtstadt und darüber hinaus sehr überzeugt". Gerade in Verbindung mit gastronomischen Angeboten handle es sich um ein "zukunftsfestes, erfolgversprechendes Konzept mit großer Strahlkraft", wie es die Innenstadt gut gebrauchen könne.

Man habe im Vorfeld der Entscheidung zu den Linden mit den Investoren diverse Optionen beleuchtet. Unter anderem gab es den Vorschlag, dass die Verwaltung mit den Investoren nach Möglichkeiten sucht, wenigstens einzelne Linden zu erhalten. Doch die Räte entschieden, dass alle vier Linden gefällt werden können.

Fällung erst nach Vertrag

Gefällt werden die Bäume nach Aussage der Stadt allerdings erst, wenn ein langfristiger Mietvertrag für die Räume der Markthalle unterschrieben und klar ist, dass die Linden sich nicht in die Außengastronomie integrieren lassen. Der Fällung vorausgehen würde eine artenschutzrechtliche Prüfung.

Die Kosten der Fällung lassen sich laut Rathaus noch nicht beziffern. Zuletzt machten diesbezüglich unter Räten allerdings Aussagen die Runde, wonach mit einem fünfstelligen Betrag zu rechnen sei. Schließlich müssten auch die Wurzeln entfernt und die Lücken im Pflaster geschlossen werden.

Auch wer die Kosten zu tragen hätte, ist noch offen. Die Verwaltung vertritt die Ansicht, dass die Stadt die Kosten im Rahmen der Wirtschaftsförderung übernehmen könnte. Die Investoren hatten in der Sitzung aber auch angeboten, 10 000 Euro beizusteuern. Man werde über die Verteilung der Kosten noch diskutieren, kündigt das Rathaus nun an.

Lösung finden für entfallende Sitzbänke

Zu klären ist überdies, was mit der Telefonsäule passiert, die sich unter den Linden befindet. Die Stadt geht davon aus, dass sie versetzt werden muss, da sie auch zur Verstärkung des Mobilfunknetzes in der Stadt diene. Details sowie die Kostenverteilung müsse man mit der Telekom klären.

Für die durch das Fällen der Bäume ebenfalls entfallenden Sitzbänke bemühe man sich "intensiv um gute Lösungen", so das Rathaus. Eventuell könne man am alten Rathaus weitere feste Sitzplätze schaffen. Daneben seien im Zuge der Aktion "Lohrer Lieblingsplätze" auch temporäre Sitzgelegenheiten denkbar. Hierfür hat die Stadt für das laufende Jahr bereits 10 000 Euro für die Anschaffung eingeplant.

 
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