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ERLENBACH
Genüsslich in Erinnerungen schwelgen
Backt leidenschaftlich gerne: Tanja Ruppert aus Erlenbach. Heute gibt es einen Butterkuchen. Das Rezept zum Nachbacken wird sich im „Erlenbacher Kochbuch“ finden, für das die gelernte Konditorin noch Rezepte sucht.
Foto: THEA FISCHER | Backt leidenschaftlich gerne: Tanja Ruppert aus Erlenbach. Heute gibt es einen Butterkuchen. Das Rezept zum Nachbacken wird sich im „Erlenbacher Kochbuch“ finden, für das die gelernte Konditorin noch ...
Von unserer Mitarbeiterin Thea Fischer
 |  aktualisiert: 30.09.2016 17:28 Uhr

Sie hätte ihre Leidenschaft gerne zum Beruf gemacht: Tanja Ruppert aus Erlenbach zaubert mit viel Liebe im Handumdrehen leckere Kuchen und Gebäck – nicht nur für sich selbst und ihren Mann Martin. Die ganze Nachbarschaft bekommt regelmäßig ihre Köstlichkeiten zum Probieren. Leider kann die gelernte Konditorin nicht allzu lange am Herd werkeln, sonst macht ihr ihre Mehlstauballergie zu schaffen.

Seit fünf Jahren wohnt die gebürtige Windheimerin mit ihrem Mann in Erlenbach. Auch ihre Großmutter war schon eine begnadete Bäckerin in der heimischen Küche. Ruppert erinnert sich an ihre Kindheit: „Wenn wir bei Oma zu Besuch waren, dann sind wir sofort nach der Begrüßung in die Speis gegangen, um uns ein Stück Bloatz zu holen.“ Nicht nur der Blechkuchen, auch die Brotlaibe oder Gebäckteilchen gelangen ihr immer.

Aufgeschrieben hatte die Großmutter ihre Rezepte nicht, sie kannte sie in- und auswendig. Die Mengen wog sie gar mit der bloßen Hand ab, ohne Waage oder Messbecher. Als vor rund drei Jahren ihre Oma starb, kam dies für die 37-jährige Ruppert überraschend. Sie hätte sie gerne noch nach ihren Rezepten gefragt, vielleicht versucht, einiges aufzuschreiben. Denn bis heute weiß sie nicht, wie ihre Großmutter die Zimtrollen, wie man sie in Mittelfranken kennt und die alle in der Familie gerne essen, zubereitet hat.

In ihrer eigenen Küche stehen mehrere fränkische Koch- und Backbücher, zum Beispiel von den Landfrauen oder aus der Region Haßberge. Ruppert liebt es, darin zu schmökern und die Rezepte nachzukochen: „Ich bin in einer Familie aufgewachsen, in der Tradition noch eine große Bedeutung hat.“ Sie möchte nicht, dass alte Rezepte in Vergessenheit geraten.

„Ich habe mich gefragt, ob es wohl auch ein Erlenbacher Koch- und Backbuch gibt“, erinnert sich Ruppert. Sie sprach darüber mit einem Bekannten, doch auch er wusste es nicht. Das war vor etwa einem Jahr. Daraufhin kam ihr beim Bügeln die Idee, ein solches zusammenzustellen. Auch wenn das Bügeln die Tätigkeit ist, die sie im Haushalt am wenigsten mag, so hat sie doch dabei immer die besten Einfälle. „Ich denke dann immer an etwas Schönes und dabei kommen mir die guten Ideen“, sagt sie schmunzelnd.

Mit Hilfe von Wolfgang Thoma hat Ruppert Vertreter des Weinbauvereins, des Heimat- und Verschönerungsvereins und der Schützengesellschaft zusammengetrommelt, um Unterstützung beim Buchprojekt „Erlenbacher Spezialitäten“ zu erhalten. Man einigte sich darauf, dass das fertige Buch rund 250 Seiten umfassen und anlässlich der 1200-Jahr-Feier der Gemeinde Erlenbach im Jahr 2015 mit 1000 Stück aufgelegt werden soll. Der Erlös aus dem Verkauf wird der Jugendarbeit der beteiligten Vereine zugute kommen, sagt Ruppert.

Das Rezeptbuch soll nicht nur Koch- und Backanleitungen enthalten, sondern kann auch beschreiben, wie man Liköre selbst ansetzt, Plätzchen backt, Obst einmacht oder Marmelade kocht. „Ich bin für alles offen, was die Erlenbacher zu bieten haben“, sagt Tanja Ruppert. Selbstverständlich müssen die Rezepte nicht alt sein – Hauptsache, die Gerichte und das Gebäck schmecken gut.

„Was in das Buch hineinkommt, entscheiden alleine die Erlenbacher.“
Tanja Ruppert, gelernte Konditorin

Im August veröffentlichte Ruppert einen Aufruf im Gemeindeblatt, in dem sie die Erlenbacher bat, ihre Lieblingsrezepte einzureichen. „Was in das Buch hineinkommt, entscheiden alleine die Erlenbacher. Ich werde nichts aussortieren“, sagt sie. Für die Rezepte hat sie extra eine Sammelkiste angelegt. Bis auf drei Zettel ist diese aber leider noch leer.

Eine Nachbarin hat ihr ein für den Ort typisches Gericht überlassen: Hefekloß und saure Bohnen. Außerdem hat sie ein „Buchtli“-Rezept beigesteuert. Hierzu bereitet man einen Hefeteig vor, den man in Kugeln, die „Buchtli“, teilt und in eine Form setzt. Nach dem Backen schmeckt das Gericht am besten warm mit Vanillesauce. Für den „Grenadier-Marsch“ werden Nudeln und Kartoffeln mit Zwiebeln zubereitet – ein Essen, das allen schmeckt, weiß Ruppert.

Auch sie selbst wird Rezepte beisteuern, etwa einen Butterkuchen oder eine Birnen-Sahne-Torte. „Letztes Jahr habe ich einen Quittenlikör angesetzt. Mein Opa war begeistert – und das will was heißen“, sagt sie schmunzelnd. Im Haushalt ist Ehemann Martin für die deftige Küche zuständig. Auch er wird in seinen Rezepten kramen und beispielsweise die Zutaten für eine leckere Gyros-Suppe preisgeben, verrät Tanja Ruppert.

In Erinnerung an ihre Großmutter backt sie in der kalten Jahreszeit die mittelfränkischen Schneebälle oder Zimtrollen. Die Rezepte hat sie nach langer Suche über Bekannte erhalten – sie tüftelt aber noch immer an der Verfeinerung: „Sie gelingen noch nicht ganz so wie bei meiner Oma.“ Ein Mürbteig wird in spezielle Formen gelegt und in Fett gebacken.

Alleine ist das Backwerk nicht zu schaffen, deshalb muss auch Ehemann Martin anpacken. Sind die Gebäckteilchen fertig, wecken sie in Tanja Ruppert fast vergessene Kindheitserinnerungen an ihre Oma. „Zu Zimtrollen passen eine Tasse Kaffee oder ein Glas Wein“, empfiehlt sie und fügt hinzu: „Erlenbacher Wein“.

Tanja Ruppert freut sich, wenn viele Erlenbacher am Buch mitwirken und bittet darum, Rezepte einzureichen. Diese sollten handschriftlich verfasst sein und können bei Ruppert abgegeben oder in den Briefkasten geworfen werden: Untertor 57, Tel. (0 93 91) 15 87.

 
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