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Rettersheim
Genügsam sein und auf keinen Fall rauchen: Erhard Schulz aus Rettersheim feierte seinen 100. Geburtstag
Viele Gratulanten am 100. Geburtstag von Erhard Schulz: Mit der Rettersheimer Blaskapelle gratulierten auch: (von links) Sohn Oskar Sch8ulz, Landrätin Sabine Sitter, Pfarrer Matthias Wolpert, CSU-Kreisvorsitzender und Landtagsabgeordneter Thorsten Schwab, CSU-Ortsvorsitzender Wolfgang Virnekäs, Bundestagsabgeordneter Alexander Hofmann, Bürgermeisterin Kerstin Deckenbrock, Tochter Rita Roth und Schwiegersohn Claus Roth.
Foto: Stefanie Engelhardt | Viele Gratulanten am 100. Geburtstag von Erhard Schulz: Mit der Rettersheimer Blaskapelle gratulierten auch: (von links) Sohn Oskar Sch8ulz, Landrätin Sabine Sitter, Pfarrer Matthias Wolpert, CSU-Kreisvorsitzender ...
Stefanie Engelhardt
 |  aktualisiert: 10.01.2025 02:34 Uhr

100 Jahre alt, nur wenige Menschen erreichen dieses Alter. Erhard Schulz aus Rettersheim gehört dazu. Das muss natürlich ordentlich gefeiert werden. Bundestagsabgeordneter Alexander Hofmann (CSU), Landtagsabgeordneter und CSU-Kreisvorsitzender Thorsten Schwab, Landrätin Sabine Sitter (CSU), Bürgermeisterin Kerstin Deckenbrock, Pfarrer Matthias Wolpert und CSU-Ortsvorsitzender Wolfgang Virnekäs kamen mit der Blaskapelle Rettersheim, um dem Jubilar zu gratulieren und ihn musikalisch zu überraschen. "Ich hatt einen Kameraden" war der musikalische Wunsch von Erhard Schulz. Der Zweite Weltkrieg, an dem er als junger Soldat teilnehmen musste, hat ihn geprägt.

Erhard Schulz wurde am 3. Januar 1925 als drittes von vier Kindern in Rettersheim geboren. Dort besuchte er auch die Schule und half nach der Schulzeit zunächst in der elterlichen Landwirtschaft mit, bevor er eine Lehre als Maurer bei der Röttbacher Firma Kaufmann absolvierte. Doch bereits 1942 musste er mit 17 Jahren in den Krieg ziehen. Zunächst war im Reichsarbeitsdienst seine Aufgabe, Bunker zu bauen und zerbombte Häuser in Nürnberg wieder bewohnbar zu machen. Doch bald wurde er als Soldat bei den Pionieren eingesetzt, erst in Tschechien, dann in Odessa auf der Schwarzmeerinsel Krim.

Von dort kam er über Constanta (Rumänien) nach Baumholder in der Pfalz, wurde im Oktober 1944 südlich von Aachen von einem Granatsplitter getroffen und schwer verwundet. Er wurde mit dem Zug mehrere Tage in der Gegend herumfahren, bis ihn ein Lazarett aufnahm. Der Wundbrand war nach dieser Fahrt nicht aufzuhalten, sodass sein linkes Bein amputiert werden musste. 1945 kam er als 20-jähriger Invalide nach Hause. Seine Eltern waren froh, dass Erhard noch lebte, denn seine beiden Brüder waren bereits im Krieg gefallen.

Nach Heimkehr für andere Kriegsversehrte eingesetzt

In seinem Beruf als Maurer konnte er nach der Amputation nicht mehr arbeiten. Sitzende Tätigkeiten wie das Flechten von Körben und das Herstellen von Besen waren jetzt seine Arbeit neben einer kleinen Landwirtschaft. Das Korbflechten machte er mit solch handwerklichem Geschick, dass seine Werke überall Bewunderung fanden. Da viele junge Menschen seiner Generation aus dem Krieg verwundet zurückkamen und viele Frauen zu Kriegerwitwen wurden, gründete er im November 1948 den VDK-Ortsverband Rettersheim, um diesen Benachteiligten zum Recht zu verhelfen. Eine Abordnung gratulierte ihm zu seinem Jubiläum.

1951 heiratete er die Rettersheimerin Theresia Behl, die 1991 verstarb. 1946 wurde Erhard Schulz zum Gemeindeschreiber von Rettersheim berufen. Diese Tätigkeit übte er bis zur Gebietsreform 1978 aus, die die Integration Rettersheims in den Markt Triefenstein markierte. Indem er dieses Amt 36 Jahre ausgeübt hatte, habe er von allen Rettersheimern die Geburtstage gekannt, erklärt seine Familie mit einem Augenzwinkern.

Tipp des Jubilars für ein langes Leben: Genügsamkeit

1968 trat er in die CSU ein, er war langjähriges Gemeinderatsmitglied und dritter Bürgermeister. 1988 baute er mit seinem Sohn das Haus, in dem er heute noch mit der Familie des Sohnes lebt. Als Grund für sein langes Leben gibt der Jubilar, der natürlich auch schon einige altersbedingte gesundheitliche Probleme hat, ein genügsames Leben an. Man solle mit dem zufrieden sein, was man hat und das Beste daraus machen, sagt Schulz.

Seiner Familie, der Tochter, dem Sohn, den vier Enkelkindern und vier Urenkelkinder gibt er gerne mit auf den Weg, dass sie auf keinen Fall rauchen sollen, ein kleines Schöppchen darf schon sein, aber alles in Maßen. Der Familiennachwuchs besucht den Opa und Uropa gerne. Bis zum Herbst sah man ihn noch mit seinem E-Mobil durch die Rettersheimer Flur fahren. Er hofft, dass ihm das ab Frühjahr wieder möglich ist.

Am Weltgeschehen ist Erhard Schulz noch immer interessiert, das Zeitungslesen gehört zu seinem täglichen Ritual. Durch die Unterstützung seiner Familie kann er den Lebensabend, wenn auch mit Einschränkungen, in seinem Haus verbringen.

 
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