Ein Kapitel der Gemündener Musikschule geht zu Ende, ein neues wird aufgeschlagen. Das sagte Mathias Weis, der Leiter der Einrichtung. Der Musikschule steht ein Generationswechsel bevor. Mit Yvonne Schlüter, Rainer Nöth und Jürgen Baerwind verabschiedet man zum Ende des Schuljahres drei Lehrkräfte, die seit der Gründung der Musikschule vor 25 Jahren in Gemünden unterrichteten. Für sie kommen drei Neue.
Yvonne Schlüter (Cello)
Yvonne Schlüter gab an der Musikschule seit einem viertel Jahrhundert Cello-Unterricht. Geboren in den Niederlanden, hatte sie ihr Instrument an den Musikhochschulen in Den Haag und Amsterdam studiert. Jean Decroos, der Solocellist des renommierten Concertgebouw-Orchesters, war ihr Lehrer. Nach dem Studium unterrichtete sie selbst und ließ sich zur Musiktherapeutin weiterbilden. Gleichzeitig spielte sie in Orchestern und Kammermusik-Ensembles. Schlüter ist als Musikpädagogin auch bei der SOS-Dorfgemeinschaft Hohenroth tätig.
Rainer Nöth (Trompete)
Rainer Nöth bildete an der Musikschule Trompeter aus. „Er hat auch die Trompeter der Bigband betreut und viele erfolgreiche Konzerte bestritten“, würdigte ihn Mathias Weis. Als Stimmführer leitete er „ein tolles, funktionstüchtiges Ensemble“. Weis hofft, dass sich vielleicht auch in Zukunft noch die Möglichkeit zur Zusammenarbeit mit Rainer Nöth ergibt.
Nöth war vor dem Studium der Jazz-Trompete am Hermann-Zilcher-Konservatorium in Würzburg erster Flügelhornist des Heeresmusikkorps' der Bundeswehr in Veitshöchheim gewesen und Solotrompeter im Kurorchester in Bad Brückenau. Als freiberuflicher Musiker spielte er in den Bands von Hugo Strasser, Max Greger und Paul Kuhn. Er begleitete Roberto Blanco, Howard Carpendale oder Bill Ramsey auf Tourneen. Als Solist war er an Theatern in Baden-Baden, Hof und Esslingen engagiert.
Jürgen Baerwind (Geige)
Geigenlehrer Jürgen Baerwind hat im Lauf der Jahre immer neue Ensembles an der Musikschule aufgebaut, so Weis. Er erwähnte die vielen Aufführungen in der Stadt, etwa die Weihnachtskonzerte. An die „schöne gemeinsame Zeit“ werde er sich gerne erinnern.
Auch Baerwind verband das Unterrichten an der Musikschule mit einer Tätigkeit für die SOS-Dorfgemeinschaft Hohenroth. Er hatte seine Ausbildung an den Musikhochschulen in Frankfurt am Main und in München erhalten. Von 1965 bis 1993 war er festes Mitglied des Philharmonischen Orchesters der Stadt Lübeck. Gleichzeitig hatte er in der Hansestadt einen Lehrauftrag an einem Gymnasium. Baerwind kann außerdem auf eine vielfältige Tätigkeit in Kammerorchestern und Streichquartetten zurückblicken.
Anja Schlundt (Geige)
Seine Nachfolgerin als Geigenlehrerin der Musikschule wird Anja Schlundt. Sie begann mit sechs Jahren Klavier zu lernen, sattelte aber mit acht Jahren auf Violine um. Schon mit 15 Jahren wurde sie in den Frühförderkurs der Musikhochschule Würzburg aufgenommen. Hier studierte sie später auch und legte 2004 das künstlerische und pädagogische Diplom ab, 2008 das Meisterklassendiplom.
Schlundt spielte in Orchestern in Saarbrücken, Augsburg und Würzburg. Sie lebt in Thüngersheim und tritt seit 2011 als Musikerin in verschiedenen Projekten und mit verschiedenen Ensembles auf.
Inka Jans (Cello)
Inka Jans, die aus Krefeld stammt, wird die neue Cello-Lehrerin der Musikschule. Auch sie begann im Alter von sechs Jahren zu musizieren. Seit 2014 studiert sie den künstlerischen Bachelor-Studiengang für Cellisten der Musikschule in Würzburg. 2017 nahm sie zusätzlich ein künstlerisch-pädagogisches Studium auf. Daneben unterrichtet sie bereits seit Jahren.
Michael Reinhart (Trompete)
Der neue Trompetenlehrer der Musikschule ist in der Region kein Unbekannter. Michael Reinhart aus Gräfendorf war seit 2007 als privater Musiklehrer zwar nur noch selbstständig tätig. Als jedoch der Anruf der Gemündener Musikschule kam, hat der gebürtige Gemündener – „als Gemünden noch ein Krankenhaus hatte“ – zugesagt.
Reinhart hatte von 1981 bis 1985 in Würzburg Trompete studiert und ist staatlich anerkannter Musiklehrer. Mehr als 20 Jahre unterrichtete er an der Musikschule in Schweinfurt, war kurzzeitig auch an der Musikschule in Bad Brückenau tätig und wirkte als Dozent für den Nordbayerischen Musikbund.
Richard Sauterleute aus dem Vorstand der Musikschule dankte den scheidenden Lehrkräften für ihren Einsatz für die Gemündener Musikschule und überreichte Präsente. Auch er erinnerte sich an viele Auftritte, bei denen die Schüler der drei Musiklehrer mitwirkten. Auch die Kleinsten seien eingebunden worden, selbst wenn's noch etwas holprig ging. Über die Jahre hinweg habe man die Fortschritte verfolgen können, die Entwicklung, die die Kinder genommen hätten, dank der Geduld und Liebe, die die Musiklehrer investiert hätten. Viele der Schüler seien sehr erfolgreich gewesen, nicht wenige hätten die Musik zu ihrem Beruf gemacht.
350 Anmeldungen pro Jahr
Von den drei neuen Lehrern erhofft sich Sauterleute neuen Schwung und neue Ideen, damit die Gemündener Musikschule „weiterlebt und jung bleibt“.
An der Gemündener Musikschule unterrichten etwa 20 Musiklehrer Fächer von Gesang bis Fagott, von musikalischer Früherziehung bis Percussion-Ensemble. Rund 350 Anmeldungen registriert die Schule im Jahr, berichtet Leiter Mathias Weis. Unterrichtet werden die Schüler meist am Nachmittag. Für Erwachsene gibt es allerdings auch Unterricht vormittags, so Weis.
Träger der Gemündener Musikschule ist ein gemeinnütziger Verein. Die Finanzierung erfolgt über die Unterrichtsgebühren sowie durch Zuschüsse der Stadt Gemünden und des Freistaats Bayern.