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Gemünden
Gemündener Tüftler entwickeln wiederverwendbare Gesichtsmaske
Masken, wie sie wegen Corona gefragt sind, sind oft Einwegprodukte. In Gemünden haben Firmen jetzt kooperiert und eine Maske entwickelt, die immer wieder getragen werden kann.
Die Tüftler Simon Gerlach (links) und Thomas Niemann entwickelten in kürzester Zeit eine wiederverwendbare Mund-Nasen-Maske. Stolz präsentieren sie das Produkt vor dem imposanten Fertigungsautomaten.
Foto: Jürgen Gabel | Die Tüftler Simon Gerlach (links) und Thomas Niemann entwickelten in kürzester Zeit eine wiederverwendbare Mund-Nasen-Maske. Stolz präsentieren sie das Produkt vor dem imposanten Fertigungsautomaten.
Jürgen Gabel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 13:29 Uhr

Derzeit sind Gesichtsmasken infolge von Corona in aller Munde – besser gesagt: vor aller Mund und Nase. Bedauerlicherweise sind diese oft Einwegprodukte, werden weggeworfen und erzeugen Müll. Dem Gemündener Tüftler Thomas Niemann, der in den 1990er Jahren im Gewerbegebiet ein Unternehmen für Formenbau mit heute zehn Mitarbeitern gründete, war dies ein Dorn im Auge: Nirgendwo im Internet fand er passende Lösungen, sodass er selbst das Heft in die Hand nahm.

In einem vierwöchigen "Rund-um-die-Uhr-Job" entwickelte er an Konstruktionscomputern Formenwerkzeuge, die eine wiederverwendbare Mund-Nasen-Maske aus hochwertigem, hautverträglichem Kunststoff herstellen können. Dazu brauchte er einen Partner, der diese Masken in Kunststoffspritzguss herstellen kann. Diesen fand er in dem 34-jährigen Fellener Simon Gerlach, der am gleichen Standort seit Mai 2017 den Betrieb "AllinPlastics" mit sechs Mitarbeitern führt. Von der Idee über die verschiedensten Versuche bis zum fertigen Produkt und die Serienproduktion verging knapp ein Monat. Ein Joint-Venture aus Gemünne par excellence.

Man müsse schon Feuer und Flamme für das Produkt sein, sich gut verstehen und somit gut zueinander passen, erzählen Niemann und Gerlach. Am 31. März hatten beide den ersten Kontakt, und Gerlach war spontan von der Vision infiziert. Der Firmengründung folgte die Entwicklung der Formenwerkzeuge, die permanent verbessert und optimiert wurden. Die beiden Perfektionisten glauben an das Produkt und an Müllvermeidung.

Zu Beginn wurde mit Küchenpapier getüftelt

Anfangs startete man mit Zewa-Papier in den Deckeln, durch den die Atemluft strömt. Durch Zufall stießen die beiden Tüftler auf den Obersinner Jürgen Bohn, der dort seit 2014 die Firma Baselines leitet und als Spezialist für zertifiziertes Filtervlies gilt. Der hatte die nötigen Filterpads, made in Germany, parat. Die Werkzeuge, mit deren Hilfe die Masken und Deckel gespritzt werden, liefert Niemann, Gerlachs "AllinPlastics" spritzt Maske und Deckel, und das austauschbare Filterpad lasert und liefert Bohn. Dieser kümmert sich auch um die Kommissionierung der Ware und den deutschlandweiten Versand des Gemeinschaftsprodukts aus dem Altlandkreis Gemünden.

Durch das innovative Konzept und das einfach zu reinigende und zu desinfizierende Material könne die Mund-Nasen-Maske dauerhaft wiederverwendet werden. Die Filter-Pads sind PM1-geprüft und können nach Gebrauch in Sekundenschnelle getauscht werden.

Maske kann wiederverwendet werden, Filter muss getauscht werden

Die Grundmaske ist transparentfarben und aus thermoplastischem, flexiblem Kunststoff gefertigt und kann sich so dem Gesicht eng anschmiegen, erklärt Gerlach. Die Maske ist ausschließlich für Erwachsene zugeschnitten und könne unbeschränkt verwendet, gewaschen oder gereinigt werden. Das Filtervlies hingegen sollte nach zehn Stunden Dauertragen oder täglich gewechselt werden. Die Maske filtert beim Ein- und Ausatmen und besitzt laut den Tüftlern den Vorteil, dass Brillenträger keine beschlagene Brille mehr bekommen.

In der Gemündener Produktionsstätte befinden sich derzeit 10 000 Masken auf Lager. Die Produktionskapazität liegt laut Niemann ebenfalls bei 10 000 Stück täglich. Die Maske sei aber nicht nur zur Vorbeugung von Coronainfektionen geeignet, sondern etwa auch bei Handwerksarbeiten. Sie kann online über den Partner-Shop KWLProfi gekauft werden. Niemann und Gerlach hoffen auf einen dauerhaften Einsatz ihrer Mund-Nase-Maske, auch nach Corona.

Aus feinstem Granulat werden die transparenten Masken und grünen Atemdeckel gefertigt.
Foto: Jürgen Gabel | Aus feinstem Granulat werden die transparenten Masken und grünen Atemdeckel gefertigt.
 
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  • poststelle@stawu.bayern.de
    prima
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  • herbert.zorn@web.de
    Der Tüftler Thomas Niemann durfte ja in den letzten 6 Wochen ja eh nicht raus wegen den Ausgangsbeschränkungen, da hat er seine Zeit sinnvoll genutzt!! Super! 👍
    Gute Geschichte und tolles Produkt, welches in dieser Zeit benötigt wird. Viel besser als so manche andere Dinge, oder Demonstrationen gegen die Schutzbestimmungen an diesem Wochenende.
    Jetzt aber die Frage aller Fragen: Was kostet si eine Maske?? Davon habe ich in dem Artikel nichts gelesen.
    Kann sich jeder, also auch ein Harz 4-Empfäner, diese Maske leisten?
    Und wo kann man diese Maske kaufen oder verschenkt die neuen Landräte in Würzburg und Karlstadt diese Supermaske (soll keine Abwehrtung sein!) an alle Bürger in den jeweiligen Landkreisen?
    Gibt es diese Maske in verschiedene Größen, also auch für Kinder, große/kleine Köpfe/Gesichter?
    Nochmals ein Lob an die Erfinder bzw. Tüftler!
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  • lausdeandl@yahoo.de
    Laut Webseite von KWLProfi kostet die Maske incl. 10 Filterpads 14,99€, 50Stk. Filterpads 19,90€, 100Stk. Filterpads 24,90€. Versandkostenfrei. (Preise Stand 10.05.2020, 23:36 Uhr)
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  • e.max.s@t-online.de
    Wenn Sie den Artikel richtig lesen würden, bräuchten sie solche Fragen nicht zu stellen!
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  • artur.weber@t-online.de
    Not macht erfinderisch. Tolle Idee. Glückwunsch, und viel Erfolg damit.
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  • attheendoftheday
    De Austausch des Filters ist eins, aber wie bekomme ich die Maske virenfrei?
    Eine Anleitung hierzu findet sich hier: https://www.dgsv-ev.de/wp-content/uploads/2016/09/Manuelle_Leitline_deutsch_Internet.pdf.
    Viel Spaß!
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