
Es könnte ein Fall für das Guinness-Buch der Rekorde sein: Arno Ludwig vermutet, im Juni der Künstler mit „den meisten Kunstwerken im Umlauf“ zu werden. Dann gibt der Zwergstaat San Marino einen neuen Euro-Kursmünzensatz heraus, und den hat der 55-Jährige in Gemünden (Lkr. Main-Spessart) gestaltet.
10000 Sammelmünzen
Hauptsächlich betreibt Arno Ludwig mit seiner Frau Vera eine Werbeagentur, die der gebürtige Karlstadter 1988 gegründet hat. Die Gestaltung von Münzen und Medaillen sind ein Nebenjob, ein Hobby, das aus Ludwigs Retuscheur-Ausbildung resultiert. Immerhin über 10 000 Sammelmünzen hat das Ehepaar für das Bayerische Münzkontor Göde in Waldaschaff über 25 Jahre hinweg entworfen, manchmal 100 in einem Monat.
Ludwig weiß, wie die Zeichnungen beschaffen sein müssen, damit Prägeanstalten und Druckereien sie verwenden können. Die handwerklichen Kenntnisse kommen bei der Realisierung der Vorlagen zupass.
Erster Auftrag 2015
Das wiederum wusste ein Freund in einem Grafiker-Verband, und als dort 2015 die Anfrage aus dem 30 000-Einwohner-Staat San Marino „zur kreativen Gestaltung von Münzen“ einging, stellte er den Kontakt nach Gemünden her. Die Ludwigs schickten zunächst eine Auswahl ihrer Arbeiten an die Republik in den Bergen oberhalb Riminis an der Adria. Es folgte der Auftrag für eine 20- und eine 50-Euro-Sammlermünze. Die Goldmünzen im Ankaufwert von 985 Euro zeigen eine Kirche und ein Gebäudeensemble in San Marino, nach Fotos von Vera Ludwig mit Tusche gezeichnet und von ihrem Mann am Computer vervollständigt.
Typische Ansichten
Der Auftraggeber, das staatliche Amt für Philatelie und Numismatik, war zufrieden: Seit November 2015 sind die beiden Sammlermünzen aus der Feder der Ludwigs zu erwerben, und: Es folgte der san-marinesische Auftrag zur Neugestaltung der sechs Cent- und zwei Euro-Münzen, die 2017 den bisherigen Münzsatz von 2002 ablösen sollen.
Verewigt werden sollten typische Ansichten und Sehenswürdigkeiten. Dafür reichten Fotos nicht mehr, weshalb Arno Ludwig auf drei Tage in den Staat eingeladen wurde, von dessen Existenz er noch einige Monate zuvor kaum etwas gewusst hatte. Als er mit dem Auto die Bergstraßen hinauffuhr, „war ich total überrascht“ von der landschaftlichen, aber auch der architektonischen Schönheit. Von Weitem schon sehe man das Wahrzeichen der kleinen Republik, die drei uralten Wehrtürme auf bis zu über 700 Meter hohen Gipfeln, die mit einer Mauer auf einem zur einen Seite hin steil abfallenden Bergkamm verbunden sind – „eine tolle bauliche Leistung“, staunt Ludwig.
„Unbedingt sehenswert“
Der 55-Jährige zog dann mit vier Frauen – drei Beamtinnen des Münzamts und einer Dolmetscherin – durch die Landschaft und die Gassen des nur knapp über 4000 Einwohner zählenden Hauptorts und fotografierte infrage kommende Motive aus verschiedenen Perspektiven, um die Ansichten daheim wirklichkeitsnah auf Geldstückformat zu verkleinern. „San Marino ist unbedingt sehenswert“, sagt der Gemündener. Es gebe viel historische Bausubstanz, die erhalten werde und, fügt er schelmisch hinzu: „Ich habe noch nie so große Steaks gegessen.“
Ausgabe im Juni
Dieser Tage dann erhielten die Ludwigs eine E-Mail (Landeskennung „sm“) mit der allgemeinen Information aus San Marino, dass der neue „Kursmünzensatz in Stempelglanz 2017“ demnächst bestellt werden könne zum Preis von 26 Euro. „Der Satz soll im Juni ausgegeben werden und die Auflage wird demnächst fixiert. Die Prägung wird bei I.P.Z.S (Roma) durchgeführt.“ Weitere Informationen würden folgen und seien abrufbar im Internet auf der Webseite www.aasfn.sm
Jede Münze mit „AL“
Arno Ludwig hätte es gern gesehen, dass die Münzen in Deutschland geprägt würden. Auf jeden Fall hofft er, „seine Münzen“ im Juni zwischen die Finger zu bekommen; tatsächlich trägt jedes Geldstück seine Initialen „AL“. Bis es soweit ist, lenkt er sich mit seinen derzeitigen Aufträgen ab, der Entwicklung eines Regalsystems für eine große Supermarktkette und einer neuartigen Präsentationsform für Unterwäsche in Geschäften.
Einladung zur Übergabe?
„Kreativität ist mein zweiter Vorname“, scherzt der Grafiker und Illustrator, der zum Beispiel vor Jahren einmal die Juniortüte von McDonald's gestaltet hat. Ein weiteres aktuelles Projekt ist der Entwurf eines seniorengerechten Mehrparteienhauses für den Verein „Besser Gemeinsam Leben – Haßberge“. Ob ihm San Marino einen Münzsatz schicken wird, weiß der Künstler nicht. „Ich hätte auch nichts dagegen, noch einmal eingeladen zu werden, vielleicht zur offiziellen Übergabe“, sagt Arno Ludwig und lacht.