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Roden
Gemeinde Roden will von neuen Windrädern am Maus- und Weichselberg profitieren
Die beiden bestehenden Windräder in Roden. Die neuen Windräder sollen deutlich höher werden. Vergleiche wurden mit dem Münchener Olympiaturm und dem Ulmer Münster gezogen.
Foto: Susanne Feistle | Die beiden bestehenden Windräder in Roden. Die neuen Windräder sollen deutlich höher werden. Vergleiche wurden mit dem Münchener Olympiaturm und dem Ulmer Münster gezogen.
Jürgen Kamm
 |  aktualisiert: 25.05.2023 02:33 Uhr

Jahrelang hat sich die Gemeinde Roden gegen das Vorranggebiet für Windkraft im Bereich Weichsel- und Mausberg gewehrt. Nun will sie ihre dortigen Grundstücke an die Energieversorgung Lohr-Karlstadt verpachten, die bereits vier Anlagen plant – mit 250 Metern Gesamthöhe deutlich höher als die beiden in der Nähe 2009 gebauten Windräder. 80 Besucherinnen und Besucher kamen in die Bürgerversammlung, zu Wort meldeten sich vor allen Kritiker.

Das im Regionalplan ausgewiesene Vorranggebiet für Windkraft würde nach dem derzeitigen Entwurf für insgesamt sieben moderne Windkraftanlagen der Sieben-Megawatt-Klasse reichen (die beiden vorhandenen Anlagen gehören zur Zwei-Megawatt-Klasse). Drei davon stünden auf Privatgrund, ob es hierfür schon Investoren gibt, kam nicht zur Sprache. Die beauftragte Planerin, Mariella Schubert aus Bayreuth, schilderte die Anlagen so: 160 bis 199 Meter Nabenhöhe und 160 bis 175 Meter Rotordurchmesser, daraus resultierend 250 bis 260 Meter Gesamthöhe. Das sind rund 70 Meter Naben- und 100 Meter Gesamthöhe mehr als bei den beiden vorhandenen Anlagen.

Windpark kostet bis zu 100 Millionen Euro

Die größere Höhe mache sie wegen besserer Strömungsverhältnisse bis zu dreimal effizienter, niedrigere Windräder plane in Bayern niemand mehr. Bei 2200 Volllast-Stunden auf dem "mittelguten Standort" ergeben sich rechnerisch 15.450 Megawattstunden Strom je Anlage und Jahr, sie gab aber auch 14 bis 18 Gigawattstunden an. Ein konkreter Anlagentyp ist noch nicht festgelegt. Als Kosten wurden bis zu 100 Millionen Euro für den gesamten Windpark (mit sieben Anlagen) genannt.

Kritische Stimmen gab es gleich nachdem Bürgermeister Johannes Albert das Wort an Marek Zelezny, den Geschäftsführer der Energieversorgung, übergeben hatte und dieser erst einmal den kommunalen Versorger vorstellte. Neben der Firmengeschichte dürfte wesentlich sein, dass das Unternehmen Mitglied im Stadtwerkeverbund Thüga ist und mit der sowie der Thüga Erneuerbare Energien (THEE) GmbH & Co.KG zusammen arbeiten wird. Photovoltaik-Anlagen sind für die Energieversorgung nichts neues, ein Windrad hat sie aber noch nie gebaut. Dafür würde eine gemeinsame Firma von der Energieversorgung und der THEE gegründet.

Gemeinde Roden will von neuen Windrädern am Maus- und Weichselberg profitieren

Laut Bürgermeister Johannes Albert fiel die Entscheidung im Rodener Gemeinderat in interner Sitzung im Februar, nachdem sich mehrere Investoren und Betreiber vorgestellt hätten. Dabei seien die Unterschiede recht gering ausgefallen, den Ausschlag für die Energieversorgung als lokalen Versorgungsnetzbetreiber habe die zu erwartende langfristige Sicherheit gegeben. Als monetären Vorteil für die Gemeinde wurden rund 300.000 Euro im Jahr an Pacht und Gewerbesteuer genannt (wird nach zehn und nach 20 Jahren erhöht), plus den "Windcent" von 0,2 Cent je Kilowattstunde Strom. Als Vorteil für die Bürger vor Ort nannte Geschäftsführer Marek Zelezny Sonderverträge für die Stromlieferung mit günstigen Preisen.

Zum Ablauf des Verfahrens erklärte Mariella Schubert, auf die derzeitige Planungsphase folge die Auswahl des Anlagentyps und die Erstellung von Gutachten. Im Sommer soll beim Landratsamt der Antrag nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz eingereicht werden. Im Genehmigungsverfahren werden 30 Träger öffentlicher Belange gehört. Die Genehmigung erwartet sie für Ende 2024, die Einweihung im Jahr 2026.

Vor allem Kritik an der Höhe, am Brandschutz und an Umweltbelastungen

Aus der Bürgerversammlung gab es vor allem Kritik an der Höhe, den zu erwartenden Immissionen, einer möglichen Umweltbelastung und Bedenken zum Brandschutz. Bei der Höhe wurden Vergleiche mit dem Münchener Olympiaturm (291 Meter Höhe) und Ulmer Münster (mit 161,53 Meter höchster Kirchturm der Welt) als dominierende Bauwerke gezogen.

Bei den Immissionen um Schall – hier gab die Planerin maximal 45 Dezibel im hörbaren Bereich an, leistungsfähigere Anlagen seien nicht lauter – und Infraschall, wozu es widersprüchliche Gutachten gibt. Schattenwurf wird vor allem in Ansbach ein Thema sein, hier gibt es inzwischen den Schwellenwert von 30 Minuten am Tag und maximal 30 Stunden im Jahr, darüber hinaus müssen die Anlagen abgeschaltet werden.

Ein Besucher verwies auf eine ARD-Dokumentation zum Isoliergas SF6 (Schwefelhexaflourid) das in den Windradkanzeln verwendet werde und das am stärkste bekannte Treibhausgas ist. Dazu sagte Geschäftsführer Marek Zelezny, kein Versorger baue mehr Schaltanlagen mit SF6. Die Bedenken zum Brandschutz konnte Planerin Mariella Schubert verstehen, einen Brand in 160 Meter Höhe könne man nicht vom Boden aus löschen, wenn die eingebauten Löscheinrichtungen nicht reichen, bleibe nur kontrolliertes Abbrennen lassen mit Schutz von Vegetation und Bebauung durch Nassmachen.

Kritisiert wurde auch die nötige Versiegelung – die Zufahrtswege werden vier Meter breit geschottert, ebenso dauerhaft etwa 2000 Quadratmeter Kranstellfläche je Anlage, ein Fundament habe etwa 25 Meter Durchmesser (also fast 500 Quadratmeter). Auch muss Wald gerodet werden. Gewarnt wurde auch vor abstürzenden Immobilienpreisen und Unattraktivität für Neubürger.

Einige Besucher relativierten das Vorhaben aber auch. Vorranggebiet bedeute, dass dort jeder Windkraftanlagen bauen darf, der sie rechtlich und technisch richtig plant. Da sei es doch besser, wenn die Gemeinde davon finanziell profitiere.

Zum Schluss sagte eine Frau Mitte 30, sie verstehe jeden, dem Windkraftanlagen nicht gefallen. Bei einem geschätzten Durchschnittsalter jenseits der 50 in der Versammlung sei aber die Generation, die die Energiewende betrifft, gar nicht da. Sie wolle von ihren Kindern einmal nicht die Frage hören: "Warum habt ihr gegen den Klimawandel nichts gemacht und keine Windkraftanlagen gebaut?"

 
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