Sowohl der Holzvorrat als auch der jährliche Zuwachs an Holz haben sich in den vergangenen zwanzig Jahren im Auraer Gemeindeforst deutlich erhöht. Dies ist eines der Erkenntnisse, die Forstingenieur Paul Gerlach bei der Begehung des Kommunalwaldes gewonnen hat. Gerlach ist Forsteinrichter und in dieser Funktion streift er seit geraumer Zeit zur Bestandsaufnahme durch den Auraer Wald. Zusammen mit Betriebsleiter Christoph Kirchner und Revierleiter Norbert Holzheimer erläuterte er im Beisein von Bürgermeister Wolfgang Blum im Pressegespräch den Ablauf der Forsteinrichtung und stellte erste Ergebnisse vor.
Alle zwanzig Jahre ist Inventur im Kommunalwald. Sie dient dazu, die Holzbestände in ihrer Quantität und in ihrer Qualität zu ermitteln und daraus die richtigen Schlüsse für die künftige Bewirtschaftung zu ziehen. Dabei geht es einerseits um die mögliche Vermarktung des Holzes, aber nicht minder um die Gesundheit des Waldes und um seine Stabilität gegenüber dem Klimawandel. Auch die Funktion als Lebensraum für Fauna und Flora sowie die Bedeutung des Waldes als Erholungsort für den Menschen spielen eine Rolle, erklärt Betriebsleiter Christoph Kirchner.
Es geht um die nachhaltige Bewirtschaftung
Mittels der Forsteinrichtung gibt sich die Gemeinde also einen Fahrplan für die nächsten zwei Dekaden der nachhaltigen Bewirtschaftung. "Nachhaltigkeit heißt", so Revierleiter Norbert Holzheimer, "dass wir nicht mehr aus dem Wald ernten, als nachwächst." Dabei, so betont er, halten sich aber Zu- und Abnahme nicht immer die Waage. In Jahren wie heuer, da der Borkenkäfer große Bestände gefährdet, ist eine größere Entnahme von Bäumen sinnvoll, damit diese noch wirtschaftlich verwertet werden können, bevor sie der Käfer wertlos gemacht hat, erklärt Holzheimer. Auf Sicht von zwanzig Jahren werde dies aber durch künftigen geringeren Einschlag wieder ausgeglichen.
Holzheimer weiter: "Ein möglichst großer Holzvorrat ist nicht gleich ein besonders guter Wald." Um den Wald langfristig robuster gegen die Folgen des Klimawandels zu machen sei ein Waldumbau hin zu mehr Laubmischwald und weg von der anfälligen Fichte notwendig. War doch die Fichte ohnehin nur als Zwischengeneration zu betrachten, die von den Forstleuten Anfang des 19. Jahrhunderts angepflanzt wurde, bis sich Eiche und Buche wieder etabliert haben sollten.
Hiebreife Fichten kommen raus, Laubholz rein
Es werde also zunächst zu relativ großen Entnahmen in der Altdurchforstung kommen, auf dem Weg zum Umbau auf andere Nutzungsarten, ergänzte Christoph Kirchner. Aura hat große Bestände mit über achtzigjährigen und damit hiebreifen Fichten. "Die Veränderung der Wälder muss schneller gehen als es im Rahmen der natürlichen Entwicklung der Fall wäre", erläutert Kirchner den notwendigen Eingriff des Menschen. Die zunehmenden katastrophalen Folgen der Klimaveränderung ließen dem Wald keine Zeit, sich selbst an die neuen Herausforderungen anzupassen.
Das vorhandene Potenzial des Auraer Gemeindewaldes zu ermitteln ist Aufgabe von Paul Gerlach. An mehreren Standorten hält er sich ein Spiegelrelaskop vors Auge und dreht sich einmal komplett um die eigene Achse. Mittels dieses Probekreises errechnet er die Quadratmeter Holz je Hektar Wald. Anschließend gibt ihm ein Blick durch den Dendrometer Aufschluss über die Höhe der Bäume. So konnte er den Holzvorrat auf aktuell 290 Festmeter je Hektar bestimmen. Bei der letzten Forsteinrichtung im Jahr 2000 lag der Vorrat noch bei 260 Festmetern je Hektar.
Auch der jährliche Zuwachs ist in dieser Zeit von 7,1 Festmetern auf 8,5 Festmeter je Hektar gestiegen. Die mengenmäßig gute Substanz des Auraer Waldes und die geplante stärkere Ausrichtung auf Laubhölzer sind ganz nach dem Geschmack von Bürgermeister Wolfgang Blum. Er wünscht sich "einen ausgewogenen Waldumbau, der auch in Zukunft eine ausreichende wirtschaftliche Nutzung zulässt, aber die Herausforderungen des Klimawandels so einbezieht, dass auf Dauer ein gesunder Wald da steht".