Im Sommer beweist der Stadtmarketingverein Gemünden immer wieder aufs Neue, dass er seinen Zusatz "aktiv" zurecht trägt. Ein Festle folgt aufs andere, und auch im Frühjahr und Herbst gibt es bei den Märkten und anderen Veranstaltungen bis zum Weihnachtsmarkt allerlei Gelegenheiten, die Altstadt zu beleben. Aber was kann man im Winter unternehmen, wenn es für "Musik in der Stadt" draußen zu kalt ist?
Die Stadtmarketingleute um Günther Felbinger, Else Platzer und Rosemarie Knechtl starteten am Donnerstagnachmittag mit "Kultur meets Shopping" einen originellen Versuch, das Einkaufen in Gemünden auf kulturelle Art zu bereichern.
Vier Geschäfte öffneten zeitversetzt ihre Türen nicht nur für die Kundschaft, sondern auch für Kinder und Jugendliche aus Gemündener Schulen, die eine halbe Stunde lang mit Musik- und Gedichtbeiträgen zwischen den Regalen und Einkaufstresen kulturelle Farbtupfer setzten. "Das Ziel ist, in der Winterzeit, wenn sonst wenig los ist, so etwas einmal im Monat zu veranstalten", sagte Vorsitzender Felbinger, der zusammen mit Kulturamtschefin Jasna Blaic die einzelnen Stationen besuchte und die Besucher begrüßte.
Den Auftakt machten die Kinder der Schulkindbetreuung mit Carmen Seubert und ihrem Team. Sie sangen im Modehaus Welzenbach nicht nur flotte Kinderlieder und sagten Gedichte auf, sondern präsentierten auch den "Schmunzelstein", den es künftig in den Geschäften gegen eine Spende zum Mitnehmen gibt. Den mit einem schmunzelnden Gesicht bemalten Kieselstein erhält man in einer kleinen selbstgebastelten Schachtel. Die Kinder hoffen, dass viele Steine einen neuen Besitzer finden und sie damit einen Meter fußgängerfreundliches Pflaster finanzieren können.
Schräg gegenüber hatte sich mittlerweile im Cafe Schaub die neunköpfige Schulband des Friedrich-List-Gymnasiums eingerichtet. Unter Leitung ihres Musiklehrers Rüdiger Wiesenhütter unterhielten sie das Publikum mit modernen Songs. Getragenere Töne bekamen die Besucher bei Uhren und Schmuck Herkert-Mai zu Ohren. Charlotte Ott und Marietta Hückmann von der Florentini-Schule spielten auf Querflöte und Cajon Titel wie "Moonlight Shadow" von Mike Oldfield oder "Imagine" von John Lennon. Bei der letzten Station im Schreib- und Bastelladen Basti konnte Felbinger neben Schulleiter Robert Wolz die Florentini-Schülerinnen Rebecca Huller und Emely Franz der 10ab Gym begrüßen, die die rund zwei Dutzend Besucher mit einem Poetry Slam erfreuten. Für viele Anwesende ein neuer Stil, selbst verfasste literarische Texte vorzutragen: "Selbstliebe erfüllt uns und erinnert daran, dass wir sind, wer wir sind, und dies akzeptieren, denn ansonsten sind wir nichts anderes als Wolken, welche verschwinden, durch ihre Sorgen erblinden und sich verschließen der Schönheit der Welt" oder: "…Mord musst du dafür nämlich nicht begehen, sondern dir nur eingestehen, dass du auch ohne Perfektion deine Wege kannst gehen."
Es gab beim Kulturtrip durch die Altstadt nicht nur geistige Genüsse, auch der Gaumen kam nicht zu kurz, denn die Geschäftsinhaber reichten auch "Drinks und Snacks". Zum Schluss zeigte sich Felbinger zufrieden mit der Premiere: "So etwas muss sich erst etablieren, das war ein guter Anfang." Die positiven Rückmeldungen der Kunden stimmten ihn zusätzlich optimistisch, dass bei der nächsten Veranstaltung am 24. Februar, an der dann planmäßig andere Geschäfte teilnehmen, die Besucherzahl weiter steigen wird.
