Triefenstein/Homburg (maha) Beim jüngsten Schlosskonzert in Homburg stand am Sonntag ein frisch restaurierter Hammerflügel im Blickpunkt, den der Instrumentenbauer Christoph Theodor Haug im Jahr 1815 in Stuttgart für einen württembergischen Staatsminister schuf. Der Homburger Musikforscher Michael Günther konnte das Klavier schon vor einiger Zeit in Maroldsweisach erwerben.
Werner Fuchs, Spezialist für historische Tasteninstrumente aus Salzburg, schilderte rund 40 Zuhörern die Besonderheiten des brillanten Hammerklaviers, das er nun in einen Zustand für den Konzertbetrieb versetzte. Haug sei offenbar beim Bau des Instruments von akustischen und mathematischen Erkenntnissen geleitet gewesen und habe versucht, mit seinen damaligen Mitteln alle Möglichkeiten auszureizen.
Beim Ausbau und der Reparatur des gesprungen Resonanzbodens sei dessen besondere Qualität und Dünne besonders ins Auge gestochen. Gewisse konstruktive Mängel konnten unter Verwendung historischer Hölzer korrigiert werden. Insgesamt war die Konstruktion des 200 Jahre alten Klaviers so zu stabilisieren, dass dieses bei der Neubesaitung mit „Westfälischem Eisen“ und „Stollberger Messing“ einem Zug von immerhin über sechs Tonnen gewachsen ist.
Fuchs schwärmte, der Hammerflügel besteche durch eine gestreckte, elegante Form ohne jeglichen unnötigen Zierrat. Das virtuos zu spielende Instrument überzeuge durch seine besondere Dynamik in vielen Farben, von ganz zart bis kraftvoll sei es ein wahres Klangwunder.
Den Beweis für diese Aussage lieferte der Homburger Hausherr Michael Günther mit dem Vortrag zeitgenössischer Stücke. Schon die schriftlich fixierte „Fantasie a-Moll“ des gebürtigen Würzburgers Johann Franz Xaver Sterkel (1750-1840) belegte den wieder überzeugenden und warmen Klang des historischen Hammerflügels in eher ruhigen Variationen. Daran knüpften „Romance und Rondeau militaire“ des hochbegabten Würzburger Militärmusikers Joseph Küffner (1776 – 1856) zunächst an, um jedoch in dessen zweiten Satz auch eine couragiert-schmissige Form des Klavierspiels zu zeigen.
Die sehr gefällige „Polonoise“ des Stuttgarter Musikpädagogen Ludwig Abeille (1761-1838), einem Schwager des Klavierbauers Haug, zeigte sich als kleine Entdeckung. Was aber in dem Hammerflügel aus dem Jahr 1815 an Vielfalt und Ausdruck wirklich steckt, sollte vor allem der Höhepunkt des mit zwei Stunden ohne Pause deutlich zu lange geratenen Konzerts zeigen.
Die Fantasie c-Moll (KV 396) von Wolfgang Amadeus Mozart war zunächst ein Fragment geblieben. Abbé Maximilian Stadler (1748-1833) ergänzte dieses in genialer Manier und veröffentlichte es 1802 mit einer Widmung an Constanze Mozart. Michael Günther zeigte in virtuoser Weise, welche bewegende Emotionalität diesem Variationswerk innewohnt.
Eine heitere Note bot der Abschluss mit einem Rondo über das Opern-Thema „Don Juan“ des deutsch-dänischen Komponisten Friedrich Kuhlau (1786-1832). Gerne nahmen die Gäste nach dem mit viel Beifall bedachten Konzert die Einladung zu einem Glas Sekt ein, um sich bei guten Gesprächen noch die Ausstellung der Marsbilder, Porzellanentwürfe und Keksdosen der Künstlerin Eva Grossberg (1924- 2014) aus Sommerhausen zu betrachten.