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Lohr: Geld für Skaterplatz-Sanierung vorerst gestrichen
Der Lohrer Skaterplatz ist in die Jahre gekommen und laut Bürgermeister Mario Paul als solcher kaum mehr zu benutzen. Doch das für die Sanierung und eine mögliche Erweiterung vorgesehen Geld wurde nun aus der Finanzplanung der Stadt vorerst gestrichen.
Foto: Johannes Ungemach (Archivfoto) | Der Lohrer Skaterplatz ist in die Jahre gekommen und laut Bürgermeister Mario Paul als solcher kaum mehr zu benutzen.
Bearbeitet von Johannes Ungemach
 |  aktualisiert: 05.02.2024 02:50 Uhr

Der Skaterplatz unterhalb der Lohrer Stadthalle ist wegen seines schlechten Zustands als solcher kaum mehr nutzbar. Um das zu ändern, waren in der Finanzplanung der Stadt für die kommenden drei Jahre insgesamt 500.000 Euro für eine Generalsanierung vorgesehen. Doch nach der Beratung des Haushaltsentwurfs im Stadtrat ist ein Großteil dieses Geldes wieder gestrichen – zumindest vorerst.

Die Entscheidung, ob der Skaterplatz saniert werden soll, ist vertagt. Der Lohrer Stadtrat will sich mit dem Thema zunächst bei einer Klausur hinter verschlossenen Türen befassen.

Rauer Boden, abgeplatzter Belag – es ist schon länger bekannt, dass der Skaterplatz in die Jahre gekommen ist. Dass jetzt konkret über seine Sanierung gesprochen wird, hat seinen Grund aber vor allem im 8. September vorigen Jahres. An jenem Tag starb auf dem Gelände des Nägelsee-Schulzentrums ein 14-Jähriger. Er wurde mutmaßlich von einem Gleichaltrigen erschossen. Die Staatsanwaltschaft hat Anklage wegen Mordes erhoben.

Diskussion nach Tötungsdelikt

Die Tat setzte in Lohr eine Diskussion über die Situation der Jugend in Gang, auch über das Angebot, das jungen Menschen in der Stadt gemacht wird. In der Folge präsentierte die Stadt im November ein Maßnahmenpaket, das das Freizeitangebot für Jugendliche verbessern sollte. Ein Bestandteil dieses Pakets war neben der Schaffung eines offenen Jugendraums und einer zusätzlichen Stelle in der Jugendarbeit auch die Sanierung des Skaterplatzes.

Doch am Ende der Beratung des Haushaltsentwurfs im Stadtrat blieben von den 500.000 Euro, die für 2024 bis 2026 für Sanierung und Erweiterung des Skaterplatzes vorgesehen waren, nur 30.000 Euro übrig. Mit dem Geld könnte heuer zumindest in die Planung eingestiegen werden. Ob diese dann auch umgesetzt würde, blieb zunächst offen.

Bürgermeister Paul: Große Dringlichkeit

Mario Paul hatte zu Beginn der Diskussion für die Investition in den Skaterplatz geworben. Er sehe eine "große Dringlichkeit" sagte der Bürgermeister und sprach von einem "Zeichen für die Stadtgesellschaft". Der Skaterplatz sei als solcher derzeit "kaum mehr zu gebrauchen". Womöglich müsse man ihn aufgrund von Unfallgefahr sogar sperren, so Paul. Ziel solle es sein, mit einer Sanierung der knapp 2000 Quadratmeter umfassenden Anlage einen "Raum mit Aufenthaltsqualität für Jugendliche" zu schaffen.

Doch gleich mehreren Ratsmitgliedern ging die Sache zu schnell. So verwies Frank Seubert, Fraktionsvorsitzender der CSU, darauf, dass die Sanierung des Skaterplatzes "mit keiner Silbe erwähnt" worden sei, als sich der Stadtrat im April vorigen Jahres hinter verschlossenen Türen auf das künftige Investitionsprogramm verständigte.

Seubert vermutete mit Blick auf den mutmaßlichen Mord auf dem Nägelsee-Gelände, dass die Idee der Skaterplatz-Sanierung vielleicht der danach einsetzenden öffentlichen Diskussion geschuldet sei. Statt ständig neue Baustellen aufzumachen, solle die Stadt "endlich mal die Prioritätenliste abarbeiten", so Seubert.

Auch Brigitte Riedmann (Freie Wähler) trat auf die Bremse. Nur weil die Finanzlage der Stadt nach aktuellem Stand etwas entspannter sei, müsse man nicht "auf die Schnelle einen Pflock reinhauen", sagte sie mit Blick auf die Skaterplatz-Sanierung. Stattdessen solle der Stadtrat in seiner geplanten Klausur-Sitzung erst noch mal über das Thema beraten.

Auch Riedmann sah offenbar in der Gewalttat auf dem Nägelsee-Gelände den Hauptgrund dafür, dass der Skaterplatz überhaupt auf der Agenda stand. Jedenfalls sagte sie, dass sie bezweifele, ob sich durch das Sanieren eines Skaterplatzes "so 'was Schlimmes verhindern lässt".

Gewalttat "nicht benutzen"

Michael Kleinfeller (CSU) sagte, dass man "das schreckliche Ereignis nicht benutzen" solle, um eine Skaterplatz-Sanierung zu begründen. Die Anlage unterhalb der Lohrer Stadthalle werde nur von einer sehr kleinen Gruppe Jugendlicher genutzt, die mitunter auch schon Ärger gemacht hätten. Man solle sich bei den Investitionen an die vom Stadtrat beschlossene Prioritätenliste halten und die beträchtliche Summe für die Skaterplatz-Sanierung streichen, so Kleinfeller.

Das sah Torsten Ruf (ÖDP) ganz anders. Als Vater dreier Kinder im betreffenden Alter wisse er, welche Bedeutung eine Anlage wie der Skaterplatz für Jugendliche habe, umso mehr, da es Vergleichbares in der Umgebung nicht gebe. "Das sollte uns die Jugend wert sein", sagte Ruf mit Blick auf die Sanierung, deren Kosten sich seiner Ansicht nach durch das Eintreiben von Spenden deutlich reduzieren ließen.

Ruth Steger (SPD) erinnerte an die nach der Gewalttat vom September von Jugendlichen aufgeworfene Frage, was die Stadt für junge Menschen tue. "Da mussten wir schon schlucken." Man müsse beim Skaterplatz zum Wohle der Jugend auf jeden Fall tätig werden, forderte Steger. Auch Mathilde Lembach (Grüne) plädierte für die Sanierung. Der Skaterplatz sei stark abgenutzt und nicht mehr zeitgemäß.

30.000 Euro für die Planung bleiben

Am Ende verständigten sich das Gremium und der Bürgermeister ohne Beschluss darauf, für das laufende Jahr 30.000 Euro an Planungskosten im Haushalt zu belassen, "um handlungsfähig zu bleiben", wie Bürgermeister Paul sagte.

Die ursprünglich für die Umsetzung der Pläne in den Jahren 2025 und 2026 vorgesehenen 470.000 Euro wurden jedoch aus der Finanzplanung gestrichen. Ob das Geld doch noch in die Hand genommen wird, um den Skaterplatz zu sanieren und eventuell zu erweitern, wird der Stadtrat in seiner Klausur besprechen.

 
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