"Schade, dass uns diese Alternative genommen wird", beklagt Hubert Freitag aus Lohr. Er spricht von Autogas als kostengünstigem Treibstoff für seinen Golf. Er finde in Lohr keine Kfz-Werkstatt mehr, die ein neues Fahrzeug auf den Betrieb mit Autogas umrüsten würde.
Geht dem Autogas gerade die Luft aus? Einiges deutet darauf hin. 2014 waren im Kreis Main-Spessart noch knapp 1000 Fahrzeuge mit dem Antrieb Benzin/Flüssiggas gemeldet, aktuell sind es noch 742 und damit weniger als vor zehn Jahren. Wobei Gas als Autotreibstoff in Main-Spessart generell keine große Rolle spielt angesichts von rund 83 000 gemeldeten Kraftfahrzeugen im Landkreis.
Eine echte Alternative
Dabei wäre Autogas, auch LPG oder Flüssiggas genannt, ebenso wie Erdgas eine echte Alternative zu Benzin und Diesel, wenn es um die Schadstoffe geht. Doch es ist ein Nischenprodukt geblieben und sinkt in der Verbrauchergunst weiter ab. Inzwischen gibt es nur noch wenige Hersteller, die Autos ab Werk mit Motoren für Autogas anbieten. Die Regel war und ist die Umrüstung von Fahrzeugen, was aber nicht billig ist. Zudem gibt es immer weniger Kfz-Werkstätten, die Autos für LPG nachrüsten.
Umgerüstete Fahrzeuge können alternativ mit Benzin oder Autogas fahren, nötig sind ein Gastank und technische Vorkehrungen im Motor. Für Hubert Freitag steht vor allem der Preisvorteil von Autogas im Vordergrund, das in der Region derzeit rund 60 Cent pro Liter kostet, während Superbenzin bei 1,35 bis 1,40 Euro liegt.
"Es macht mir jedes Mal Freude, wenn ich beim Tanken so wenig bezahlen muss", sagt Freitag. Er hat seinen rund zwölf Jahre alten VW Golf gleich nach dem Kauf für Autogas nachrüsten lassen: "Eine schöne Sache und die Technik hat sich bewährt". Doch so richtig durchgesetzt hat sich Autogas hierzulande nie, was auch für erdgasbetriebene Fahrzeuge gilt. Der Preisvorteil gab der Treibstoff-Alternative nicht genug Auftrieb, zumal die Benzinpreise bisher nicht so hoch gestiegen sind, wie es einst befürchtet wurde. Hinzu kommen Nachteile von Autogas wie die geringere Reichweite mit einer Tankfüllung im Vergleich zu Benzin und Diesel.
Ferner kann Autogas zu technischen Problemen an den Motorventilen führen, weshalb manche Hersteller die Umrüstung generell ablehnen, wie der ADAC berichtet. Abschreckend wirken auch die Kosten von rund 2400 bis 3200 Euro für die Nachrüstung eines Fahrzeugs.
Wann rechnet es sich?
Für 50 Automodelle hat der ADAC anhand der Verbrauchswerte im Benzin- und Autogasbetrieb berechnet, nach wie vielen Kilometern sich rein rechnerisch der Umbau durch die eingesparten Kraftstoffkosten amortisiert. Demnach müsste ein VW Golf 1.6 etwa 68 000 Kilometer fahren, ein Opel Corsa 1.2 Twinport sogar 92 000 Kilometer.
Lauter Gründe, warum die LPG-Nachfrage sinkt und sich deshalb auch immer weniger Kfz-Werkstätten mit dem Thema beschäftigen. "Nicht mehr rentabel", sagt zum Beispiel Elmar Huth vom Autohaus Huth in Lohr im Gespräch mit unserem Medienhaus. Habe man früher zwei bis drei Fahrzeuge die Woche für Autogas umgerüstet, wären das heute vielleicht die Zahlen pro Jahr. "Die Nachfrage ist komplett eingebrochen", sagt Elmar Huth und fügt hinzu: "Leider". Denn eigentlich wäre Autogas "für Vielfahrer das Optimale". Nun aber könne man die LPG-Nachrüstung nicht mehr als Dienstleistung vorhalten. Man brauche dafür speziell geschulte Monteure, die sich laufend fortbilden, doch das würde sich bei dem geringen Bedarf nicht rentieren. Wegen der sinkenden Nachfrage habe man auch die LPG-Tankstelle abgebaut.
Dass weniger Kfz-Werkstätten die LPG-Nachrüstung machen, wird von der Kfz-Innung Unterfranken bestätigt. Genaue Zahlen dazu gibt es jedoch nicht, die kann auch der Deutsche Verband Flüssiggas nicht liefern.
LPG-Fan Hubert Freitag bedauert das zwar, denkt aber schon daran, "notgedrungen" irgendwann auf einen anderen Treibstoff umzusteigen. Zunächst jedoch will er seinen Autogas-Golf noch "so lange fahren, bis er auseinanderfällt".