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Karlstadt/Lohr
Gegenüber der Karlstadter Altstadt könnte Sand und Kies abgebaut werden, Hombach stellt sich quer
Lohrs Bürgermeister fürchtet eine Beeinträchtigung der Trinkwasserversorgung Lohrs durch zwei in Lohr vorgesehene Vorranggebiete für Sand- und Kiesabbau. Die Gebiete sollen geprüft werden.
Gegenüber der Karlstadter Altstadt soll es ein Vorranggebiet für Sand- und Kiesabbau geben.
Foto: Jannik Lamprecht (Archivbild) | Gegenüber der Karlstadter Altstadt soll es ein Vorranggebiet für Sand- und Kiesabbau geben.
Wolfgang Dehm
 |  aktualisiert: 23.10.2024 02:46 Uhr

Wie es im Zuständigkeitsbereich des regionalen Planungsverbandes Würzburg mit dem Abbau von Bodenschätzen weitergehen soll, damit befasste sich der zugehörige Planungsausschuss in seiner Sitzung am Mittwoch in Karlstadt. Zum regionalen Planungsverband Würzburg gehören neben der Stadt Würzburg die Landkreise Main-Spessart, Kitzingen und Würzburg mit zusammen 123 Gemeinden.

Konkret ging es zunächst um die Fortschreibung des Regionalplans Sand und Kies. Während der seit 2008 bestehende Plan für diese Rohstoffe 867 Hektar umfasst (436 in Vorrang- und 431 in Vorbehaltsgebieten), sieht der neue Planentwurf nur noch 593 Hektar vor (412 in Vorrang- und 181 in Vorbehaltsgebieten).

Neue Vorranggebiete in Lohr, Gemünden und Karlstadt geplant

Im neuen Planentwurf sollen bereits abgebaute Flächen herausgenommen, neue ausgewiesen und bestehende zum Teil neu zugeschnitten werden. Der tatsächliche Bedarf für die nächsten zehn Jahre wird bei 330 ha gesehen. Neuausweisungen von Vorranggebieten sind geplant in Lohr, Gemünden, Karlstadt, Thüngersheim, Sommerhausen, Winterhausen und Wiesentheid. Und da kommen die Bürgermeister Mario Paul (Lohr) und Michael Hombach (Karlstadt) ins Spiel: Beide wehrten sich in der Sitzung gegen die geplanten Schritte in ihrer jeweiligen Stadt.

Laut Paul könnten die beiden in Lohr vorgesehenen Vorranggebiete für Sand- und Kiesabbau eine Beeinträchtigung der Wasserversorgung der Stadt darstellen. Das eine der beiden in Lohr geplanten Vorranggebiete liegt südlich des Stadtteils Wombach und grenzt direkt an ein Wasserschutzgebiet an, das andere liegt nordwestlich von Steinbach und Paul zufolge in einem Bereich, der in Zukunft eventuell der Trinkwassergewinnung dienen könnte. Für ihn habe die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung "absoluten Vorrang" gegenüber Sand- und Kiesabbau.

Karlstadts Bürgermeister fürchtet um das Naherholungsgebiet zwischen Mühlbach und Karlburg

Hombach begründete seine Ablehnung des geplanten Vorranggebietes zwischen den Stadtteilen Karlburg und Mühlbach mit dem dortigen Naherholungsgebiet direkt am Main und dem Schutz der gegenüberliegenden Altstadt. Er fürchtet eine Beeinträchtigung des Blicks von Karlstadter Seite über den Main und zusätzliche Verkehrsbelastungen. "Ich kann dem definitiv nicht zustimmen", betonte er.

Thomas Eberth, Landrat des Kreises Würzburg, appellierte an die Mitglieder des Planungsausschusses, den Einwände der beiden Bürgermeister zum jetzigen Zeitpunkt nicht Rechnung zu tragen, da sonst all die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister, die betroffen sind von Flächen, aber nicht Mitglied des Planungsausschusses sind, benachteiligt wären.

Vor dem Hintergrund, dass der nächste Schritt – das Beteiligungsverfahren – einen Beschluss des Planungsausschusses voraussetzt, zog sich dessen Vorsitzende, Main-Spessarts Landrätin Sabine Sitter, mit den Verwaltungsleuten kurz zurück und unterbreitete dann den Beschlussvorschlag, dass der Entwurf zur Regionalplanänderung in Sachen Sand- und Kiesabbau wie vorgesehen in die öffentliche Anhörung gehen soll.

Gesonderter Prüfungsauftrag für die Flächen in Karlstadt und Lohr

Um den Städten Lohr und Karlstadt entgegenzukommen, solle jedoch für die drei strittigen Flächen ein gesonderter Prüfungsauftrag erteilt werden. Mit 14:2 Stimmen erteilte das Gremium dafür grünes Licht. Die beiden Gegenstimmen kamen von Paul und Hombach, die gerne gehabt hätten, dass die in ihren Städten vorgesehenen Vorranggebiete für Sand- und Kiesabbau aus dem Plan herausgenommen worden wären.

Die vorgesehenen Änderungen bei den Vorrang- und Vorbehaltsflächen zum Abbau von unterem Muschelkalk sollen im kommenden Jahr im Planungsausschuss vorgestellt werden. Dabei geht es um ein rund 1300 Ha großes bandähnliches Gebiet, das sich von Triefenstein über Hettstadt, Güntersleben und Thüngersheim bis Karlstadt erstreckt. In der weiteren Fortschreibung des Regionalplans kämen dann die Rohstoffgruppen oberer Muschelkalk, Gips und Buntsandstein an die Reihe, hieß es.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels hieß es fälschlicherweise, der Entwurf zur Regionalplanänderung in Sachen Sand- und Kiesabbau sei in Kraft getreten. Außerdem hieß es zunächst, dass Landrat Eberth appelliert habe, die Einwände der Bürgermeister Hombach und Paul ernstzunehmen.

 
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  • Oliver Weidlich
    Gut dargestellt, den komplizierten Diskussionsverlauf. Rohstoffflächen sind ein typisches Beispiel für Dinge, die niemand in der Nähe haben will, aber jeder braucht das Material, was dort gewonnen wird. Gut, wenn ein demokratisch legitimiertes Gremium sich nach sachlicher Vorinformation darüber diskutiert und entscheidet.
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