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Karlstadt
Gegen Plastik in der Biotonne: Rote Aufkleber zeigen Wirkung
Biotonnen mit Abfall, der darin nichts zu suchen hat, werden mit roten Aufklebern versehen. Sie bleiben stehen und werden nicht geleert.
Foto: Corbinian Wildmeister | Biotonnen mit Abfall, der darin nichts zu suchen hat, werden mit roten Aufklebern versehen. Sie bleiben stehen und werden nicht geleert.
Jürgen Kamm
 |  aktualisiert: 08.02.2024 19:41 Uhr

"Mülldetektive" waren im Herbst 2020 und im Frühjahr 2021 unterwegs, um einen tiefen Blick in rund 2000 Biotonnen zu werfen. Dabei ging es um Plastiktüten und andere Störstoffe, die nicht in den Bioabfall gehören und die Qualität des daraus erzeugten Kompost verringern. Die Kontrollen waren ein voller Erfolg, bei den gering belasteten Biotonnen (Einstufung Gelb) gab es einen Rückgang um 71 Prozent, bei den stark belasteten Tonnen (Einstufung Rot) sogar um 85 Prozent. Deswegen soll es künftig stichprobenartige händische Kontrollen im Vorfeld der Leerungen geben. Das beschloss der Ausschuss für Umwelt- und Nachhaltigkeit zwar einstimmig, vorher gab es aber Kritik, dass nichts über die Kosten und Dauer bekannt ist.

Mit den jetzt ausgewerteten Kontrollen hatte der Landkreis im Januar 2020 das Umweltbüro Fabion aus Würzburg beauftragt. Die erste Kampagne im Herbst 2020 wurde mit starker Öffentlichkeitsarbeit begleitet. Die zweite Kampagne im Frühjahr 2021 wurde dagegen nicht vorher angekündigt.

Kontrolliert wurden Schwerpunkte, die als problematisch bekannt waren. Wie viel Müll und Plastik im Bioabfall steckt, sieht man nicht nur bei der Anlieferung im Humuswerk Main-Spessart, die Behälter der Müllautos sind auch mit Kameras ausgestattet. Neben den Altstadtbereichen in allen vier Kreisstädten wurde in Karlstadt im Wurzgrund und am Kalvarienberg (vorwiegend Einfamilienhäuser), in Lohr in der Siedlung Lindig (überwiegend Mehrfamilienhäuser), in Marktheidenfeld am Dillberg (gemischt) sowie in Gemünden in der Gartenstraße (mehr Einfamilienhäuser) und Bergstraße (gemischt) kontrolliert.

78 rote Aufkleber wurden verteilt

Von den 930 Biotonnen der Erstkontrolle im Herbst waren 660 ordnungsgemäß befüllt, 192 erhielten wegen leichter Mängel gelbe Aufkleber, 78 dagegen rote Aufkleber, diese wurden zunächst nicht geleert. Der Anteil bemängelter Tonnen war in Gemünden (33 Prozent) am höchsten und in Lohr (25 Prozent) am niedrigsten, hier hatte kurz zuvor das Humuswerk schon einmal kontrolliert. Bei der Nachkontrolle im Herbst zwei Wochen später bekamen von 301 kontrollierten Biotonnen noch 135 gelbe und 47 rote Aufkleber, was einen Rückgang um 30 beziehungsweise 40 Prozent entspricht.

Bei der ersten Nachkontrolle im Frühjahr wurden 944 Biotonnen kontrolliert, 774 waren mängelfrei, 134 mit leichten und 36 mit starken Mängeln befüllt. Der Anteil bemängelter Tonnen war nun in Gemünden (14 Prozent) am niedrigsten und in Lohr (21 Prozent) am höchsten. Bei der Nachkontrolle bekamen nun von 162 kontrollierten Biotonnen nur noch 56 gelbe und zwölf rote Aufkleber.

Vergleicht man die Kontrollen von Herbst und Frühjahr, gab es bei den Biotonnen mit leichten Mängeln und gelben Aufklebern einen Rückgang um 71 Prozent, am stärksten war er in Karlstadt (82 Prozent) und Gemünden (80 Prozent). Noch deutlicher war die Entwicklung bei den stark belasteten Tonnen mit roten Aufkleber und einem Rückgang um 85 Prozent. Hier gab es die größten Rückgänge in Karlstadt (91 Prozent) und Lohr (94 Prozent). Allerdings hatte das Landratsamt mehrfach mit Rot eingestufte Tonnen ersatzlos abgezogen. Das ist in der Satzung als "Ultima-Ratio" erlaubt, betraf nur wenige Tonnen und erfolgte im Einvernehmen mit den betroffenen Hausverwaltungen. Auf diese Nutzer kommen höhere Nebenkosten wegen zusätzlich nötiger Restmüllgefäße zu, sie sind nach Einschätzung der Hausmeister nicht in der Lage, die Biotonnen ordnungsgemäß zu nutzen.

Beim Beschluss für künftige stichprobenartige händische Kontrollen ging es nicht um eine konkrete Auftragsvergabe, vielmehr soll die Verwaltung mit den Firmen Kirsch und Sohne sowie der Reterra Humuswerk Main-Spessart eine Vereinbarung aushandeln (die dann extra zu beschließen wäre). Außerdem soll geprüft werden, wie eine dauerhafte Qualitätssicherung des Bioabfalls am sinnvollsten und wirtschaftlichsten erfolgen kann. Damit sind auch technische Detektionssysteme gemeint.

 
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  • C. L.
    Stell dir vor, Du stellst abends die Tonne auf die Straße und morgens sind Sachen drin, die nicht von dir entsorgt wurden...
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  • H. O.
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  • J. S.
    Wer wird denn so unklug sein, das zu tun? Er muss doch immer damit rechnen, dass er/sie gesehen wird, und dann? Dann ist die Blamage groß - auf immer und ewig in der Nachbarschaft. Da ist es doch sicherer in den Wald zu fahren. Und dann kommt es ja auf die Menge an. Normalerweise ist die Biotonne selten randvoll. Dann wäre Platz in der eigenen Tonne.
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  • S. Z.
    wir hatten den Fall auch schon, dass Restmüll in unserer braune Mülltonne geworfen wurde und deswegen nicht geleert wurde.(Altstadt Karlstadt)
    Und unser Nachbar hatte das Problem auch.
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  • H. M.
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