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Lohr
Markthalle 2.0 im ehemaligen Kupsch soll die Lohrer Innenstadt wieder beleben
Fachwerkidylle nur noch Fassade für immer mehr Leerstand in der Lohrer Altstadt? Damit will sich die Werbegemeinschaft nicht abfinden und mit dem Projekt 'Markthalle 2.0' eine neue Idee für die Innenstadt verwirklichen.
Foto: Heinz Scheid | Fachwerkidylle nur noch Fassade für immer mehr Leerstand in der Lohrer Altstadt? Damit will sich die Werbegemeinschaft nicht abfinden und mit dem Projekt "Markthalle 2.0" eine neue Idee für die Innenstadt verwirklichen.
Bearbeitet von Heinz Scheid
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:44 Uhr

Schwer getan hat sich der Lohrer Stadtrat am Montag mit einer Entscheidung für die Innenstadt. Aus dem ehemaligen Kupsch-Markt soll die "Markthalle 2.0" werden. Dafür setzt sich die Werbegemeinschaft ein und will eine Förderung beim bayerischen Wirtschaftsministerium beantragen. Unterstützt wird das Projekt von örtlichen Unternehmen. Mit 13 zu 8 Stimmen beschloss der Stadtrat, 10.000 Euro zur Verfügung zu stellen.

Angelika Winkler, die Vorsitzende der Werbegemeinschaft, erläuterte das Projekt, das kurzfristig auf die Tagesordnung des Stadtrats kam. Die Zeit drängt, weil der Förderantrag bis zum 31. Juli gestellt sein muss. Druck herrscht aber auch aufgrund der anhaltend negativen Entwicklung in der Altstadt, wo Handel und Gewerbe auf dem Rückzug sind.

Weitere Schließungen

Die Werbegemeinschaft habe zuletzt 15 Mitglieder verloren, so viele wie noch nie in so kurzer Zeit, sagte Winkler; zwei Schließungen von Geschäften kämen demnächst noch dazu. Ein Trend, der auch in anderen Städten zu beobachten sei. Speziell in Lohr gehe es um den Leerstand am Oberen Markt, den ehemaligen Kupsch. Das Geschäft mit seiner "heißen Theke" sei "Frequenzbringer Nummer 1" für die Altstadt gewesen.

Bisherige Bemühungen, dort wieder etwas anzusiedeln, sind gescheitert, und die Nachfrage bei dieser Immobilie "wird bei Null bleiben", meinte Winkler. Das liege an fehlenden Parkplätzen und der schwierigen Warenanlieferung. In dieser Situation habe man das Projekt "Markthalle 2.0" entwickelt und wolle eine 50-prozentige Förderung aus dem Programm "Neue Läden und neue Ideen für Bayerns Innenstädte" beantragen.

Träger ist die Werbegemeinschaft, Beteiligte sind heimische Unternehmen und die Besitzer des Gebäudes. Zu den Unterstützern gehören das Landratsamt Main-Spessart, die IHK Würzburg-Schweinfurt und der Handelsverband Bayern.

Man nehme viel Geld in die Hand und brenne für das Projekt. Ein regionaler Bäcker habe aktuell Interesse gezeigt, und sogar eine Privatperson wolle 500 Euro spenden.

Kein Kampf ums Geld, sondern begeisterte Akteure

"Alles ist besser als der Zustand der letzten vier Jahre", warb Winkler um Unterstützung des Stadtrats. Doch es gab Widerstand, was die Werbegemeinschaft bereits bei einer vorausgegangenen Diskussion im Initiativkreis City- und Stadtmarketing zu spüren bekam. Deshalb wollte sie ihre Zuschussbitte an die Stadt (ursprünglich 20.000 Euro) zurückziehen, denn "wir möchten keinen Kampf um das Geld, sondern begeisterte Akteure", sagte die Vorsitzende.

Zur Debatte standen ohnehin nur 10.000 Euro von der Stadt als freiwillige Leistung. Die Gesamtkosten des Projekts sind auf 192.800 Euro bei einer Laufzeit von zwei Jahren veranschlagt.

Bürgermeister Mario Paul wollte den Zuschuss durchsetzen und sprach von einem Spannungsfeld zwischen dem "sehr schmerzhaften Leerstand am Oberen Markt" und den knappen Finanzen der Stadt. Es gehe darum, "die wenigen Mittel, die wir haben, zielgerichtet einzusetzen". Ganz anders sah es Brigitte Riedmann (Freie Wähler). Städtische Pflichtaufgaben müssten Vorrang haben, wie der Seeweg-Kindergarten und die Sanierung von Ortsstraßen. Außerdem wären Waren des täglichen Bedarfs im früheren Kupsch wichtiger als ein Schauraum für E-Autos. Ihr Fraktionskollege Uli Heck befand, das Projekt sei "noch nicht rund".

"Geschlossen dagegen" sei die Fraktion der Grünen, sagte Clemens Kracht. Man sei "nicht so überzeugt von dem Konzept" und nehme ohnehin schon viel Geld für Stadtmarketing in die Hand. Auch er stellte die städtischen Pflichtaufgaben in den Vordergrund.

Chance für mehr Leben in der Altstadt

Hingegen sahen die Befürworter in dem Konzept eine Chance, wieder für mehr Leben in der Altstadt zu sorgen. "Wir haben Lust auf das Projekt", sprach sich Dirk Rieb (CSU) für das Projekt aus. Christiane Werthmann (Bürgerverein) betrachtete die Markthalle 2.0 als Signal, dass man nicht aufgebe und für die Innenstadt kämpfe. Sven Gottschalk (SPD) sagte, man wolle die Stadt nach vorne bringen und unterstütze deshalb das Vorhaben. Auch Peter Sander (FDP) gab Rückendeckung und zeigte sich genervt von "Bedenkenträgerei".

Am Ende hielt die Werbegemeinschaft ihren Zuschussantrag aufrecht, und der Beschlussvorschlag des Bürgermeisters wurde mit 13 zu 8 Stimmen angenommen. Demnach bezuschusst die Stadt die "Markthalle 2.0" mit 10.000 Euro und stellt hierfür außerplanmäßige Haushaltsmittel zur Verfügung. Das Geld ist zweckgebunden für zwei Inhalte des Konzepts, nämlich die Aktionsfläche und Veranstaltungen.

 
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Kommentare
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  • Kai Hofstetter
    Also, irgendwie vermisse ich in dem Artikel, was hinter "Markthalle 2.0" eigentlich steckt. Na gut, schau ich halt beim Main-Echo rein...
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