"Mariupol" heißt das Bild, das die Lohrer Künstlerin Cornelia Krug-Stührenberg jüngst gemalt hat. Es ist ein düsteres Gemälde, viel Rot und dunkle Töne, nur in der Mitte etwas Helles. Doch auch dort Spuren von Rot, Blutrot. Es ist die Szene des Fotos aus Mariupol, das nach dem Angriff auf die Geburtsklinik von einer Pressefotografin aufgenommen wurde. Eine Schwangere wird von Helfern auf einer Trage zu einem Krankenwagen gebracht, wie Anfang März von den Nachrichtenagenturen berichtet wurde.
Wenige Tage später hieß es, dass der behandelnde Arzt weder die Frau noch das Kind retten konnte. Dieses Foto habe sie nicht mehr losgelassen, erzählt Krug-Stührenberg in ihrem Atelier in Lohr. "Ich bin ja nicht vor Ort", begründet sie, dass sie Zeitungsbilder vom Ukraine-Krieg sammelt. Es ist ihre Art, sich mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine auseinandersetzen. "Ich hatte nichts mit Politik zu tun, meine Bilder sind poetisch und naturbezogen." Das habe sich durch die Kriegsereignisse geändert. "Vieles hat sich umgestülpt. Ich werde damit nicht fertig", sagt sie und verweist auf den Widerspruch zwischen der Schönheit des Frühlings und den vielen Konflikten in vielen Erdteilen.
Das Ungeborene wird sichtbar
"Dieser Krieg ist so nah: die diktatorische Seite gegen die demokratische Seite." Auch wenn man den Verstand anstrengen müsse, diskutieren müsse und es oft langwierig sei: "Es ist der bessere Weg als totalitäre Systeme", betont Krug-Stührenberg. Aus diesen Gedanken heraus und unter dem Eindruck des Fotos mit der schwangeren Frau hat sie zunächst Skizzen gezeichnet und schließlich zur großen Leinwand gegriffen.
Das Gemälde wirkt rudimentär und spiegelt so das Rohe der Zerstörung wieder. In guter Hoffnung sein lautet eine Umschreibung für Schwangerschaft. Krug-Stührenberg macht das Ungeborene sichtbar, indem sie es malt. Ein kleiner Mensch und doch groß genug, um bald das Licht der Welt zu erblicken. Die Frau hat ihren Arm um den Bauch gelegt. Wie Nachrichtenagenturen später berichteten, sind Mutter und Kind gestorben.
Zunächst zögerlich
"Es geht mir darum, dass möglichst viele Menschen dieses Bild sehen. Es geht mir darum, dass wir uns nicht an diesen Krieg gewöhnen." Gegen dieses Sich-Gewöhnen wolle sie anmalen, sagt die Künstlerin. So eindeutig ihr Wunsch nun ist, das Gemälde öffentlich zu zeigen, so zögerlich sei sie zunächst gewesen. Erst als ihr Mann und ihre Galeristin ihr bestätigt hätten, dass es ein starkes Bild sei, habe sie beschlossen, es auszustellen. Bis zum 12. Mai hängt es nun im Foyer Stadthalle Lohr, ab dem 13. Mai ist es im Kunstschaufenster der Hubertus-Apotheke zu sehen und soll Anfang Juli zurück in die Stadthalle wandern. Über diese Kooperationen mit der Stadthalle und der Apotheke freue sie sich sehr, so Krug-Stührenberg.