„Es ist unklar, was auf uns zukommt“, fasste Bürgermeister Wieland Gsell mehrere Gespräche und Ortstermine mit dem Bund Naturschutz, dem das Felsgrundstück gehört, Straßenbauamt und Straßenmeisterei, Winzern und einem Geologen zusammen. Als Sofortmaßnahmen soll einerseits das Hinweisschild „Steinschlag“ an die Bundesstraße gestellt werden. Zusätzlich soll eine Art „doppelte Leitplanke“ zwischen Straße und Weg Felsbrocken aufhalten.
Radfahrer dürfen auf B 27
Mit der Gemeinde Thüngersheim ist abgesprochen, dass schon dort darauf hingewiesen wird, dass der Fuß- und Radweg kurz nach dem Rastplatz an der Bundesstraße zur Sackgasse wird. Rechtlich gesehen dürfen Radfahrer aufgrund des Sperrung des Weges auf der Bundesstraße fahren.
Die Situation ist gefährlich. Der Bürgermeister berichtete von einem 500 Kilogramm schweren Brocken, der es bis in den Graben der Bundesstraße schaffte. Wer derzeit die rund 1,5 Kilometer des Rad- und Fußweges vor Retzbach unter Umgehung der Absperrung benutzt, tut dies auf eigenes Risiko. Das gilt auch für die Winzer, die letztlich keine Wahl haben, wollen sie ihre Weinberge nicht aufgeben. Sie sieht Bürgermeister Gsell am meisten gefährdet, weil sie sich am längsten im Gefahrenbereich aufhalten.
Die doppelte Leitplanke zwischen Weg und Weinbergen aufzustellen, wie es Gemeinderat Erwin Heßdörfer vorschlug, geht nicht. Dann kämen die Winzer nicht mehr in die Weinbergszeilen.
Als mögliche Schutzmaßnahmen nannte Wieland Gsell, ein Fangnetz oder einen Erdwall zu bauen oder derzeit 25 bis 30 sichtbar abgefährdete Steinbrocken abzuschlagen. Dabei müsste die Bundesstraße zeitweise gesperrt werden.
Letztlich geht es auch darum, wer den Schutz bezahlt. Der Bund Naturschutz als Grundstückseigentümer kann es nicht. Die Gemeinde Zellingen will sich nicht „vorauseilend als zuständig erklären“, ist doch neben der Gemeinde als Ordnungsbehörde auch das Landratsamt zuständig. Zudem hätten auch die Bundesstraße und die Bahnlinie einen Vorteil von eventuellen Schutzmaßnahmen.
Teure Schutzbauten
Diese können schnell ins Geld gehen. Gemeinderat Alexander Hoffmann nannte aus seiner beruflichen Erfahrung am Landratsamt Miltenberg Kosten von 900 000 Euro für Schutzbauten. Schon deshalb solle man „früh genug tief einsteigen“ und auch das Landratsamt Main-Spessart mit ins Boot nehmen.
Im Gemeinderat kamen auch erste Diskussionen auf, an welcher Stelle ein Fang-/Schutznetz gebaut werden könnte. Gemeinderat Wolfgang Rupp forderte seine Ratskollegen und die Zuhörer auf, sich den Benediktusfelsen einmal mit Netz vorzustellen: „Das hat einen Charme.“