Mit einer kleinen Feierstunde am seinerzeit umstrittenen Gedenkstein erinnerte die Stadt Rieneck am Mittwoch, dem Jahrestag, an die Mordtat vom 29. März 1945, als fünf sowjetische Kriegsgefangene nahe der Stelle an der Sternhecke hingerichtet worden waren. Bürgermeister Wolfgang Küber sagte, man wolle nicht nur am Volkstrauertag an die Folgen von Diktatur und Krieg erinnern.
30 Teilnehmer
Unter den über 30 Teilnehmern waren die Stifterin des vor zwei Jahren aufgestellten Gedenksteins, Elfriede Krutsch, drei ihrer Freunde aus Berlin, zwei Stadtratsmitglieder, Burgsinns neue Pfarrerin Sabine Schlagbauer und zwei betagte Rieneckerinnen, 88 und 85 Jahre alt, die sich als Zeuginnen an das Kriegsverbrechen erinnern. Damals hatte Hans Olpp, ein Nazi-Führer aus Würzburg, fünf Jungen im Alter von 13 bis 17 Jahren gezwungen, die fünf Kriegsgefangenen zu erschießen.
Den Frieden bewahren
Man wolle der fünf, bis heute namenlosen Toten gedenken, sagte Bürgermeister Küber, aber auch der jugendlichen Täter, die ebenfalls Opfer des Nationalsozialismus' gewesen seien. Und man wolle erinnern, „dass Frieden ein hohes Gut und Grundlage für unser Zusammenleben ist“.
Elfriede Krutsch berichtete, dass sie mit ihren Berliner Freunden (Susanne Misere, Karl-Heinz Konrad und Pfarrer i. R. Peter Bäß) am Montag den Friedhof für sowjetische Kriegsgefangene „Am Felschen“ im Lager Hammelburg mit über 3000 Toten besucht habe. Hierhin waren die in Rieneck erschossenen und verscharrten fünf Kriegsgefangenen um Oktober 1960 umgebettet worden. Krutsch empfahl einen Besuch dort und plädierte für einen uneingeschränkten Pazifismus.
Für Völkerverständigung
Statt die Rüstungsausgaben, wie von der neuen US-Regierung gefordert, in allen Nato-Mitgliedsländern zu erhöhen, solle man sich für Völkerverständigung einsetzen, speziell mit Russland, das „immer zu Europa gehört“ habe. Zusammen mit ihren Freunden trug die gebürtige Rieneckerin Gedichte und Lieder von Franz Josef Degenhardt, Jewgeni Jewtuschenko, Huub Oosterhuis und Erika Schirmer vor.
Die Burgsinner Pfarrerin Schlagbauer sagte: „Ich finde es schön, dass die Erinnerung wach gehalten wird, und freue mich, dabei zu sein.“ Sie sprach mit den Gästen der Feierstunde das Vaterunser und rief zum Schluss zum Friedensgruß auf.