Die Rechtenbacher Narren ließen es am Samstagabend krachen. Zum Geburtstag des Faschingsvereins – 30 Jahre jung wurde er – zündeten sie ein knallbuntes Feuerwerk an ideenreichen Tänzen und munteren Büttenreden. Zum runden Geburtstag hatte sich der Verein eine neue, farbenprächtige Bühnenkulisse geleistet.
Nachdem das Prinzenpaar Christian und Stephanie von der Röderburg in seiner Ansprache seine Faschingstauglichkeit bewiesen hatte, starteten Ötsch und Dötsch den ersten Angriff auf die Lachmuskeln des Publikums. Während Ötsch – im echten Leben Bürgermeister Klaus Bartel – nach seiner Wahl zum Ortsoberhaupt diverse „Schnupperkurse“ wie „Blähung als Botschaft“ belegt, zieht Dötsch es vor, seine freie Zeit in einem Lohrer Café zu verbringen. Der Bedienung wegen, wie er verriet. „Die tragen Taubstummen-Hosen“, verriet der Blödel-Barde. Und schob gleich die Erklärung nach: „So knallenge Leggings. Man sieht, dass sich die Lippen bewegen aber man hört nix.“ Ötsch gestand, kürzlich von einer Marktfrau eine Ohrfeige kassiert zu haben, als er Dill kaufen wollte. „Dabei hab ich nur gefragt: höm sie nen Dill do?“
Wittstadt hats versaut
Fußballschuhe und Ball tauschte die Viererkette des TSV mit Gitarren und Mikros und deckte kleine Skandälchen auf. Zur Melodie von Peter Schillings „Major Tom“ nahmen sie einen nach einem feucht-fröhlichen Grillabend verursachten Mülltonnenbrand auf die Schippe. Der große Dank der vier Kicker ging allerdings gen Lohr, an den Stadtrat und Ex-Bürgermeister Prüße, welche mit der Schneewittchen-Affäre eine Steilvorlage für den Fasching geliefert hätten. „Prüße, das hast du toll gemacht, das ganze Land drü lacht. Die Zwerge rufen lauthals aus: Schneewittchen, du siehst scheiße aus“, reimten sie. Ihr Fazit: „Schneewittchen – eigentlich ne Hammer-Braut, doch Wittstadt hat's total versaut.“
Humorvoll glossierten die beiden Gemeindearbeiter das Ortsgeschehen und beleuchteten unter anderem die Kirbbaum-Affäre. Dem Stolz der Kirbleute hatten einige Neuhüttener die Krone abgesägt und ihn um einige Meter gekürzt.
„Den Rechtenbachern stinkt's, den Neuhüttenern gefällt's. Etz passt ach der Baam zu de Neuhüttener Häls.“
Gurrend hockten drei Tauben in ihrem Taubenschlag, verwandelten sehr zum Entsetzen des Mundschenks den mit Frankenwein gefüllten Gemeindebembel mit diversen Zutaten in Aperol Spritz und plauderten über ihre Flug-Erlebnisse. Was passiert, wenn man statt in einem Heiratsvermittlungsbüro in einem Reitinstitut landet, zeigten Chantal Matreux und Jutta Staub. Sätze wie „Sind sie Anfänger oder haben sie schon mal ...?“ bekamen da eine ganz andere Bedeutung.
Bänkelsänger Klaus Bartel sorgte vor allem mit der Story über eine junge Dame, die nach übermäßigem Sauerkraut-Genuss ihre Blähungen nach einer Verwechslung im Auto eines fremden Mannes los wurde für Vergnügen.
Ein Augenschmaus waren die Tanzdarbietungen. Die Mädels der lila Garde bewiesen Taktgefühl und ernteten viel Applaus. Zu zünftiger Volksmusik betraten die jungen Männer der „Kötzedänza“ in Hausfrauenschürzen und mit traditionellen Kötzen auf dem Rücken die Bühne. Das Publikum grölte, als sich die betagten Damen in heiße Blondinen verwandelten und ihre Hüften zu fetziger Disco-Musik kreisen ließen. Eine gelungene Premiere feierten die „Minizicken“, die mit ihren neonbunten Kostümen nicht nur outfitmäßig ein echter Hingucker waren.
Verwandlungskünstler
Eine tänzerische Glanzleistung gespickt mit viel Ideenreichtum bot die Showtanzgruppe. Die Frauen begeisterten mit ihrer Verwandlungsfähigkeit und ließen das Leben einer Frau, vom Kind über den Teenager bis zur Hausfrau und Greisin, tänzerisch Revue passieren. Viel Applaus erntete die Gast-Gruppe „Raices Latinas“. Die vier Damen boten mit einem traditionellen Tanz Einblick in eine andere Kultur.
Elegant und athletisch, gespickt mit etlichen Hebefiguren, war der Tanz der Prinzengarde. Die Mädels bauten den Geburtstag des Faschingsvereins in ihre Darbietung ein und gratulierten tänzerisch. Die neun Herren des Männerballetts begeisterten in schwarz-roten Negligees, Netzstrümpfen und Strumpfbändern zum Abschluss des Abends.