Der gut fünfminütige Beitrag, der kürzlich im Bayerischen Fernsehens gelaufen ist, zeichnet ein trübes Bild von Lohr: Das Magazin "quer" berichtet unter dem Titel "Lohr am Main enttäuscht Jugendliche" vom Mangel an Treffpunkten für junge Menschen in der Stadt. Auf die Frage, was man in Lohr nach der Schule unternehmen kann, antwortet eine Jugendliche vor der Kamera: "Sich an den Main setzen und einen Döner holen."
Der jungen Generation, so vermittelt es die Sendung, bleibt in Lohr kaum anderes übrig, als sich im Supermarkt Snacks und Getränke zu holen und diese frierend auf der Parkbank zu verzehren. Ex-Kanzlerin Angela Merkels Lieblingswort "alternativlos" schwingt ungesagt in jeder Szene mit. Was fehlt, sei "ein Ort, wo sich Jugendliche freuen hinzugehen, sich treffen können, gemeinsam die Zeit verbringen und etwas unternehmen, was nicht Geld kostet", erklärt eine Lohrer Schülerin in "quer".
Eine Mutter bezeichnet sich als "von der Stadt stark enttäuscht", weil diese Versprechungen gemacht, aber nicht eingehalten habe. Als Beispiel werden in dem Einspieler der marode Skaterplatz und das Fischerhaus am Kirchplatz genannt. Ersterer sollte saniert werden, Letzteres war zeitweise als Ort für einen offenen Jugendraum im Gespräch.
Entscheidung über Skaterplatz vertagt
Für den Skaterplatz sind für das laufende Jahr vorerst nur 30.000 Euro an Planungskosten im Haushalt vermerkt. Weitere 470.000 Euro, die ursprünglich für die Generalsanierung in der Finanzplanung für die Jahre 2025 und 2026 vorgesehenen waren, wurden vorerst wieder gestrichen. Die Entscheidung, ob der in die Jahre gekommene Skaterplatz erneuert werden soll, hat der Stadtrat vertagt. Von der Idee, im Fischerhaus einen Jugendtreff einzurichten, nahm die Stadt Lohr schnell wieder Abstand. Bürgermeister Mario Paul begründete das sowohl gegenüber "quer" als auch unserer Redaktion damit, dass es "haftungstechnisch sehr schwierig ist, Minderjährigen offiziell einen Raum zu überlassen, der dann aber nicht betreut ist".
Der Lohrer Bürgermeister betont, dass die Stadt keine Versprechen gebrochen habe. Die Ideen aus einer Diskussionsrunde mit Jugendlichen im Oktober 2023 seien dokumentiert, im zuständigen Stadtratsausschuss beurteilt und weiter von der Verwaltung geprüft worden, erklärt Paul den Ablauf. Der Skaterplatz sei dann im Haushaltsprogramm abgebildet, der Jugendraum im Fischerhaus aus den genannten Gründen nicht mehr verfolgt worden. "Wir haben eine Streetworker-Stelle geschaffen und umgehend ausgeschrieben", sagt er.
Belange der Jugend bei nicht öffentlicher Klausur diskutieren
Als Grund für die "Missverständnisse" nennt der Bürgermeister die "Unkenntnis über die Prozesse, die hinter Verwaltungsentscheidungen stehen, aber auch die lokale Medienberichterstattung". Diese habe wohl bei dem einen oder anderen den Eindruck erweckt, als seien Skaterplatz und Jugendtreff bereits in trockenen Tüchern, sagt Paul.
Beim Skaterplatz hat es laut dem Bürgermeister deutliche Stimmen gegeben, die eine rasche Sanierung forciert hätten. Anderen ging es nach Aussage Pauls aber zu schnell. "Man versucht einen Kompromiss zu finden, die Leute einzubinden und eben nicht mit einer schwachen Mehrheit irgendwie durchzuregieren", erläutert er den politischen Stil im Stadtrat. Paul weist mit Blick auf die Stadtkasse auch darauf hin, dass viele wichtige Projekte seit vielen Jahren geschoben werden.
Mario Paul möchte sich nach eigenen Worten bei der im April anstehenden nicht öffentlichen Klausur des Stadtrats mit vielen anderen Kolleginnen und Kollegen aus dem Gremium für die Belange der Jugendlichen stark machen. Er sei hoffnungsfroh, dass man beispielsweise die Sanierung des Skaterplatzes hinkriegen werde, betont Paul.
Die Frage, warum aktuell Geld für die externe Entwicklung einer Stadtmarke da ist, aber für viele andere Projekte nicht, hat Mario Paul nach eigener Aussage schon öfter gehört. In Bezug auf den zu erneuernden Skaterplatz meint er, dass das eine nichts mit dem anderen zu tun habe. "Wir hätten beides aus Sicht der Verwaltung gut und sicher finanzieren können", sagt er. All diese Querverweise deuten darauf hin, dass die Lohrer Skater ihre Rollbretter also noch nicht sofort an den Nagel hängen sollten.